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    "Fight Club"-Regisseur David Fincher wollte einen der besten Abenteuerfilme aller Zeiten neu drehen: Daran ist es gescheitert
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Vor rund eineinhalb Jahrzehnten kündigte „Sieben“-Regisseur David Fincher an, einen Abenteuerklassiker für Disney neu zu verfilmen. Nun erläuterte er in einem Interview, warum aus diesem Plan schlussendlich nichts wurde.

    Disney

    Bereits knapp 50 Jahre vor Beginn der „Fluch der Karibik“-Saga brachten die Disney-Studios ein bildgewaltiges Ozean-Abenteuer in die Kinos: Die Jules-Verne-Verfilmung „20.000 Meilen unter dem Meer“ raubte dem Publikum 1954 mit aufwändigen Spezialeffekten den Atem. Und dank einer ikonischen Ästhetik sowie fesselnden Figuren gilt das Spektakel weiterhin als einer der besten Abenteuerfilme aller Zeiten.

    Außerdem diente der Meilenstein als Inspirationsquelle für die „Fluch der Karibik“-Saga – insbesondere für den zweiten Teil, der 2006 zahlreiche Rekorde aufgestellt hat. Insofern verwundert es nicht, dass Disney im Zuge dessen den Versuch anleierte, einen neuen „20.000 Meilen unter dem Meer“-Film in die Kinos zu bringen.

    Nachdem kurzzeitig „3 Engel für Charlie“-Regisseur McG mit dem Projekt in Verbindung stand, kündigte niemand Geringeres als David Fincher an, das Remake in Angriff zu nehmen. Doch schlussendlich verließ Fincher das geplante „20.000 Meilen unter dem Meer“-Remake, das seither noch immer nicht Gestalt angenommen hat. Nun machte der „Sieben“-Regisseur bekannt, weshalb er den Abenteuerfilm aufgegeben hat.

    "20.000 Meilen unter dem Meer": "Widerlich und cool und nass"

    In „20.000 Meilen unter dem Meer“ geht es um einen französischen Professor, der in den 1860ern versucht, eine Reihe rätselhafter Schiffsunglücke aufzuklären, für die in der Presse ein Seeungeheuer verantwortlich gemacht wird. Dem Professor gelingt es zügig, die wahre Ursache herauszufinden: Ein bis dahin undenkbares Unterseebot namens Nautilus, befehligt vom ebenso brillanten wie zornigen Kapitän Nemo...

    Fincher war von den ästhetischen sowie thematischen Möglichkeiten dieses Stoffes angetan, wie er nun im Interview mit Letterboxd verrät: „Ich wollte '20.000 Meilen unter dem Meer' unbedingt machen, weil das, was wir im Sinn hatten, so richtig schön widerlich und cool und nass war, und es war Steampunk und all sowas“, lässt sich der „Gone Girl“-Regisseur zitieren.

    Wie er gegenüber Letterboxd weiter anmerkt, habe er seine Sehnsucht nach solch einem Stil später mit „Schlechte Reise“ befriedigt, der von ihm inszenierte Episode der Netflix-Animationsserie „Love, Death & Robots“. Das sähe er als guten Kompromiss, da er seine „20.000 Meilen unter dem Meer“-Vision der damaligen Disney-Führungsriege nicht schmackhaft machen konnte:

    Es ist unmöglich, Leute für die Risiken zu begeistern, für die man selber brennt“, so Fincher. "Disney befand sich in einer Situation, in der sie sagten: 'Wir müssen wissen, dass da eine Sache ist, die wir von vorne bis hinten auszuwerten verstehen – und du musst all diese Kästchen für uns abhaken.“ Während sich also das Studiomanagement laut Fincher von Anfang an Gedanken um die Vermarktungsmöglichkeiten machte, kreisten Finchers Gedanken um die thematische Bandbreite des Stoffs.

    „Ich meinte: 'Ihr habt Jules Verne gelesen, oder?“ [lacht] Das ist eine Geschichte über einen indischen Prinzen, der echte Probleme mit dem Imperialismus der Weißen hat – und das ist es, was wir erzählen wollen“, erinnert sich Fincher. Das wäre aber bloß erwidert worden durch: „Ja, ja, passt schon. Hauptsache, es gibt viel weniger davon im Film.“ Der „Zodiac“-Regisseur wollte diesen Aspekt der Geschichte aber nicht auf die leichte Schulter nehmen – und war ebenso wenig daran interessiert, ihn am Disney-Management vorbei zu mogeln.

    Hemsworth, Tatum oder Pitt?

    Daher habe Fincher letztlich Disney signalisiert: „Schaut, ich darf das nicht vermasseln. Und ich will nicht, dass ihr auf der Premiere erfahrt, was ihr da finanziert habt.“ Gegenüber Letterboxd fand Fincher einen harschen Vergleich damit, bei derart unterschiedlichen Visionen einen Film zu verwirklichen: Die Vorstellung, zwei Jahre lang die Zähne gezogen zu bekommen. „Und ich will das nicht. Dafür ist das Leben zu kurz“, so Fincher. Der Regisseur weiß durchaus, wovon er da redet:

    Sein Regiedebüt „Alien 3“ ist berühmt-berüchtigt dafür, dass Fincher und das verantwortliche Studio massive Differenzen hatten. Fincher äußerte sich seither wiederholt negativ über diese Erfahrung und den fertigen Film. So lang wie Finchers Frust über „Alien 3“ zogen sich die Versuche, seine „20.000 Meilen unter dem Meer“-Neuverfilmung auf die Beine zu stellen, nicht hin. Trotzdem versuchten Fincher und Disney länger, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, als man angesichts Finchers Statements nun womöglich denken würde.

    Die erste öffentliche Erwähnung des Projekts erfolgte 2010 im Rahmen der San Diego Comic-Con, wo Fincher enthüllte, an dem Film mit „Das Bourne Ultimatum“-Autor Scott Z. Burns zu arbeiten. Erst drei Jahre später gab Fincher seinen Ausstieg bekannt. Außerdem wurde öffentlich, dass Fincher Brad Pitt als Harpunier Ned Land besetzen wollte, und somit in der Rolle, die in vielen Adaptionen den Publikumsliebling darstellt. Pitt lehnte den Part jedoch ab, woraufhin Disney laut Indiewire „Thor“-Star Chris Hemsworth ins Auge fasste, während Fincher Channing Tatum bevorzugte.

    Falls ihr eure Enttäuschung darüber, dass dieses Leinwand-Abenteuer nicht Gestalt angenommen hat, lindern möchtet, hätten wir einen Vorschlag: Schaut euch zum Trost doch einfach Disneys legendäre „20.000 Meilen unter dem Meer“-Verfilmung an, die all dies ins Rollen brachte. Weshalb wir euch den Klassiker wärmstens empfehlen, könnt ihr im folgenden Streaming-Tipp nachlesen:

    Heute Abend streamen: Einer der besten Abenteuerfilme aller Zeiten – ein echtes Muss für Fans von "Fluch der Karibik"
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