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    Neu im Heimkino: In diesem bitterbösen Highlight wird Nicolas Cage zum wandelnden Albtraum
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    In der neuen Produktion des „Midsommar“-Regisseurs Ari Aster sucht Nicolas Cage die Träume seiner Mitmenschen heim – und die zahlreicher Menschen, von denen er nie gehört hat: Jetzt gibt es die schwarzhumorige Satire „Dream Scenario“ fürs Heimkino.

    Über Nacht berühmt – ein Traum, wie er im Buche steht? Millionen von Menschen scheinen davon überzeugt zu sein, angesichts dessen, wie viele von ihnen tagein, tagaus versuchen, über verschiedenste Wege Ruhm zu erlangen. Dabei lehrten schon zahlreiche Filme, Serien, Romane, Comics und Theaterstücke, dass mit großer Prominenz große Qual einhergeht.

    Diese Riege erhielt kürzlich Nachschub: In Dream Scenario spielt Nicolas Cage einen Langweiler, dem plötzlich zahlreiche Menschen in ihren Träumen begegnen – was sich für beide Seiten alsbald als Albtraum herausstellt. „Dream Scenario“ gibt es ab sofort fürs Heimkino – beispielsweise als limitierte 4K-Version:

    Das 4K-Mediabook enthält den Film zusätzlich auf Blu-ray, ein Booklet über die trocken-komische Satire sowie ein Poster.

    "Dream Scenario": Wenn Freddy Krueger trocken-literarische Ambitionen hätte

    Familienvater und Biologieprofessor Paul Matthews (Nicolas Cage) führt ein dröges Dasein. Daher staunt er nicht schlecht, als sich herausstellt, dass er in vielen Köpfen herumspukt: Er taucht ständig in Träumen auf – eingangs passiv, dann immer häufiger als aktiver Mittelpunkt. Das macht Paul zu einer Sensationsmeldung und er hofft, so eine Karriere als Sachbuchautor ins Rollen zu bringen. Doch dann haben mehr und mehr Menschen brutale, widerliche Albträume von ihm. Superstar Paul verglüht...

    Das Thema Prominenz scheint Filmemacher Kristoffer Borgli nicht loszulassen: Bereits seine pechschwarze, absurde Satire „Sick Of Myself“ drehte sich darum. Doch während sich Borgli darin gallig an Narzissmus abarbeitet, tauscht er in „Dream Scenario“ die würdelose Selbstdarstellung von Leuten, die nach Ruhm gieren, gegen die Prämisse, dass ein Mensch Ruhm erhält, ohne dass er darum gebeten hat.

    „Dream Scenario“ fällt daher weniger niederträchtig und verachtungsvoll aus als „Sick Of Myself“, da Borgli durchaus Mitleid zulässt. Nicht zu viel, wohlgemerkt – es ist halt trotzdem eine spröde, bissige Satire: Paul findet es ein bisschen zu toll, wenn er ohne sein Dazutun im Rampenlicht steht, er ist eine Spur zu gekränkt, wenn er nicht seinen Willen kriegt, er hat seine Impulse definitiv viel zu wenig unter Kontrolle.

    Aber er will nichts Böses und tappst wiederholt unverschuldet in Situationen, die ihn boshafter aussehen lassen, als sein Handeln wirklich ist – was herrlichen, tragikomisch-bitteren Witz ermöglicht: Wenn Cage als unglücklicher Schluffi supergenervt dreinschaut, kann man zu gut verstehen, warum Leute selbst den realen Paul als Superschurken der Marke Freddy Krueger sehen. Zugleich bringt Cage uns das um Mitleid und Verständnis bettelnde Wesen Pauls so unmissverständlich rüber, dass das Lachen über diese Missgeschicke fast im Halse stecken bleibt.

    Peinliches Meeting, wirksame Albträume

    Ein Highlight in dieser von „Midsommar“-Macher Ari Aster produzierten, übernatürlich zugespitzten Aufstieg-und-Fall-Geschichte ist Pauls Meeting mit einer Agentur, die verspricht, das Optimum aus seinem unverhofften Ruhm zu schröpfen. Während Paul die Chance ergreifen möchte, ein unaufgeregtes Biologie-Sachbuch zu schreiben, spinnen sich die Großstadt-Berufsjugendlichen (darunter ein saukomischer Michael Cera) knalligen, eindimensionalen Unsinn zusammen.

    Obwohl sich Pauls Träume einer seriösen Karriere zügig verflüchtigen, dürften die Traumsequenzen in „Dream Scenario“ lange Halbwertszeit haben. Borgli und sein Kameramann Benjamin Loeb drehten den Film auf körnigem 16mm-Material und setzen selbst die realen Passagen in einem leicht überhöhten, naturalistischen Stil in Szene. Das erweist sich als sehr effektiv, sobald die Albträume rund um Paul nahtlos in das restliche Geschehen übergehen:

    Wiederholt drängt sich in „Dream Scenario“ die Frage auf, ob die gerade begonnene Sequenz wahr oder nur ein Traum ist, weshalb die abrupten Albtraumelemente umso stärker überraschen. Und auch, wenn es über die gesamte Laufzeit verteilt weniger Träume zu sehen gibt, als die Prämisse erlaubt hätte, sind sie allesamt denkwürdig gestaltet: Borgli nutzt sein schmales Budget kreativ, um unwirkliche Zerstörung und aus den Fugen geratene Naturgesetze zu präsentieren – und natürlich einen freidrehenden Nicolas Cage.

    Wenn euch nach dieser Satire der Sinn nach einem wirklich finsteren, unter die Haut gehenden Film mit Cage steht, dürft ihr euch freuen. Dahingehend gibt es nämlich schon bald äußerst effektiven Nachschub, wie ihr hier nachlesen könnt:

    "Dein Leben wird danach nicht mehr dasselbe sein": Darum bleibt geheim, wie Nicolas Cage im "gruseligsten Film des Jahrzehnts" aussieht

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