Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof genießt international seit Jahren einen exzellenten Ruf, und während seine Filme auf den großen Festivals gefeiert werden, sind sie im Iran verboten. Sein bislang letztes Werk „Doch das Böse gibt es nicht“ aus dem Jahr 2020 gewann bei der Berlinale den Goldenen Bären. In dem Drama wird in vier Episoden erzählt wie ganz unterschiedliche Menschen, mit der im Iran leider nach wie vor praktizierten Todesstrafe in Berührung kommen und damit umgehen. Ein intensives und gleichzeitig bildgewaltiges Drama, das nachwirkt.
Rasaoulofs neuestes Werk „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ feierte dieses Jahr seine Weltpremiere in Cannes und bekam minutenlange Standing Ovations - verdientermaßen! In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für den dort als „extrem intensiv“ beschriebenen Film starke 4,5 von 5 möglichen Sternen! Nun wird der Streifen sogar für Deutschland ins Rennen um den Oscar für den besten internationalen Film gehen. Das gab German Films, die deutsche Auslandsvertretung des deutschen Films, bekannt.
Dass „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ überhaupt für Deutschland ins Oscar-Rennen gehen darf, liegt daran, dass die Produktion überwiegend in Hamburg stattfand. Doch bis zur Verleihung am 2. März 2025 ist es ein weiter Weg, zunächst muss der Film es auf die Shortlist der besten 15 Filme schaffen, diese wird am 17. Dezember 2024 bekannt gegeben. Die endgültige Nominierung der fünf finalen Filme erfolgt dann einen Monat später, am 17. Januar 2025.
Darum geht es in "Die Saat des heiligen Feigenbaums"
Der unter schwierigsten Umständen gedrehte Film spielt kurz nach dem Tod der Kurdin Jina Masha Amini und den darauffolgenden Protesten im Herbst 2022. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine vierköpfige iranische Familie, die durch die Proteste zu zerbrechen droht:
Der Vater Iman (Missagh Sareh) ist streng gläubig und gerade zum Untersuchungsrichter beim Revolutionsgericht aufgestiegen, doch seine jungen Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) schließen sich den Protesten an. Die Mutter Najmeh (Soheila Golestani) versucht verzweifelt die Familie zusammenzuhalten, doch als die Dienstwaffe von Iman verschwindet und er seine Töchter verdächtigt, eskaliert die Situation …
Flucht vor Gefängnis und Peitschenhieben
Die Regierung in Teheran wollte den Film unbedingt verhindern – glücklicherweise vergeblich. Doch die Dreharbeiten waren für alle Beteiligten nicht einfach und sehr gefährlich, denn ständig drohte Verhaftung.
Für Regisseur Mohammad Rasoulof leider ein vertrauter Zustand. Seit Jahren sieht sich der systemkritische Filmemacher Repressalien ausgesetzt und wurde bereits mehrfach inhaftiert. Im Mai 2024 wurde er schließlich zu acht Jahren Haft und Peitschenhieben (!) verurteilt. Doch in einer Vorahnung hatte Rasoulof den Iran bereits verlassen. Ohne seinen Pass, den die Börden schon länger eingezogen hatten, machte er sich auf eine wochenlange, sehr riskante Flucht nach Hamburg, wo seine Tochter lebt und er große Teile des Films produziert hat.
In Deutschland wird „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ am 26. Dezember 2024 in die Kinos kommen. Bis dahin steht zumindest fest, ob es der Film auf die Shortlist geschafft hat.
Ein weiterer aussichtsreicher Oscar-Kandidat ist dieser Film – hier gibt es den ersten Trailer:
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