Heimkino-Kracher: Einer der größten FSK-18-Skandalfilme erscheint (endlich!) in seiner neuen Version – und erstmals in 4K!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Über drei Jahrzehnte lang war „Caligula“ in Deutschland indiziert. Mittlerweile ist der hoch umstrittene Kultfilm vom Index gestrichen. Jetzt steht seine deutsche 4K-Premiere bevor – in einer völlig neuen Schnittfassung!

Opulente Kulissen, freizügige Kostüme sowie eine wild zusammengewürfelte Besetzung aus damaligen Leinwandgrößen, seither zu Schauspielikonen aufgestiegenen Talenten und Herrenmagazin-Nacktmodels: Der kontroverse Kultklassiker „Caligula“ wäre gewiss allein durch diese Mischung legendär geworden. Doch dass sich das provokante Historien-Epos noch dazu in drastischen Gewaltexzessen und sexuellen Perversionen übt, machte es endgültig zu einer berühmt-berüchtigten Kinokuriosität.

Hierzulande war der Film von Arthouse-Provokateur Tinto Brass geschlagene 36 Jahre lang indiziert. Mittlerweile hat er jedoch uncut eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren und am 6. Februar 2025 erscheint „Caligula“ erstmals in Deutschland als ungekürzte 4K-Version fürs Heimkino!

„Caligula“ feiert seine deutsche 4K-Premiere in Form eines limitierten 4-Disc-Mediabooks. Dieses enthält den Film in sogleich zwei Schnittfassungen: Da wäre der brandneue Ultimate Cut von Kunsthistoriker Thomas Negovan, der versuchte, aus bislang unveröffentlichtem Material eine Fassung zu erstellen, die sich dem Drehbuch von „Ben Hur“-Autor Gore Vidal annähert.

Darüber hinaus umfasst die Edition die ungeschnittene, umstrittene Kinofassung von 1979. Während diese auf Blu-ray beiliegt, umfasst das Mediabook den Ultimate Cut als 4K-Disc sowie als Blu-ray. Obendrein enthält die Limited Edition eine Bonus-Blu-ray mit haufenweise Bonusmaterial über die Entstehung und Nachwirkung des sexuell aufgeladenen, sich um die verführerische sowie verstörende Wirkung absoluter Macht drehenden Skandalklassikers.

"Caligula": Intrigen und Wahnsinn im alten Rom

Nach dem Mord an Kaiser Tiberius („Lawrence von Arabien“-Star Peter O'Toole) lässt sich der nach Macht strebende Caligula („Uhrwerk Orange“-Hauptdarsteller Malcolm McDowell) zum neuen Imperator küren. An der Seite seiner Schwester/Bettgespielin Drusilla („Salon Kitty“-Mimin Teresa Ann Savoy) und seiner Frau Caesonia (Helen Mirren) zersetzt er das römische Imperium von innen heraus.

Unklar ist, ob seine unfassbare Form von Dekadenz, Arroganz und Habsucht Beweis dafür ist, dass er völlig dem Wahn verfiel. Oder begehrt Caligula womöglich auf ungewöhnliche Weise gegen sein übermächtiges Amt auf...

„Caligula“ wurde von Bob Guccione produziert, dem Gründer des Erotikmagazins „Penthouse“. Auch wenn er wohl zwischenzeitlich Ambitionen hatte, ein anspruchsvolles Publikum von sich zu überzeugen und sich zugleich mit erzkonservativen Kulturwächter*innen anzulegen: Nachdem er den gefeierten Schriftsteller und Drehbuchautoren Gore Vidal sowie das regieführende Enfant terrible Tinto Brass anheuerte, ließ er sie nicht einfach ihre Arbeit machen. Er musste dem Film seinen Stempel aufdrücken...

Viel Nähe im Film, viel Distanznahme hinter den Kulissen

Vidal distanzierte sich früh von „Caligula“, da Brass seine Skript-Vision nach eigenem Gutdünken überarbeitete – während der Produktion eckte Guccione indes mit Brass an, da er ihm in seine Absichten reinfunkte. Schlussendlich schloss der Erotik-Verleger Brass vom Schnitt aus und packte zuvor nicht abgesprochene Hardcore-Sexszenen in das Historienepos, woraufhin sich auch Brass von „Caligula“ distanzierte.

So entstand eine weltweit in allerhand Jugendschutz-Trubel rennende, sonderbare Mischung aus aufreizender sowie abstoßender Erotik, exzentrischer Geschichtsreflexion, exaltiertem Schauspielkino und fiebriger Erzählweise. Ob das nun versehentlich brillant, geplante Megalomanie oder frustrierender Unfug ist – darüber streiten Filmbegeisterte seit Jahrzehnten.

Der neue Ultimate Cut fügt dieser Debatte eine neue Facette hinzu: „Aus einem dekadent-perversen Historien-Epos voller Opulenz wurde ein opulentes Filmepos über Dekadenz und Perversionen“, heißt es etwa in der FILMSTARTS-Kritik zur alternativen Version des Skandal-Kultklassikers. So oder so wäre „Caligula“ nicht für einen gemütlichen Filmabend in großer Familienrunde geeignet – es sei denn, ihr stößt liebend gern hitzige Gespräche an (und habt eine komplett volljährige Familie).

In dem Fall sind die kontroversen, starken Western aus dem folgenden Heimkino-Tipp aber sicherlich ebenfalls genau nach eurem Geschmack:

Mit einem der besten Actionfilme aller Zeiten: Heimkino-Highlight vereint über 7,5 Stunden Western-Kult erstmals auf Blu-ray

*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren