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    "Des Teufels Bad" hat mich gebrochen – eine Filmerfahrung, die wie kaum eine andere an die Nieren geht!
    Stefan Geisler
    Stefan Geisler
    -Redakteur
    "Tanz der Teufel 2" und ein manisch-lachender Bruce Campbell haben Stefans Horror-Herz gestohlen. Seitdem kann er nicht mehr ohne: "Der Babadook", "Halloween" und "The Lords of Salem" - Horrorfilme gehören für Stefan einfach zu einem guten Filmabend.

    Ihr steht auf harte Kino-Kost? Dann solltet ihr euch „Des Teufels Bad“ nicht entgehen lassen. Für FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler war dieser Film bisher die aufreibendste Kinoerfahrung des Jahres – im positiven Sinne.

    Es gibt Filme, die sind gut und die kann man immer wieder sehen. Und dann gibt es Filme, die gut sind und die man gerade deshalb kein zweites Mal schauen möchte. „Des Teufels Bad“ fällt für mich in die zweite Kategorie. Das brettharte Historiendrama ist absolut fantastisch und beeindruckt durch eine authentische Darstellung des Lebens im 18. Jahrhundert. Horror- oder geschichtsinteressierten Kinofreund*innen kann ich wirklich nur empfehlen, diese zweistündige Qual unbedingt auf der großen Leinwand zu erfahren – auch wenn ich mich schwer dazu durchringen könnte, den Film in naher Zukunft noch ein zweites Mal zu schauen.

    Der Grund dafür: „Des Teufels Bad“ möchte seine Zuschauer*innen regelrecht zermürben. Langsam und kriechend entfaltet sich ein Unbehagen auf der Leinwand. Jeden Tag verschlimmert sich Agnes (Anja Plaschg) Lage, die hier als Braut eines Fischers in ein fremdes Dorf zieht. Sozialen Halt hat sie keine, die herrische Mutter ihres Bräutigams spricht ihr jedes Talent ab und langsam befällt die junge Frau eine gnadenlos übermannende Traurig- und Hilflosigkeit, die auf das Publikum übergreift.

    Darum geht's in "Des Teufels Bad"

    Im Jahr 1750 heiratet Agnes (Anja Plaschg) einen Mann in einem fremden Dorf. Sie verlässt ihr Elternhaus und ihre gewohnte Umgebung – doch die Ehe mit ihrem Gatten Wolf (David Scheid) verläuft nicht so wie geplant. Denn obwohl sie nach altem Glauben in der Hochzeitsnacht sogar einen abgetrennten Menschenfinger unter der Matratze versteckt hatte, möchte dieser im Bett nichts von ihr wissen und scheint im Allgemeinen nur mäßiges Interesse an seiner neuen Frau zu besitzen. Auch sonst steht die Dorfgemeinschaft der frisch gebackenen Braut eher feindselig gegenüber, weil sich diese bei den zu verrichtenden Arbeiten nicht geschickt genug anstellt. Für Agnes wird ihr neues Leben allmählich zur Hölle auf Erden.

    Soweit zur Handlung...

    So unbarmherzig wie die damalige Zeit

    „Ich wollt einfach weg vom Leben sein“, diesen Satz äußert die Protagonistin, als sie nach den Gründen für ihr Handeln gefragt wird. Mit zunehmender Spieldauer ist es auch mir so gegangen, denn bereits zur Hälfte des Films wollte ich einfach nur noch weg von der Leinwand. Das Regie-Duo Severin Fiala und Veronika Franz fangen die Ausweglosigkeit junger Frauen um diese Zeit mit einer unbarmherzigen Härte ein und schenken weder der Protagonistin noch dem Publikum einen Lichtblick, der einen irgendwie hoffen lässt. Bereits nach der ersten halben Stunde ist klar, wie die Geschichte ausgeht – und dass die zwei Stunden Spieldauer eine einzige Tour de Force werden.

    Die siechende Krankheit, die Agnes befällt, wird erst durch die qualvollen Bilder, die mühevoll-repetitive Tagesarbeit und die ständige Unterdrückung jeglicher Selbstentfaltung für das Publikum spürbar. Hilfe gibt es keine, selbst die eigene Familie hat keinerlei Verständnis für die Agnes Gefühle und Verzweiflung.

    Achtung, der nachfolgende Absatz enthält Spoiler zu „Des Teufels Bad“

    Gleichzeitig befindet sich die Protagonistin jedoch nicht nur in einem weltlichen, sondern auch in einem geistigen Gefängnis. Die eigenen Glaubensvorstellungen berauben die junge Frau um den letzten Funken Selbstbestimmung und den einzigen Ausweg, den sie in dieser Situation noch für sich sieht: Selbstmord. Denn dieser würde ihr nicht einmal im Jenseits Frieden bescheren. Und so ist es nur konsequent, dass ausgerechnet ihre eigene, durch den Mord eines kleinen Jungen selbst provozierte Hinrichtung zu einer kurzen Leinwand-Ekstase wird. Denn tatsächlich kommt diese nicht nur für die Protagonistin, sondern auch für das Kinopublikum einer tragischen Erlösung gleich.

    In der aktuellen Episode unseres Podcasts Leinwandliebe haben wir das „Des Teufels Bad“-Regieduo Severin Fiala und Veronika Franz als Gäste begrüßen dürfen. In der Folge verraten uns die beiden unter anderem, warum der Kinosaal für sie generell keine Wohlfühl-Oase sein sollte, sondern ein Ort, der da Publikum auch ganz bewusst aus seiner Komfortzone kickt:

    Nachdem er seine Weltpremiere im offiziellen Wettbewerb der Berlinale gefeiert hat, startete „Des Teufels Bad“ am 14. November 2024 offiziell bundesweit in den Lichtspielhäusern. Wenn ihr nachschauen wollt, welche Kinos in eurer Nähe den Film zum Start spielen, dann könnt ihr das in unserem Kinoprogramm zu „Des Teufels Bad“ tun.

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