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    Diese viel zu unbekannte Fortsetzung eines 80er-Jahre-Slashers ist ein Muss für Horror-Fans – und viel besser als der erste Teil!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Ob psychologischer Horror, Slasher-Film oder obskures Kleinod: Michael liebt das Horrorkino, seit er nach dem Schauen von „Blair Witch Projekt“ eine halbe Stunde lang wie versteinert auf dem Sofa saß.

    „Prom Night“ mit Jamie Lee Curtis war Anfang der 80er-Jahre ein Hit. Doch viele wissen gar nicht, dass sieben Jahre später eine Fortsetzung folgte, die Teil 1 in jeder Hinsicht in den Schatten stellt.

    Norstar Releasing / Simcom Limited

    In kaum einem Genre spielen Fortsetzungen eine so große Rolle wie im Horror-Kino. Vor allem in den 80er-Jahren musste ein Film allenfalls moderat erfolgreich sein, um mindestens ein Sequel oder gar ein ganzes Franchise nach sich zu ziehen – schließlich hielten sich die Produktionskosten meist in Grenzen, und was ein Film an den Kinokassen nicht einspielte, wurde in der Regel auf dem florierenden Videomarkt wieder reingeholt.

    Um einen ganz besonderen Fall handelt es sich bei der Fortsetzung zum Slasher „Prom Night“ (1980), einem der zahlreichen Genre-Beiträge, für die sich Jamie Lee Curtis nach ihrem Durchbruch mit „Halloween – Die Nacht des Grauens“ verpflichtete. Obwohl der Film mit einem weltweiten Einspielergebnis von 14,8 Millionen US-Dollar (gegenüber einem Budget von 1,5 Millionen) ein klarer Hit war, wurde nicht direkt an einem Nachfolger gefeilt. Stattdessen entschied man sich 7 Jahre später dazu, einen ursprünglich als eigenständiges Werk namens „The Haunting Of Hamilton High“ geplanten Horrorfilm als „Prom Night II“ zu vermarkten – obwohl die einzige Verbindung im Schauplatz bestand: Beide Filme wurden am Don Mills Collegiate Institute in Toronto gedreht.

    Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten: Während „Prom Night“ ein handelsüblicher – und leider nicht besonders gelungener – Slasher war, ist „Hello Mary Lou: Prom Night II“ (der in Deutschland unter dem Titel „Mary Lou“ nur auf VHS veröffentlicht wurde) eher dem übernatürlichen Horror zuzuordnen. Die Handlung lässt sich trotzdem in wenigen Sätzen zusammenfassen:

    1957 wird „Prom Queen“ Mary Lou Maloney (Lisa Schrage) während ihrer Krönung beim Abschlussball von ihrem eifersüchtigen Begleiter getötet – durch einen Böllerwurf geht ihr Kleid in Flammen auf und sie verbrannt mitten auf der Bühne bei lebendigem Leib. 30 Jahre später hofft Vicky (Wendy Lyon) auf den Titel. Als sie im Keller der Schule auf das (mysteriöserweise intakte!) Kleid der Ermordeten stößt, ahnt sie nicht, dass sie damit den Geist von Mary Lou heraufbeschwört – der schon bald von ihr Besitz ergreift...

    "Prom Night II" zitiert sich furios durch die Horror-Geschichte

    Streng genommen handelt es sich bei dem von Bruce Pittman inszenierten Film um ein Rip-off von nahezu allem, was in den Jahren zuvor im Horror-Genre Rang und Namen hatte: Die deutlichsten Anleihen macht er bei „Carrie“, schließlich stehen am Anfang und am Ende von „Mary Lou“ gleich zwei Szenen, die das berühmt-berüchtigte Finale des Brian-De-Palma-Klassikers zitieren – und wie die Protagonistin der Stephen-King-Verfilmung steht auch Vicky unter der Fuchtel ihrer streng religiösen Mutter.

    Weiterhin finden sich in der Enge des Vorstadt-Settings und zahlreichen Traumsequenzen Bezüge zur „Nightmare On Elm Street“-Reihe, während Genre-Kenner*innen auch visuelle Motive aus „Der Exorzist“, „Poltergeist“, „Tanz der Teufel“ oder „Elmer“ wiedererkennen. Doch anstatt seine Einflüsse zu verbergen, geht Pittman in die Offensive: Nicht zufällig tragen viele seiner Figuren die Nachnamen von Horror-Regisseuren wie John Carpenter („Halloween“), Wes Craven („Nightmare – Mörderische Träume“), Frank Henenlotter („Basket Case“), Tod Browning („Dracula“), Joe Dante („Gremlins“) oder Ed Wood („Plan 9 aus dem Weltall“).

    „Mary Lou“ ist also weniger Kopie als Hommage, und zwar eine so eigenwillige, spaßige und furiose, dass man sich fragt, warum Pittman ansonsten fast ausschließlich TV-Filme und Miniserien gedreht hat. Aberwitzige Ideen werden mit streckenweise verblüffender Effektkunst umgesetzt (u.a. spielt ein dämonisches Schaukelpferd eine Rolle!), die Atmosphäre ist so dicht wie das Tempo atemberaubend – und Hauptdarstellerin Wendy Lyon meistert die Verwandlung von der angepassten High-School-Schülerin zur Besessenen, die ihr Umfeld mit stechendem Blick und 50er-Jahre-Slang irritiert, erstaunlich überzeugend.

    Im Gegensatz zu seinem deutlich schwächeren Vorgänger ist „Prom Night II“ leider etwas in Vergessenheit geraten – aktuell gibt es den Film in Deutschland weder auf DVD oder Blu-ray noch im Streaming, und auch die Import-Scheiben sind längst vergriffen. Sobald sich an diesem bedauerlichen Zustand etwas ändert, erfahrt ihr es natürlich direkt bei uns!

    Einen weiteren 80er-Jahre-Horror-Geheimtipp hat Quentin Tarantino für euch. Welchen zu Unrecht kaum bekannten Film er sogar auf eine Stufe mit „Shining“ stellt, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    "Ein Horrorfilm wie kein anderer": Quentin Tarantino schwärmt von diesem 80er-Jahre-Geheimtipp für "Shining"-Fans

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