Es ist mittlerweile 18 Jahre her, dass wir einen neuen Spielfilm vom Meister des außergewöhnlichen Albtraum-Kinos David Lynch sehen durften. Der Schöpfer surrealistischer Kultfilme wie „Eraserhead“, „Blue Velvet“ und „Mulholland Drive“ sowie des TV-Mystery-Hits „Twin Peaks“ brachte 2006 mit „Inland Empire“ seinen bis dato letzten Spielfilm in die Kinos.
Nicht, dass er seitdem nicht genügend zu tun gehabt hätte: Es folgten Kurzfilme, YouTube-Serien, Musikvideos und eigene Alben, Reisen und Dokus zur von ihm gepriesenen (nicht unumstrittenen) „Transzendentalen Meditation“ sowie die heißersehnte Fortsetzung von „Twin Peaks“ mit einer starbesetzten dritten Staffel 2017. Und aufhören will der Filmemacher nicht, trotz Krankheit.
Tabak-Liebe mit Konsequenzen
Wie das US-Branchenmagazin Deadline berichtet, sprach der mittlerweile 78-jährige Lynch in einem gerade erschienenen Sight & Sound-Interview erstmals darüber, was ihn in den letzten Jahren einschränkte: ein dem Rauchen geschuldetes Lungenleiden, das ihn zwinge, seinen Alltag und somit auch sein künstlerisches Schaffen innerhalb der eigenen vier Wände zu bestreiten. Denn jede potenzielle Erkrankung, insbesondere Covid, stelle ein Gesundheitsrisiko dar, und er könne ohnehin nur sehr kurze Wege zurücklegen, bevor ihn die Atemnot stoppe.
Kaum war dieses Interview öffentlich, wurde natürlich ohne Ende diskutiert und spekuliert, was dies für Lynchs sensationelle Karriere und sein vielseitiges künstlerisches Engagement bedeute – und ob seinem Schaffen damit ein unfreiwilliges Ende bevorstehe. Nun meldete sich Lynch selbst mit einem Post bei X zu Wort, und erklärte deutlich: Ja, er habe eine Lungenerkrankung, weil er Rauchen sehr genossen habe. Nein, er werde deshalb nicht in den Ruhestand gehen.
Neben einer nostalgischen Liebeserklärung an den Tabak gibt er auch ein positives Update über seinen physischen und psychischen Zustand und macht damit Hoffnung, dass wir Weiteres von der Regie-Legende erwarten dürfen. Im Interview sagt er über die Zukunft seiner Arbeit als Regisseur: „Ich mag es, mitten im Geschehen zu sein und dort Ideen zu bekommen. Ich würde versuchen, es aus der Ferne tun, wenn es dazu kommt ... das würde mir aber nicht so gut gefallen.“
Der Tatendrang bleibt: "Ich habe gelernt, niemals nie zu sagen."
Bleibt also abzuwarten, wie genau Lynchs nächste Projekte umgesetzt werden können. Ideen gibt es genug: Vor Kurzem habe er Netflix seinen Animationsfilm „Snootworld“ angeboten, an dem er seit mehreren Jahren mit Autorin Caroline Thompson („Nightmare Before Christmas“, „Edward mit den Scherenhänden“) arbeite. Netflix lehnte jedoch ab – weil das Märchen „zu altmodisch“ sei, vermutete Lynch. Showtime hingegen kann von „Twin Peaks“ nicht genug kriegen – auf die Frage nach einer vierten Staffel reagierte Lynch offen: „Ich habe gelernt, niemals nie zu sagen.“
Vorbildlicher Optimismus des unorthodoxen Regisseurs, dessen Werke es oft an die Spitze von Listen der großartigsten (aber auch verstörendsten) Filme aller Zeiten schaffen, und der neben diversen Nominierungen und Auszeichnungen 2019 auch den Ehrenoscar für sein Lebenswerk erhielt.
Wer sich mit diesem Lebenswerk vertraut machen und dabei auch die unbekannteren Filme von David Lynch berücksichtigen will, sollte hier mal reinschauen:
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