Wenn ihr „nur“ die normalen Kinofassungen der „Herr der Ringe“-Filme gesehen habt, dann ist euch die Figur des Saruman zum letzten Mal am Ende des zweiten Teils „Die zwei Türme“ begegnet. Nachdem er von Baumbart und seiner Ents-Armee besiegt worden war, musste der Zauberer, gefangen auf dem Turm Orthanc, hilflos dabei zusehen, wie sein Reich zerstört wird.
Doch in den Buchvorlagen von J. R. R. Tolkien geht die Geschichte von Saruman noch weiter, und Peter Jackson hat sein „wirkliches“ Ende auch verfilmt – sich dann aber widerwillig dazu entschlossen, es aus der Kinofassung des fertigen Werkes zu entfernen, da es in seinen Augen den Erzählrhythmus zerstört hätte. Saruman-Darsteller Christopher Lee („Dracula“) war alles andere als begeistert, als er davon erfuhr.
Deshalb war Christopher Lee über sein Fehlen so verärgert
„Sie haben uns die Filme gezeigt, und als ich den dritten sah, traute ich meinen Augen nicht“, so der 2015 verstorbene Schauspieler im Rahmen eines Gesprächs am University College Dublin. „Denn ich war nicht dabei!“
Lee war nicht in erster Linie beleidigt, weil ausgerechnet er aus dem Film geschnitten wurde – er war auch ein großer Fan der Romane von Tolkien, den er in seiner Jugend sogar einmal getroffen hatte. Deshalb war ihm Werktreue besonders wichtig. Denn im Buch stirbt Saruman nicht auf dem Turm, sondern erst später im Auenland, das er gemeinsam mit Gríma Schlangenzunge zu versklaven versucht (der ihm später einen Messerstich in den Rücken versetzt). Aus Protest gegen die von ihm als Affront empfundene Entscheidung Jacksons boykottierte Lee die Premiere von „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“.
So erklärt Peter Jackson, dass Saruman in Teil 3 nicht mehr dabei war
Gegenüber der Website Ain't It Cool News hat Jackson die Gründe für das Fehlen von Saruman selbst erläutert. „Das Problem ist, dass diese Szene ursprünglich so, wie sie im Buch steht, für ,Die zwei Türme' gedreht wurde“, erzählt der Regisseur, der mit den „Hobbit“-Filmen später noch eine zweite Mittelerde-Trilogie gedreht hat. „Aber der Film konnte einen mehr als siebenminütigen Schluss nach der Schlacht um Helms Klamm nicht verkraften, also dachten wir, es wäre eine gute Idee, sich die Szene für den Anfang von ,Die Rückkehr des Königs' aufzusparen.“
Doch dazu kam es nie: Als er das Material für den „Die Rückkehr des Königs“ sichtete, stellte Jackson fest, dass die Konfrontation mit Saruman den Film (und damit auch das Publikum) eher zurückwirft. „Wir haben uns widerwillig entschieden, dieses Material nur für die DVD-Version zu behalten“, erläutert der neuseeländische Filmemacher weiter. „Unsere Entscheidung beruht auf der Tatsache, dass Saruman für die meisten Menschen bereits während der Ereignisse in Helms Klamm […] besiegt worden war. Auf diese Weise konnten wir direkt weitermachen und die erzählerische Spannung von ,Die Rückkehr des Königs' aufbauen, in der Sauron der Bösewicht ist.“
Gandalf-Darsteller Ian McKellen hat übrigens eine klare Botschaft an die Schauspiel-Größen, die seine ikonische „Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Rolle abgelehnt haben. Um wen es geht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Hoffe, sie kommen sich blöd vor": Ian McKellen über die zwei Schauspiel-Legenden, die ursprünglich Gandalf spielen solltenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. Ein ähnlicher Beitrag ist zuvor bereits bei unserer brasilianischen Schwesternseite AdoroCinema erschienen.