Man muss die Konsequenz respektieren, mit der Quarxx vorgeht! Fünf Jahre nach „All The Gods In The Sky“ über einen Mann, der übermäßig Schuldgefühle auf sich lädt, reichte der Regisseur seinen nächsten Langfilm nach: „Pandemonium – Die Hölle kennt keine Vergebung“ über einen Mann, der nicht willens ist, sich seine Fehler einzugestehen. Was sich daraus entwickelt, ist ein grotesker, tragisch-finsterer Horrorfilm, der sich denkbar wenig für ein Publikum interessiert, das die Qualität von Horror daran misst, wie oft es aufschreckt.
Stattdessen richtet sich Quarxx an alle, die ein Faible für bizarr-bittere Geschichten haben, die mit beklemmender Stimmung und brennenden Moralfragen unter die Haut gehen. Nachdem der Horror-Geheimtipp im Herbst 2023 im Rahmen des Fantasy Filmfests in vereinzelten Städten Deutschlands im Kino lief, gibt es „Pandemonium“ nun endlich auch fürs Heimkino
Parallel zur Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray ist „Pandemonium“ übrigens auch als VOD erschienen und so beispielsweise über Amazon Prime Video* verfügbar.
"Pandemonium": Höllische Verleugnung
Eine kurvige Gebirgsstraße, Nebel so dick, dass man ihn schneiden kann: Ein kühler, unterschwellig beklemmender Anblick. Ganz besonders für Nathan (Hugo Dillon) und Daniel (Arben Bajraktaraj), die ihren Augen nicht trauen wollen. Gerade saß einer von ihnen noch auf seinem Motorrad, der andere in seinem Auto. Jetzt stehen sie wort- und sprichwörtlich neben sich. Sie rätseln, werden wütend, sind traurig. Dann öffnen sich vor ihnen zwei Portale. Aus einem erklingen himmlische Töne, aus dem anderen schallt markerschütternder Lärm...
Bereits dieser sich in geisterhafter Stimmung entfaltende, mit vereinzelten, zynisch-komischen Spitzen versehene Auftakt dreht sich um Verdrängung: Die Fremden verleugnen ihr tragisches Schicksal. Und sobald Quarxx die von Nebelschwaden durchzogene Berglandschaft hinter sich lässt, drängt er seinem Publikum weitere Geschichten auf, in denen Verleugnung eine große Rolle spielt: Einem der Unfalltoten werden andere Tragödien vor Augen geführt, während er darauf wartet, dass er seiner Strafe zugeführt wird.
Auch in diesen Episoden rund um ein ungezogenes Mädchen (Manon Maindivide) und seinen naiven Freund (Carl Lafôret) einerseits und ein Mutter-Tochter-Gespann (Ophélia Kolb und Sidwell Weber) wollen Figuren unentwegt Dinge nicht wahr haben. Mal ihr eigenes Tun, mal das, was sie bezeugen müssen. Bis die Erzählung zu unserem Unfalltoten zurückfindet, der derweil nicht wahrhaben will, was ihm droht...
Abstieg in den Schlund des Grauens
Verleugnung und Leid mögen als Fäden dienen, die „Pandemonium“ thematisch zusammenhalten. Vornehmlich ist der Film aber eine Schaubühne, auf der erzählerische wie inszenatorische Vielseitigkeit vorgeführt wird: Quarxx neueste Arbeit ist ebenso abwechslungsreich wie die Werke, auf denen sie fußt – von John Miltons „Paradise Lost“ und Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ über das Schaffen des Italo-Horror-Meisters Lucio Fulci und „Silent Hill“ bis hin zum Thrillerklassiker „Böse Saat“!
So gerät der Auftakt atmosphärisch dicht, das Kapitel mit der eindringlich aufspielenden Manon Maindivide ist hingegen erzählerisch äußerst morbide sowie schwarzhumorig und leicht surreal inszeniert. Kolb und Weber treten dagegen in einer geradlinig inszenierten Passage über schmerzlich-lebensnahen Horror auf. Und im Finale wiederum zelebriert Quarxx diabolisch-philosophische Schrecken – vermengt mit beeindruckendem Effekt-Makeup und viel Kunstblut!
Dieser bizarr-bittere Ausflug entlang verschiedener Formen des Grauens krankt jedoch daran, dass der finster vorbereitete Schluss neben Beklemmung auch ein banal-ungewisses Gefühl hinterlässt: Wahlweise verwirkt „Pandemonium“ eine schaurige Schlusspointe und geht einen Hauch zu lang. Oder man deutet das Ende so, dass Quarxx eine umfangreichere Geschichte erzählen will – dann kommt man nicht umhin, bang zu hoffen, dass der Filmemacher noch den Rest seiner Vision umsetzen wird.
Bis dahingehend Klarheit herrscht, ist „Pandemonium“ aber ein ungewöhnliches Horror-Kleinod für alle Fans der unangepassten, tonal wandelbaren Genre-Kost. Wenn es euch dagegen mehr nach geradlinigem Schrecken inklusive Jumpscares gelüstet, solltet ihr euch folgenden Heimkino-Tipp nicht entgehen lassen:
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