Im Jahr 2022 erschien mit „Zeiten des Umbruchs“ der bislang persönlichste Film des Regisseurs James Gray („Ad Astra - Zu den Sternen"). Das Coming-of-Age-Drama erzählt von der Freundschaft eines jüdischen und eines Schwarzen Jungen im New York des Jahres 1980 und ist geprägt von Grays eigener Jugend im Stadtteil Queens. Von den Kritiker*innen wurde der Film insgesamt sehr positiv aufgenommen, die FILMSTARTS-Redaktion vergab beispielsweise starke 4 von 5 Sternen. An den Kinokassen jedoch ging das Werk ziemlich unter und spielte weltweit nur etwa 6,5 Millionen US-Dollar ein.
Das ist schade, denn „Zeiten des Umbruchs“ ist aus verschiedenen Gründen sehr sehenswert - das findet nicht nur die FILMSTARTS-Redaktion allgemein, sondern auch der Autor dieses Artikels ganz persönlich. Zum einen ist der Film ein sehr authentisches, sensibles, teilweise bitteres, aber immer lebensbejahendes Drama über das Erwachsenwerden und die Rolle von Freundschaft und Familie in diesem oft schmerzvollen Prozess. Zum anderen geht es aber auch um Rassismus und Antisemitismus. Der Film spricht diese Themen deutlich, aber auch gleichzeitig subtil an und gerade deswegen wirken sie bei den Zuschauer*innen lange nach.
Es lohnt sich also „Zeiten des Umbruchs“ jetzt bei Amazon Prime Video zu entdecken - ab dem heutigen 9. Juni 2024 gibt es das Drama dort im Abo.
Darum geht es in "Zeiten des Umbruchs"
New York 1980, es ist wenige Monate vor der Wahl von Ronald Reagan zum Präsidenten der USA. Dem Land steht ein großer politischer und sozialer Umbruch bevor. Hier lernen wir Paul (Banks Repeta) kennen. Der 11-jährige blasse Junge mit roter Lockenmähne ist äußerst sensibel, lässt sich gern von seiner Fantasie treiben und träumt davon Maler zu werden. Auch ihm werden in den nächsten Wochen einige gravierende Umbrüche in seinem Leben bevorstehen.
Seine Eltern Irving (Jeremy Strong) und Esther (Anne Hathaway) können mit der Verträumtheit und den künstlerischen Ambitionen ihres Sohnes nur schwer umgehen. Nur in seinem Großvater Aaron (Anthony Hopkins) findet Paul einen Seelenverwandten. Dann lernt er in der Schule den Schwarzen Jungen Jonathan (Jaylin Webb) kennen - eine ungewöhnliche Freundschaft beginnt...
Ensemblekino vom Feinsten
„Zeiten des Umbruchs“ lebt natürlich auch von seinen exzellenten Darsteller*innen: Wer ohnehin eine Schwäche für gute Ensemblefilme hat, wird hier seine wahre Freude haben. Der zum Zeitpunkt des Drehs 13-jährige Banks Repeta ist als Paul ein echter Sympathieträger, ebenso Jaylin Webb als Jonathan. Die sich anbahnende Freundschaft zwischen den beiden wirkt sehr authentisch und es macht Spaß ihnen zuzusehen, sei es bei ihren ziemlich dummen Streichen, den Gesprächen über Musik, wie die gerade angesagte Sugarhill Gang oder einfach beim, „Abhängen“.
Besonders intensiv hingegen sind die Szenen zwischen Paul und seinem Vater Irving. Hier liegt immer eine unterschwellige Spannung in der Luft. Irvings Stimmung kann blitzschnell umschlagen und er wird cholerisch oder gar gewalttätig. Doch Jeremy Strong legt die Figur so ambivalent an, dass man auch für diesen Charakter zumindest Verständnis aufbringt.
Die für mich wichtigste Szene im Film, findet jedoch zwischen Paul und seinem Großvater im Central Park statt: Als die beiden hier eine Modellrakete steigen lassen, kommt das Gespräch auf den alltäglichen Rassismus und dem Umgang damit. Sätze, die nachwirken und aktueller denn je sind.
Bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt
Zur Qualität des Films tragen auch die vielen spannenden Nebencharaktere bei, die bis in die kleinste Rolle hervorragend besetzt sind und so einen starken Eindruck hinterlassen, beispielsweise Andrew Polk als Pauls Klassenlehrer Mr. Turkeltaub.
Besonders spannend ist der Kurzauftritt von Jessica Chastain als Maryanne Trump (eine Schwester von Donald Trump), die bei einem Schulauftritt eine Rede hält und die klassischen amerikanischen Werte beschwört, doch Paul und ebenso die Zuschauer*innen ahnen natürlich längst das dies nicht für alle Menschen im Land gilt...
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