Bevor Ridley Scott diesen November brutale Gladiatoren-Kämpfe im Kino entfesselte, kam ihm Roland Emmerich mit seiner Serie „Those About To Die“, die in Deutschland im Abo von Amazon Prime Video zu sehen ist, zuvor. Und das in gleich mehrfacher Hinsicht. Denn nicht nur startete Emmerichs Gladiatoren-Spektakel bereits im Juli 2024, der deutsche Filmemacher durfte seine Serie sogar stilecht in den römischen Cinecittà Studios drehen – da hatte er schlicht und ergreifend früher zugeschlagen und den Drehort Ridley Scott vor der Nase weggeschnappt, der für „Gladiator II“ auf Malta und Marokko ausweichen musste.
„Those About To Die“ mit „Game Of Thrones“-Bösewicht Iwan Rheon und Oscarpreisträger Anthony Hopkins basiert auf dem gleichnamigen, 1958 erschienenen Sachbuch von Daniel P. Mannix – eben jenem Buch übrigens, das Drehbuchautor David Franzoni damals dazu inspirierte, die Story zu Ridley Scotts „Gladiator“ zu entwickeln. Alle zehn Folgen der ersten Staffel könnt ihr bei Amazon Prime Video streamen. Und für wen sich das Einschalten lohnt, verraten wir euch in diesem Artikel.
Wenn ihr es mit historischen Tatsachen nicht allzu genau nehmt, sie vielleicht gar ganz bewusst geschönt und übertrieben sehen wollt (Stichwort: Haie im Kolosseum), und an „Gladiator II“ vor allem das seifenopernhafte Spektakel geliebt habt, dann seid ihr bei „Those About To Die“ genau richtig. Denn in diesen Punkten sind sich die beiden Gladiatoren-Spektakel gar nicht mal so unähnlich, auch wenn „Gladiator II“ gerade das Seifenopernhafte ein wenig zu bierernst hinter Drama und Pathos zu verstecken versucht.
Zwar ist „Gladiator II“ natürlich deutlich aufwendiger produziert als die Streaming-Serie und bietet damit deutlich bessere Schauwerte. Der Kino-Blockbuster muss aber auch mit dem Makel der hohen Erwartungen leben – schließlich schickt Ridley Scott hier den Nachfolger zu seinem fünffach oscargekrönten Kultfilm „Gladiator“ ins Rennen.
"Those About To Die": Ein opulentes Vergnügen ganz ohne schweres Oscar-Erbe
Von diesem schweren Erbe ist „Those About To Die“ gänzlich frei, und lässt sich so nach Meinung der Autorin dieses Artikels auch viel einfacher als das akzeptieren, was es ist: ein wunderbar überzeichnetes Guilty Pleasure mit Kostümen, Perücken und Pomp, mit Drama, Action und auch Romantik. Emmerich, der im Kino für seine Katastrophenfilme wie „The Day After Tomorrow“ und „2012“ bekannt ist, liebt die Übertreibung und hält wenig von Subtilität – und genau das macht den großen Spaß von „Those About To Die“ aus. Alles bleibt oberflächlich, aber es ist eine Oberfläche, die einen durch vergnügliche zehn Stunden trägt.
Oder wie es mein Kollege Michael Meyns in seiner Serien-Kritik zu „Those About To Die“ zusammenfasst: „Wer Historienserien mag und Lust an einer mit grobem Strich erzählten Soap-Opera hat, kann hier wenig falsch machen.“
Darum geht’s in "Those About To Die"
Kaiser Vespasian (Anthony Hopkins) nähert sich dem Lebensende und muss entscheiden, ob er seinen auf dem Schlachtfeld erfahrenen Sohn Titus (Tom Hughes) oder seinen in der Politik bewanderten Spross Domitian (Jojo Macari) als seinen Nachfolger benennt.
Währenddessen kämpft der Gauner und Wettbüro-Betreiber Tenax (Iwan Rheon) um den gesellschaftlichen Aufstieg, was ihn gefährliche Bündnisse eingehen lässt. Sein erster Schritt: Eine eigene Fraktion gründen, mit der er Wagenlenker bei den spektakulären Wagenrennen in der Arena antreten lassen kann. Tenax‘ Weg kreuzt sich bald mit dem von Cala (Sara Martins), die nach Rom gekommen ist, um ihre versklavten Kinder zu befreien. Sie erkennen, dass sie einander helfen können – aber können sie einander auch vertrauen?
Roland Emmerich plant 2. Staffel von "Those About To Die"
Offiziell hat „Those About To Die” noch kein grünes Licht für eine zweite Staffel bekommen. Da die Serie für gleich zwei Streamingdienste (Peacock in den USA und Amazon Prime Video im Gros des Rests der Welt) gemeinsam entwickelt wurde, dürfte eine Entscheidung über eine Verlängerung etwas komplizierter sein, denn Finanzierungen und Verantwortlichkeiten müssen mit allen Parteien geklärt werden.
Das hält Roland Emmerich aber nicht davon ab, bereits Pläne zu schmieden. In Interviews verriet er, dass er Staffel 2 gerne nach dem Vorbild von „Der Pate II“ machen würde – nämlich mit zwei Handlungssträngen, einem in der Vergangenheit und einem in der Gegenwart. Wie es nach dem Ende von Staffel 1 mit den einzelnen Figuren genau weitergehen könnte, haben wir in unserem ausführlichen Ausblicks-Artikel zusammengefasst:
"Those About To Die" auf Amazon Prime Video: Das Ende von Staffel 1 erklärt – und was es für Staffel 2 bedeutet*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.