Der Sci-Fi-Film „Gravity“ stellt eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte dar: Der mit Sandra Bullock und George Clooney (in einer sehr kleinen Rolle) besetzte Weltall-Survival-Thriller kam quasi aus dem Nichts und gewann das Publikum, die Presse und die Filmbranche gleichermaßen für sich.
Bei einem Budget von unter 140 Millionen Dollar generierte der Originalstoff Einnahmen von über 723 Millionen Dollar weltweit, die internationale Presse überschlug sich mit Lob (FILMSTARTS zückte die Bestnote) und bei zehn Academy-Award-Nominierungen sprangen sieben Oscars heraus, darunter für Regisseur Alfonso Cuarón.
Dieser Triumph wird umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass „Gravity“ als aus der Not geborenes Projekt begonnen hat, an das selbst die Regiegrößen James Cameron und David Fincher nicht glaubten!
"Gravity": Nach einem Fehlschlag musste ein Hit her
Dass „Avatar“-Macher Cameron und „Fight Club“-Regisseur Fincher wenig Vertrauen in „Gravity“ hatten, machte nun Alfonso Cuarón öffentlich. Denn im Rahmen des Locarno Filmfestivals gab der „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“-Regisseur eine Masterclass, die er auch nutzte, um Einblicke in seine bisherige Karriere zu geben. So beichtet der vierfache Oscar-Gewinner, dass er auf die Idee zu „Gravity“ während einer emotional niedergeschlagenen Phase kam.
Losgetreten wurde dieses Tief durch das schlechte wirtschaftliche Abschneiden von Cuaróns postapokalyptischen Thriller „Children Of Men“. „Die Lust darauf, mit mir zu arbeiten, war verflogen“, zitiert Deadline Hollywood Cuaróns Kritik an der wankelmütigen Filmindustrie. „Zur selben Zeit machte ich privat eine der schlimmsten Zeiten meines Lebens durch“, so der Filmemacher.
Als Cuarón dann auch noch ein geplantes Roadmovie mit Charlotte Gainsbourg und Guillaume Canet aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten aufgeben musste und kurz vor dem Bankrott stand, beschloss er, einen Film zu schreiben, „für den mir die Studios einen Check ausstellen werden“ – also einen Film, der „keine Kunstscheiße“ sei. Noch am selben Abend habe er den ersten Entwurf zu „Gravity“ niedergeschrieben.
Cuaróns Kollegen dachten, die Technik sei noch nicht reif (oder bezahlbar) genug
Gemeinsam mit seinem Sohn Jonás formte Cuarón daraus letztlich das „Gravity“-Drehbuch, das jedoch nicht nur für Begeisterungsstürme sorgte. „Fincher sagte, wir sollten die Sache vergessen, weil es die notwendige Technik nicht gäbe – wir sollten noch sechs Jahre warten“, erinnert sich Cuarón. Ein weiterer Erfolgsregisseur erwies sich als ähnlich unhilfreich: „James Cameron sagte uns, dass es möglich sei – aber der Film würde 400 Millionen Dollar kosten.“
Bekanntlich ließen sich Cuarón und sein Kameramann Emmanuel Lubezki jedoch nicht unterkriegen und entwickelten zusammen mit ihrem Kreativteam technische Lösungen für sämtliche Probleme, die sich ihnen in den Weg stellten – ein Prozess, der „drei bis vier Jahre“ dauerte und somit zügiger abgeschlossen werden konnte als von Fincher vorhergesagt. Wir können also ungeheuerlich dankbar dafür sein, dass sich Cuarón das Projekt nicht von Fincher und Cameron madig machen ließ.
Einen faszinierenden Irrweg in der Entwicklung von „Gravity“ hat Cuarón übrigens in Locarno unterschlagen: Zwischenzeitlich überlegte er, den Film einfach dort zu drehen, wo er spielt – im Weltall. Wie er auf die Idee kam und weshalb er sie verworfen hat, haben wir euch im folgenden Artikel zusammengefasst:
Eines der größten Weltraum-Meisterwerke der letzten 10 Jahre sollte tatsächlich im All gedreht werden!