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    Tom Hanks wollte epischen Endzeit-Western drehen – dann übernahm Kevin Costner und fuhr ihn frontal gegen die Wand!
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Es gibt Bücher, die sollten vielleicht lieber nicht verfilmt werden. Meist wird man dessen allerdings erst nach einem Flop gewahr. Ron Howard und Tom Hanks ahnten es in diesem Falle jedoch wohl schon im Vorhinein. Ganz im Gegensatz zu Kevin Costner…

    Kevin Costner ist einer der seltenen Superstars, die nicht einfach nur darauf warten, dass ihnen die nächste Traumrolle auf dem Silbertablett serviert wird. Er entwickelt selbst Ideen für Filmprojekte und ist dann sogar bereit dazu, diese mit seinem eigenen Geld umzusetzen.

    Das kann funktionieren und zu wahren Triumphen führen wie damals bei „Der mit dem Wolf tanzt“. Der wurde ein riesiger Kassenerfolg und bescherte Costner zwei Oscars für die beste Regie und den besten Film des Jahres. Es kann aber ebenso furchtbar in die Hose gehen wie zuletzt bei „Horizon“. Der Kalifornier hat in die auf vier Filme angelegte Western-Saga laut eigener Aussage 100 Millionen Dollar aus seinem privaten Vermögen gesteckt. Doch bereits der im Frühsommer 2024 veröffentlichte erste Teil ging an den Kinokassen gnadenlos baden.

    Davon lässt Costner sich indes nicht irritieren. Er ist weiterhin wild entschlossen, sein klassisches Wildwest-Abenteuer in voller Länge durchzuziehen – wohl selbst dann, wenn er dafür noch weitere seiner Ländereien verkaufen müsse, wie er bei der Premiere von „Horizon 2“ im Rahmen des Filmfests von Venedig glaubhaft durchschimmern ließ.

    Kevin Costners "Postman"

    Das 1997 in die Kinos gekommene postapokalyptische Abenteuerepos „Postman“ war ein weiterer Film, an den Costner fest glaubte und in den er einige Millionen seines Geldes investierte, der aber kolossal scheiterte. Nicht nur spielte der von ihm selbst inszenierte 80-Millionen-Flop am Box-Office nicht einmal die Hälfte seines Budgets wieder ein, er wurde von der Kritik auch nahezu unisono verrissen. Wir zählen mit unserer durchschnittliche 2,5 von 5 möglichen Sternen vergebenden FILMSTARTS-Kritik noch zu den gnädigeren Rezensenten.

    Obendrein wurde das Werk bei den Razzie Awards, einer Art Anti-Oscars, mit insgesamt fünf Goldenen Himbeeren bedacht – für den schlechtesten Film des Jahres, das schlechteste Drehbuch (Eric Roth und Brian Helgeland), die schlechteste Regie (Costner), den schlechtesten Hauptdarsteller (Costner) sowie die schlechtesten Songs.

    Dabei hatte Costner einiges dafür geopfert, „Postman“ überhaupt machen zu können. Denn nicht nur steckte er eine astronomisch anmutende Summe in ihn, er lehnte wegen zeitlicher Überschneidungen auch das Angebot ab, die Hauptrolle in „Air Force One“ zu spielen. Worauf er da verzichtete, wurde natürlich erst hinterher klar, als der Streifen zum eindeutig lukrativsten Titel in der Karriere des für Costner eingesprungenen Harrison Ford jenseits der „Star Wars“- und „Indiana Jones“-Abenteuer avancierte.

    Zunächst wollte Ron Howard "Postman" machen

    Dabei standen die Sterne von Anfang an nicht besonders gut, als initiale Schritte unternommen wurden, den erstmals 1985 erschienenen Science-Fiction-Roman (dt. Titel: „Gordons Berufung“) von US-Schriftsteller David Brin auf die Leinwand zu bringen. Die von Western-Motiven durchzogene, patriotische Story um einen Mann, der quasi im Alleingang versucht, die nach dem Dritten Weltkrieg in Trümmern liegenden, von Anarchie und selbsternannten Diktatoren dominierten USA wieder aufzubauen, lockte in Hollywood schnell einige Bewunderer an.

    Unter ihnen befand sich auch „Apollo 13“-Meisterregisseur Ron Howard, der den Film mit Tom Hanks in der Hauptrolle inszenieren wollte. Howard und sein Produzent Brian Grazer erwarben die Rechte von Brin und engagierten Eric Roth, den oscarprämierten Drehbuchautor von „Forrest Gump“, um den Roman zu adaptieren. Nach mehreren Anläufen wurde Howard und Grazer klar, dass die Sache in einem sowohl künstlerischen wie finanziellen Desaster enden würde, und sie zogen sich zurück.

    The Postman
    The Postman
    Starttermin 12. Februar 1998 | 2 Std. 58 Min.
    Von Kevin Costner
    Mit Kevin Costner, Will Patton, Larenz Tate
    Pressekritiken
    2,1
    User-Wertung
    2,7
    Filmstarts
    2,5

    In diesem Moment kam Costner ins Spiel, der von Anfang an Brins bevorzugte Wahl für die Darstellung der Titelfigur war, seit er und seine Gattin den Mimen in „Feld der Träume“ gesehen hatten. Costner übernahm das Projekt und engagierte Brian Helgeland („L.A. Confidential“), um das Skript stark umzuschreiben. Sowohl Costner als auch Brin waren mit Helgelands Arbeit happy, als im Frühjahr 1997 die Kameras zu surren begannen.

    Ende des Jahres lieferte Costner sein nahezu drei Stunden langes Endergebnis beim Studio Warner Bros. ab, das umgehend erste Testvorführungen organisierte. Als diese jedoch katastrophal verliefen, flehte man Costner an, die enorme Laufzeit drastisch zu kürzen sowie ein paar Nachdrehs anzusetzen. Der weigerte sich allerdings, weil er von seiner Arbeit überzeugt war. So kam der Film exakt Costners Vision entsprechend in die Kinos, wo er dann komplett scheiterte.

    Es wäre sicher interessant zu sehen, was Ron Howard aus dem Stoff gemacht und wie Tom Hanks sich als postapokalyptischer Briefträger geschlagen hätte. Allerdings hatte der 2001 für „A Beautiful Mind“ mit dem Regieoscar ausgezeichnete Howard wohl tatsächlich den richtigen Riecher, als er die Finger von dem zweifellos attraktiv anmutenden, aber offenbar arg problematischen Projekt ließ. Zeigte sich hier letztlich doch einmal mehr, dass nicht jedes gute Buch automatisch einen guten Film ergibt.

    Wusstet ihr übrigens, dass Tom Hanks die Hauptrolle in einem absoluten 80er-Jahre-Kult-Meisterwerk abgelehnt hat? Um welchen Film es geht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Er konnte es einfach nicht verstehen": Darum lehnte Tom Hanks eines der größten Kult-Meisterwerke der 80er-Jahre ab

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