Animationsfilme gelten häufig nicht als richtige Filme, sondern im schlimmsten Fall als Kinderkram mit ein paar Gags für mitgeschleppte Eltern und im besten Fall als seichte Unterhaltung für die ganze Familie. Dass Animation bis an die Anfänge des Mediums Kino zurückreicht und einige der besten Filme überhaupt animierte Filme sind, wird dabei häufig ignoriert. So auch die „Drachenzähmen leicht gemacht“-Trilogie.
Deren drei Teile sind nämlich viel mehr eine reife, erwachsene Fantasy-Trilogie als oberflächliche Unterhaltung für die Kleinen. Das mag zunächst absurd klingen, schließlich wird und wurde das „Drachenzähmen“-Franchise mit unzähligen TV-Serien, Videospielen und allgegenwärtigem Merchandise für Kinder ausgeschlachtet. Doch all das ändert ja nichts an den Qualitäten der Trilogie. Und die sind gewaltig.
Wer sich davon überzeugen will, findet „Drachenzähmen leicht gemacht“ aktuell im Abo bei WOW (ehemals Sky Ticket). „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ und „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ sind zurzeit leider bei keinem Streamingdienst im Abo enthalten, hier müsst ihr also auf VoD-Anbieter* wie Amazon* zurückgreifen.
Warum die "Drachenzähmen"-Reihe so großartig ist
Im Wortsinne offensichtlich sind dabei die visuellen Qualitäten der Reihe, die auch in den FILMSTARTS-Kritiken zu „Drachenzähmen leicht gemacht“ („ fulminante Optik“), „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ („visuell oft geradezu berauschend“) und „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ („atemberaubender Augenschmaus“) hervorgehoben werden.
Teil 1 hat mittlerweile natürlich schon einige Jahre auf dem Buckel, sieht aber immerhin noch besser aus als die meisten anderen Animationsfilme aus den frühen 2010er Jahren. Und das ist vor allem einem Mann zu verdanken: Roger Deakins. Die Kameralegende (Oscars für „Blade Runner 2049“ und „1917“, weitere 13 Mal nominiert) war bei allen drei „Drachenzähmen“-Filmen nämlich als visueller Berater beteiligt – und das merkt man dem Film im Kleinen wie im Großen auch jederzeit an.
Achtet mal drauf: „Drachenzähmen leicht gemacht“ ist einer der ersten Animationsfilme, die nicht in jeder Szene taghell ausgeleuchtet sind (so wie etwa „Toy Story“), sondern in denen es auch mal Licht und Schatten gibt. Das sorgt dafür, dass die „Drachenzähmen“-Filme viel besser gealtert sind, als andere Animationsfilme aus dieser Zeit. Von solchen überwältigenden Bildkompositionen natürlich ganz zu schweigen:
Mindestens ebenso viel Lob wie die Bilderwelten von „Drachenzähmen“ verdient aber die Filmmusik von John Powell, der für seine Arbeit am ersten Film für einen Oscar nominiert wurde und auch die beiden Fortsetzungen musikalisch untermalte – und dabei ganz erheblich zu einigen der großartigsten Fantasy-Kino-Momente der letzten Jahre beitrug.
Das vortrefflichste Beispiel dafür ist die sogenannte „Test Drive“-Szene, in der Hauptfigur Hicks und Drache Ohnezahn erstmals einen erfolgreichen Probeflug absolvieren, während dazu Powells majestätisches „Drachenzähmen“-Thema aus den Boxen schmettert:
Diese Szene ist jedoch auch ein gutes Beispiel dafür, wie stark die inhaltlichen Qualitäten der „Drachenzähmen“-Reihe sind: Wie hier die Freundschaft zwischen Mensch und Drache auf den Punkt gebracht wird, beide in einer Notsituation über sich hinaus wachsen und sich gegenseitig zu vertrauen lernen, ist schlicht großartig.
Mit großen Drachen und noch größerem Herz
Ganz abgesehen davon, dass eine solche Mensch-Tier-Beziehung sowieso ein unschlagbares, in zahlreiche anderen Filme bewährtes Rezept ist. Ohnezahn und seine geflügelten Drachenkollegen sorgen für einige sehr amüsante Szenen (persönliches Highlight: der urkomische, erfolglose Balztanz in Teil 3), sind aber eben keine niedlichen Sidekicks, die nur wegen Kuscheltieren und Sammelkartenspiel erfunden wurden, sondern wachsen einem im Laufe der Trilogie sehr ans Herz.
Ähnlich gelungen sind auch die Übergänge zwischen den einzelnen Filmen der Reihe, zwischen denen mehrere Jahre vergehen. Und so begleiten wir Hicks erst als Jugendlichen und schließlich als jungen Erwachsenen, der mit alltäglichen (seine Liebe zu Astrid) und weniger alltäglichen (die Verantwortung als Häuptling seines Stamms) Problemen ringt, dabei nachvollziehbare Fehler macht und manchmal scheitert, aber stets an seinen Aufgaben wächst – so geht gute Figurenentwicklung!
Besonders wenn man alle drei „Drachenzähmen“-Filme relativ nah hintereinander schaut, so wie ich es vor diesem Artikel getan habe, fällt auf, wie gelungen die Zeichnung der Hauptfigur, aber auch vieler Nebenfiguren ist – von Hicks Anfängen als Außenseiter in seinem Dorf Berk bis zum berührenden Finale, bei dem meine ganze Familie mit Tränen in den Augen auf dem Sofa saß.
Wenn ihr noch mehr Fantastisches sehen wollt, werdet ihr bestimmt in unserer Liste der besten Fantasyfilme aller Zeiten fündig:
Die besten Fantasyfilme aller ZeitenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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