Unzählige Kinder reden und toben mit ihnen, was Erwachsene ratlos zurücklässt. Dabei hatten sie möglicherweise auch einst Anvertraute, die nur in ihrer Vorstellungskraft existierten: Die Rede ist von imaginären Freund*innen. Oft wird gerätselt, was hinter diesen fabulierten Kreaturen steckt. Und genau dieses Rätsel steht im Mittelpunkt vieler Filme. Darunter auch in einem zeitlos umjubelten Filmklassiker, der in der aktuellen Fantasykomödie „IF: Imaginäre Freunde“ vorkommt:
Im Laufe des Familienfilms von Regisseur John Krasinski bekommen wir nämlich gezeigt, wie sich jemand im Fernsehen „Mein Freund Harvey“ anschaut. Diese Wahl des Films-im-Film ist alles andere als zufällig!
Nicht nur deshalb empfehlen wir euch unbedingt vor oder nach dem Kinobesuch „IF“ auch noch das grandiose Meisterwerk mit James Stewart zu schauen. „Mein Freund Harvey“ findet ihr auf diversen Plattformen als VOD – etwa bei Amazon Prime Video:
Die Verbindung zwischen "IF: Imaginäre Freunde" und "Mein Freund Harvey"
In „IF“ geht es um die zwölfjährige Bea (Cailey Fleming), die eine erstaunliche Entdeckung macht: Sie kann Wesen sehen, die nur ausgewählte Personen wie ihr kindsköpfiger, zurückgezogen lebender Nachbar (Ryan Reynolds) wahrnehmen – sogenannte IFs! Damit sind die Fantasiewesen gemeint, die einsamen, gelangweilten und/oder traurigen Kindern mit Herz und Witz den Tag versüßen.
Wie Bea erfährt, bleiben die IFs jedoch allein zurück, sobald ihre kindlichen Schützlinge ihnen entwachsen. Das können Bea und ihr Nachbar nicht länger hinnehmen! Also überlegen sie, wie sie die IFs an Menschen vermitteln, für die sie da sein können!
„Mein Freund Harvey“ ist sozusagen der Komplementärfilm zu „IF“: Zwar eint die Filme das Thema unsichtbarer respektive imaginärer Freund*innen. Allerdings zeigt „IF“ diese Wesen in rauen Mengen und kunterbunten Szenen. Der gewitzt-melancholische Klassiker „Mein Freund Harvey“ aus dem Jahr 1950 dagegen dreht sich um einen einzelnen Erwachsenen und seinen mannshohen Hasenkumpel Harvey, den nur er sehen kann.
Bittersüße Komik, die uns munter jauchzend zurücklässt
„Mein Freund Harvey“ basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Mary Chase und brilliert insbesondere aufgrund der facettenreichen, natürlichen Leistung seines Hauptdarstellers: Hollywood-Legende James Stewart spielt den Protagonisten Elwood P. Dowd als schrulligen, dem Alkohol etwas zu sehr zugetanen Daueroptimisten. Er ist ein Protagonist, den man schnell liebgewinnt, bei dem man sich aber eingangs fragt, ob wir ihn bewundern oder bemitleiden sollen:
Er zieht lebensfroh und leutselig um die Häuser und macht oft Halt in seiner Lieblingskneipe, wo er mit seinem treuen, etwa zwei Meter großen Freund Harvey prahlt. Die Frage, ob Elwood wirklich an ihn glaubt, sich einen exzentrischen Spaß macht, um mit Menschen in Kontakt zu treten, oder Harvey tatsächlich existiert, lässt Teile seines Umfelds rätselnd zurück.
Andere machen das Spielchen einfach mit. Und dann ist da Elwoods um den Ruf der Familie bangende Schwester Veta (Josephine Hull), die ihren Bruder in ein Sanatorium einweisen lässt, um das Harvey-Thema für immer zu den Akten zu legen...
"Mein Freund Harvey": Eine Komödie zum Schmachten und Schluchzen
Regisseur Henry Koster inszeniert diese Geschichte mit einer unvergesslichen Melange aus humorvoller Vitalität und nachdenklicher Melancholie: Die Figuren dürfen sich geschliffene, spitzzüngige Dialoge um die Ohren hauen, doch über all dem schwebt zwischenzeitlich eine Wolke des Schwermuts. Vetas Umgang mit ihrem Bruder ist zuweilen nachvollziehbar, aber ebenso verletzend.
Im Gegenzug ist Elwoods entrückt-selige Art sympathisch und warmherzig, aber es kommen Zweifel auf, ob es ihm wirklich gut geht oder er dringend einen Menschen braucht, der sich um ihn kümmert. Stück für Stück setzt sich allerdings ein rührendes Gesamtbild zusammen, das uns gestattet, uns für unsere zwischenzeitliche Ignoranz zu schämen und Elwoods Blick auf die Welt zu übernehmen.
Somit wird „Mein Freund Harvey“ zu einer Komödie, bei der man schmachten und schluchzen darf – und wenn bei „IF“ im Hintergrund mehrfahc dieser Klassiker läuft, macht Regisseur Krasinski deutlich, dass er trotz unterschiedlicher Gewichtung seiner Story-Zutaten ähnliches bezweckt. Und wenn ihr nun in Stimmung für Witz und Nachdenklichkeit zugleich seid, dann können wir ja direkt auch euren Blick auf einen verfressenen Kater für immer verändern:
Hat Garfield ein düsteres Geheimnis? Diese Theorie wird euren Blick auf den Kult-Kater für immer verändern!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.