Über kaum ein Franchise gibt es so viele Hintergrundgeschichten und Fakten wie über die „Harry Potter“-Saga. Grund dafür ist vor allem J.K. Rowling, die immer wieder Details zu den von ihr entwickelten Charakteren veröffentlicht und Anekdoten aus ihrem eigenen Leben mit den Ereignissen aus den Büchern verbindet. Während die Autorin in den letzten Jahren mit kritisch zu betrachtenden Kommentaren aufgefallen ist, bleibt eines klar: Viele haben in der Welt von Hogwarts ein Zuhause gefunden, das ihnen keine andere Filmreihe ersetzen kann.
In der „Harry Potter“-Reihe gibt es viele Identifikationsangebote für benachteiligte Gruppen. Zu benennen wären z.B. die Weasleys, die aufgrund ihrer finanziellen Situation von den Malfoys belächelt werden. Oder aber jene Magier*innen, die sogenannte „Muggel“-Elternteile haben und deswegen besonders aus dem Hause Slytherin einiges abbekommen. Auch sind Figuren, die konventionell eher als Außerseiter*innen etabliert werden würden, extrem positiv besetzt. Zu nennen sind hier allen voran Neville Longbottom und Luna Lovegood.
Der kalte Kuss der Dementoren
Eines der gruseligsten Elemente aus dem Franchise sind die Dementoren, die erstmals in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ sichtbar werden. Alfonso Cuarón inszenierte diesen vergleichsweise düsteren Teil der Reihe und löste damit Chris Columbus als Regisseur ab. Im Umschwung von den noch kindlichen ersten beiden Teilen hin zum dritten Teil hat sich dabei einiges geändert: Wir lernen Kreaturen wie z.B. Werwölfe besser kennen, erfahren mehr über Harrys Familiengeschichte und sehen uns stärker mit der magischen Welt außerhalb von Hogwarts konfrontiert. Dabei spielen die Dementoren eine zentrale Rolle.
Wenn es zum Dementoren-Kuss kommt, verliert die betroffene Person ihr emotionales Innenleben. Doch selbst bei einer solchen Attacke sind die Magier*innen nicht völlig hilflos. Dementoren können besiegt werden, indem man den Expecto-Patronum-Zauber spricht und dabei an etwas denkt, das einen glücklich macht. Der Verlust sämtlicher Glücksgefühle ruft dabei unweigerlich Assoziationen zu den Erfahrungsberichten von depressiven Menschen hervor. Und das ist kein Zufall! J.K. Rowling litt nämlich selbst an Depressionen. Diese inspirierten sie dazu, die Dementoren zu erschaffen.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete, wie Rowling die Verbindung zwischen ihren Depressionen und den Dementoren erklärte: „Ich kenne Traurigkeit, sie ist nichts Schlechtes. Zu weinen und zu fühlen. Aber eine Depression ist die kalte Abwesenheit von Gefühlen, eine echte Leere. So sind auch die Dementoren.“ Bevor Rowling 1997 den ersten „Harry Potter“-Band veröffentlichte und damit den entscheidenden Meilenstein für ihren Durchbruch legte, war ihr Leben alles andere als einfach. Als alleinerziehende Mutter musste Rowling mit finanziellen Problemen ringen, eine Trennung überstehen und den Tod der eigenen Mutter verarbeiten. Das Schreiben hat ihr dabei geholfen.
Übrigens sollte niemand Geringeres als Regie-Legende Steven Spielberg den ersten „Harry Potter“-Film verantworten. Warum es nicht dazu kam, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Steven Spielberg sollte den ersten "Harry Potter"-Film inszenieren – aus einem verdammt guten Grund hat er das Angebot aber abgelehntDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.