Es klingt fast wie ein modernes Märchen, wenn Regisseur M. Night Shyamalan erzählt, dass Walt Disney – heute als Gigant der Comicverfilmungen bekannt – im Jahr 2000 nicht wollte, dass „Unbreakable – Unzerbrechlich“ als Film über Comics und Superhelden beworben wird. Dabei spielt genau dieser Aspekt eine zentrale Rolle im Film.
Der Film erzählt die Geschichte von David Dunn (Bruce Willis), einem Wachmann, der als einziger ein Zugunglück überlebt und dabei unverletzt bleibt. Elijah Price (Samuel L. Jackson), ein Comicbuch-Enthusiast mit einer seltenen Krankheit, glaubt, dass David ein echter Superheld ist.
Der Film gipfelt in einem – wie wir es heute von Shyamalan nicht anders erwarten – Plottwist, der damals durchaus positiv aufgenommen wurde. 16 Jahre später griff Shyamalan die Geschichte in „Split“ mit James McAvoy und Anya Taylor-Joy erneut auf und erschuf damit sein eigenes filmisches Universum, das er 2019 mit „Glass“ abschloss.
Für Disney waren Comics und Superhelden früher noch ein Risiko
Nach dem sensationellen Erfolg von „The Sixth Sense“ (1999) war Shyamalans neuer Film im Jahr 2000 heiß erwartet. Die Aufmerksamkeit war ihm sicher. Doch Disney entschied sich, den Film als Horror-Thriller zu vermarkten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Comics galten damals noch als Nischenmarkt, und das Studio wollte kein Risiko eingehen.
Im Gespräch mit GQ (via Variety) zum Kinostart seines neuesten Films „Trap: No Way Out“ erinnerte sich Shyamalan an die damalige Haltung des Studios: „Niemand wird sich einen Film über ein Comicbuch ansehen. Das kannst du nicht machen.“ Shyamalan hingegen dachte: „Ich liebe es! Vielleicht gibt es andere Menschen, die das auch als Mythos sehen und genießen würden.“
Für den Oscar nominierten Regisseur war es ein Film über einen Mann, der als einziger ein verheerendes Unglück überlebt und erfährt, dass er ein echter Superheld ist. Doch diese Prämisse wurde nie so beworben oder verkauft.
Die Angst vor einem Flop war zu groß
Aus heutiger Sicht mag Disneys Entscheidung merkwürdig erscheinen, doch damals war sie nachvollziehbar. Das Marvel Cinematic Universe (MCU) lag noch in weiter Ferne – der erste „Iron Man“ kam erst 2008 in die Kinos und legte den Grundstein für ein Multi-Milliarden-Dollar-Franchise. Im Jahr 2000 galten Superheldenfilme noch als riskant und weniger populär.
Klassiker wie „Superman“ (1978) und „Batman“ (1989) waren zwar erfolgreich, aber die Superhelden-Thematik blieb im Mainstream lange eine Randerscheinung. Erst ab Mitte der 1990er-Jahre, mit Filmen wie „The Crow“ (1994), „Blade“ (1998) und schließlich „X-Men“ (2000), begann sich das Blatt langsam zu wenden. Die Angst vor Flops war jedoch groß.
Shyamalan war mit „Unbreakable“ definitiv ein Vorreiter in der Anerkennung von Comics als ernstzunehmende Quelle für Geschichten in Hollywood. Trotz des zurückhaltenden Marketings trug der Film dazu bei, dass viele Zuschauer*innen begannen, Comics als mehr zu sehen als nur Asterix, Fix und Foxi oder Garfield.
"Unbreakable" war kein großer Hit, ist aber ein großer Film
Im Jahr seines Erscheinens war „Unbreakable“ kein übermäßig großer Erfolg. Bei einem Budget von 75 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit etwa 250 Millionen US-Dollar ein. Nach dem massiven Erfolg von „The Sixth Sense“ (über 670 Millionen US-Dollar weltweit bei einem Budget von 40 Millionen) wirkte das wie ein Rückschritt.
Doch Shyamalans ‚Comicfilm‘ konnte sich über die Jahre eine treue Fangemeinde und eine gute Reputation aufbauen. Mittlerweile gilt der angebliche Horror-Thriller als einer der besten Werke des Regisseurs. Auch dank prominenter Fürsprecher wie Kult-Regisseur Quentin Tarantino:
"Eines der Meisterwerke unserer Zeit": Quentin Tarantino ist ein glühender Fan von diesem Bruce-Willis-HitDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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