Nachdem er schon 1999 den Goldenen Bären der Berlinale für seinen meditativen Kriegsfilm "Der schmale Grat" gewonnen hat, konnte Terrence Malick heute mit der Goldenen Palme für "The Tree of Life" eine weitere begehrte Auszeichnung für sich verbuchen. Der öffentlichkeitsscheue Filmemacher, dessen Werk an der Croisette mit Buhrufen und Begeisterung zu fast gleichen Teilen aufgenommen wurde, zeigte sich von der Ehre allerdings wenig beeindruckt und erschien genausowenig wie sein Darsteller Brad Pitt bei der Preisverleihung.
Ein weiterer Protagonist dieses Festivals war ebenfalls nicht anwesend: Mit Spannung war erwartet worden, ob "Melancholia", der beeindruckende Wettbewerbsbeitrag des Dänen Lars von Trier, zu den ausgezeichneten Werken gehören würde, nachdem die Festivalleitung den umstrittenen Regisseur wegen seiner Äußerungen zu Hitler und den Nazis bei der Pressekonferenz zum Film zur unerwünschten Person erklärt hatte. Robert De Niro und seine Jury-Kollegen verzichteten darauf, von Trier persönlich zu ehren, vergaben allerdings die Palme für die Beste Darstellerin an Kirsten Dunst, die in dem Werk die Hauptrolle spielt.
Bester Darsteller wurde der Franzose Jean Dujardin ("OSS 117") für seine Rolle in der Stummfilmkomödie "The Artist", zum Besten Regisseur erklärte die Jury von Triers Landsmann Nicolas Winding Refn für seinen dramatischen Thriller "Drive" mit Ryan Gosling und Carey Mulligan.
Ein deutscher Beitrag war im Wettbewerb nicht vertreten und auch der österreichische Film "Michael" ging leer aus. Dafür durfte sich der Berliner Regisseur Andreas Dresen ("Whisky mit Wodka") bereits gestern über den Hauptpreis in der Nebensektion Un Certain Regard freuen, den er für sein Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" erhielt.
Hier die Wettbewerbspreise im Überblick:
Goldene Palme: "The Tree of Life" von Terrence Malick
Großer Preis der Jury: "Once upon a Time in Anatolia" von Nuri Bilge Ceylan und "The Kid With A Bike" von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne
Beste Regie: Nicolas Winding Refn für "Drive"
Bester Darsteller: Jean Dujardin in "The Artist"
Beste Darstellerin: Kirsten Dunst in "Melancholia"
Bestes Drehbuch: Joseph Cedar für "Footnote"
Jury-Preis: "Polisse" von Maïwenn
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