Im Großstadt-Dschungel von New York dominieren brutale Bandenkriege. Die zwielichtigen Figuren bewegen sich dabei fast ausnahmslos in verregneter, tiefschwarzer Nacht. So düster skizziert Abel Ferrara in „King of New York“ den Zustand seiner Geburtsstadt. Auch wenn das Gangster-Drama aus dem Jahr 1990 nicht die emotionale Wut von Ferraras wohl umstrittensten Film „Bad Lieutenant“ erreicht, kommen neben kraftvollen Bildern auch existenzielle Fragen nicht zu kurz.
Zunächst indiziert, wurde der Kultfilm 2013 von der Liste der jugendgefährdenden Medien gestrichen und ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Auf Amazons kostenlosem Streamingdienst FreeVee könnt ihr „King of New York“ jetzt auch ohne Prime-Abo in vollen Zügen genießen:
Darum geht's in "King of New York"
Nach Absitzen einer langjährigen Gefängnisstrafe lässt Gangster-Boss Frank White (Christopher Walken) keine Zeit verstreichen, um sich wieder als Nummer eins in der Unterwelt von New York zu positionieren. Nach und nach werden die Rivalen im Rotlicht- und Drogenmilieu von Franks Männern zur Strecke gebracht.
Das bleibt natürlich auch nicht der Polizei verborgen, die sich angesichts der weitreichenden Kontakte des Verbrecherkönigs in Gesellschaft und Politik ziemlich machtlos fühlt. Doch der lautstarke Detective Dennis Gilley (David Caruso) stachelt seine Kollegen dazu an, Frank mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen.
Christopher Walken ist absolut grandios
Dreh- und Angelpunkt der Inszenierung ist der von Oscargewinner Christopher Walken verkörperte Schwerkriminelle Frank White. Die Rolle ist dem Ausnahmeschauspieler wahrlich wie auf den Leib geschrieben. Das belegt allein die Szene, in der er mit seiner unverwechselbaren Aura durch ein Restaurant zu schweben scheint und dabei bewundernde Blicke erntet.
Apropos Blicke: Wie kaum ein anderer weiß der „Pulp-Fiction“-Star auch in „King of New York“ mit seinem Mienenspiel zu überzeugen. Mal verschmitzt lächelnd, mal ein eiskalter Blick – sein Gegenüber weiß nie genau, woran er ist. Und Walkens Freudentanz beim Wiedersehen mit seiner Gangster-Crew nach abgesessener Haftstrafe müssen Filmlieber- und Liebhaberinnen einfach gesehen haben.
Auch das Drehbuch gibt Raum für Unerwartetes. Frank wird in der U-Bahn von einer Bande Kleinganoven überfallen. Zwar zeigt er zunächst genrekonform, dass er „den Längsten hat“, indem er seine dicke Knarre im Hosenbund präsentiert. Aber anstatt zu schießen, schmeißt der smarte Pate den Angreifen lässig ein Bündel Dollar vor die Füße und bietet ihnen einen Job in seinem Gangster-Kartell an.
Ähnlich wie der von Harvey Keitel dargestellte Protagonist in „Bad Lieutenant“ ist Christopher Walkens Charakter getrieben von dem Wunsch nach gesellschaftlicher Akzeptanz und absoluter Reinwaschung seiner Taten. Das zeigt sich unter anderem in Franks Krankenhausprojekt zugunsten sozial benachteiligter Bürger, mit dem er sein Gangster-Dasein kompensieren will.
Schaulaufen der 90er-Stars
In den Nebenrollen wimmelt es von Stars, die in den 80er- und 90er-Jahren ihre Anfänge oder Blütezeit im Kino hatten. Auf der Seite der Cops geben sich zum Beispiel David Caruso und Wesley Snipes („The Expendables 3“) die Ehre, während sich Steve Buscemi („Fargo“) und Laurence Fishburne („Matrix“) einmal mehr als Gangster auf der Leinwand wiederfinden.
Doch außer Christopher Walken kann keiner der Darsteller übermäßig glänzen, da ihre Figuren zu häufig im Klischee verhaften. Verzweifelte Cops, die unerlaubte Gewalt anwenden, um an den Big Boss ranzukommen, sind nicht neu. Auf Seiten der bösen Buben sorgt die relativ schablonenhafte Darstellung für (ungewollte) Heiterkeit. Laurence Fishburnes überdimensional große Goldkette und die nicht weniger goldglänzenden Zahnkronen sind der Hammer. Doch kleine Schmunzler wie diese nimmt man doch gern in Kauf, wenn das Gesamtpaket stimmig ist.
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