Wenn man sich aktuell die Netflix-Film-Charts eines beliebigen Landes ansieht, gibt es immer wieder dasselbe Bild. Ganz oben ist „Im Wasser der Seine“ zu finden. Am gestrigen Sonntag war der Tier-Horrorfilm von Genre-Spezialist Xavier Gens („Frontier(s)“, „Farang“) in quasi jedem Land der Welt auf dem ersten oder zweiten Platz der Charts – einzige Ausnahme war wirklich Japan: Weil es dort zwei lokale Anime-Neustarts gab, reichte es hier „nur“ für Rang 3.
Bislang hat sich Netflix noch nicht zu einer möglichen Fortsetzung des zeitweise in satten 87 Ländern auf Rang 1 stehenden Erfolgs geäußert – keine Überraschung: Schließlich ist das Hai-Horror-Spektakel erst seit wenigen Tagen verfügbar.
Doch schon der bisherige Erfolg macht deutlich, dass Netflix aus rein finanziellen Überlegungen ein Sequel eigentlich beauftragen muss. Und da sich Regisseur Xavier Gens bereits in Interviews offen dafür zeigte, sollte es damit doch hoffentlich auch klappen.
Doch nach dem Abspann ist klar, dass „Im Wasser der Seine 2“ eine andere Richtung einschlagen muss. „World War Shark“ oder „Under World“ ist meine Idee und mein Wunsch.
Nach dem Abspann von "Under Paris": Nun muss größer gedacht werden
In Interviews vor dem Streamingstart verriet Gens, dass ein Sequel möglicherweise einfach in einer anderen Großstadt spielen könnte und uns dort die Haie zeigt. Doch mir ist das nicht groß genug gedacht und ich vermute, dass der Regisseur auch selbst diese Antwort nur gegeben hat, um nicht vor Veröffentlichung bereits das Ende zu spoilern. Denn das hat es in sich.
Wir erfahren im Verlauf des Films, dass Hai Lilith so mutiert ist, dass sie sich nicht nur ganz alleine fortpflanzen kann, sondern dies auch in rapider Geschwindigkeit geschieht. Schon zwei Monate alte Babys von ihr haben massig eigenen Nachwuchs im Bauch. Unter Paris sind so bereits hunderte Haie, die aber nicht lange nur in der französischen Hauptstadt bleiben.
Wie der Abspann deutlich macht, haben sich Lilith und ihre Nachkommen im Anschluss an die Ereignisse des Films weiter ausgebreitet. Die Peilsender-Spuren führen durch Städte wie London, New York, Bangkok oder Venedig. Das finale Bild zeigt uns, dass die blutrünstigen Haie nun quasi die Welt im Griff haben. Sie sind nicht mehr nur unter der Seine, sondern unter jedem Fluss und Kanal – genauso wie es Wissenschaftlerin Sophia (Bérénice Bejo) im Verlauf der Handlung bereits für die Zukunft befürchtet.
Eine Fortsetzung kann natürlich einen Schritt zurückgehen und erst mal zeigen, wie im Anschluss an die Ereignisse in „Im Wasser der Seine“ auch eine andere Großstadt „überrannt“ wird. Doch wie bereits gesagt: Das wäre nicht sonderlich groß gedacht, viel Wiederholung (zudem mit bekanntem Ausgang!). Wäre es nicht viel besser, an den Abspann anzuknüpfen?
Das Sequel könnte so die abgefahrene Prämisse des ersten Films richtig umarmen und uns ein apokalyptisches Szenario bieten, in welchem die Haie nahezu jedes Gewässer auf der Erde im Griff haben. Der Welthandel ist so zusammengebrochen, die Gesellschaft am Abgrund und es muss so eine globale Kooperation aller Nationen geschmiedet werden, um irgendeinen Weg zu finden, den weltweiten Krieg gegen die Meerestiere zu gewinnen.
Das würde an Szenarien aus Zombiefilmen erinnern, aber vor allem auch sehr gut zur Botschaft des ersten Teils passen. Schließlich ist „Im Wasser der Seine“ nicht nur ein sich wunderbar mit Haut und Haaren auf seine Ausgangsidee einlassender Tier-Horror mit starken Schockmomenten und trotz deutlicher CGI-Schwächen gelungener Inszenierung. Der Horrorfilm nimmt gleichzeitig auch deutlich Bezug auf die Klimakatastrophe.
Diese wird kein Land der Erde alleine mildern können, sondern nur alle zusammen und mit vereinten Kräften – genauso wie sich auch die weltweite Hai-Dominanz am Ende des aktuellen Netflix-Hits nur gemeinsam bezwingen lassen würde. Mit den Mitteln des Genre-Kinos – hier vor allem weiteren blutigen Horror-Szenen, Action-Einlagen und sogar Kriegspassagen – kann man so über mangelnde Kooperation, unfruchtbare Einzelgänge oder Versuche, sich mit Sonderwegen aus der Verantwortung zu stehlen, erzählen.
Daher ist meine Hoffnung: Bringt uns ein globales Tier-Horror-Spektakel! Bis dahin könnt ihr weiter „Unter der Seine“ auf Netflix streamen. Oder falls ihr Lust auf einen richtig brachialen Rache-Actioner des französischen Regisseurs Xavier Gens habt, werdet ihr in diesem Streaming-Tipp meines Kollegen Daniel Fabian fündig:
Vom Regisseur von "Im Wasser der Seine": Dieser FSK-18-Kracher ist noch blutiger, spannender & besser als der Netflix-Hit!