Ken Russell wurde 1927 in South Hampton, England, geboren und besuchte später eine Kunstschule in London, um Fotograf zu werden. Früh entdeckte er seine Leidenschaft für den Film. Ende der 1950er Jahre drehte er Dokumentarfilme über Musiker und Künstler für die TV-Station BBC. Unter anderem waren Komponisten wie Richard Strauss, Claude Debussy oder Edward Elga Thema seiner extravaganten Dokumentationen, die mehr auf Emotionen als auf Fakten aufbauten. Seine Fernsehfilme hatten großen Einfluss auf das britische Kino der 1960er Jahre. Auch Stanley Kubrick schätzte die Werke von Russell sehr. Bald darauf eroberte der Regisseur auch die Kinoleinwand. Für das Drama "Liebende Frauen", das auf dem gleichnamigen Roman von D.H. Lawrence basiert, erhielt der Brite 1971 seine einzige Oscarnominierung als bester Regisseur, eine weitere Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch und wurde von Kritikern als "Britischer Orson Welles" gefeiert.
Von Anfang an schlug Ken Russell einen sehr eigenständigen Weg des Filmemachens ein - mehrere Male entstand um seine Filme eine Kontroverse. Sein Nunspoitationsfilm "Die Teufel" wird in den USA bis heute nicht in ungekürzter Fassung gezeigt, weil er auf sehr offensichtliche Weise Sexualität und Kirche verbindet. Für "Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn", sein unkonventionelles Biopic über den russischen Komponisten, musste er für seine exzentrische Darstellung des Musikers zwar Kritiker-Schelte einstecken, doch der Erfolg an den Kinokassen sprach für ihn. 1975 erschien seine starbesetzte Musical-Verfilmung "Tommy" mit Tina Turner, Elton John, Eric Clapton und Jack Nicholson, deren Musik aus der Feder der britischen Rockband The Who stammt. Vor allem in Großbritannien war "Tommy" ein absoluter Megaerfolg und avancierte zum Kultfilm.
In den 1980ern begann Russell auch vermehrt in den USA zu filmen und drehte Genre-Klassiker wie "Der Höllentrip" und "Der Biss der Schlangenfrau". Seiner Liebe zur Musik verleihte er bald nicht nur mehr filmisch Ausdruck - so inzenierte er auch mehrere Opern für große Häuser. Seit den 1990ern wandte er sich wieder vermehrt TV-Produktionen zu, drehte mehrere Undergroundfilme und lehrte Filmwissenschaften an mehreren Universitäten in Großbritannien. Am 27. November 2011 starb Ken Russell im Alter von 84 Jahren. Sein einzigartiger Stil des Filmemachens, sein Mut zu starken Bildern und kontroversen Themen wie Kirche und Sexualität, hat seinen Platz in der Filmgeschichte sicher.