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    Einer der lustigsten Filme der letzten Jahre ist zugleich ein Mega-Flop – holt ihn jetzt bei Amazon Prime Video nach!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Es ist ein Jammer: Die ultralustige und charmante Romantikkomödie „Bros“ ist erst im Kino auf die Nase geflogen, dann wurde die deutsche Auswertung auf Blu-ray gestrichen. Doch ihr könnt (und solltet) den Dating-Spaß im Streaming-Abo nachholen!

    Es gab eine Zeit, zu der romantische Komödien massenhaft das Kinopublikum Tränen lachen ließen sowie zu Tränen gerührt haben. Mittlerweile laufen RomComs dagegen bloß im Streaming zu Hochform auf und werden im Kino weitestgehend ignoriert. Dieses Schicksal ereilte auch „Bros“: Die 22 Millionen Dollar teure Romantikkomödie nahm weltweit nicht einmal 15 Millionen Dollar an den Kinokassen ein – und wurde daraufhin im Heimkino zweitrangig behandelt.

    Denn in einigen Märkten wurde eine Auswertung auf DVD und Blu-ray angekündigt, dann aber kommentarlos wieder gestrichen. Deutschland zählte zu diesen Ländern, ehe dann doch eine DVD* nachgereicht wurde. „Bros“-Fans und jene, die diesen zärtlich-derben Spaß nachholen wollen, müssen für HD-Qualität aber auf's Streaming zurückgreifen. Immerhin: Ab sofort ist „Bros“ im Abo von Amazon Prime Video erhältlich!

    Inszeniert wurde „Bros“ von Nicholas Stoller, der bereits mit „Nie wieder Sex mit der Ex“ ein RomCom-Kleinod verantwortete, das unvergesslich zwischen räudigem Witz und emotionaler Ehrlichkeit balanciert.

    Stoller verfasste zudem das „Bros“-Drehbuch, gemeinsam mit Hauptdarsteller Billy Eichner, der in den USA als schnell plappernder, skurril-frecher Comedian Kultstatus erlangte. In „Bros“ bleibt er diesem Image treu – zeigt aber auch verletzliche Seiten.

    "Bros": Wenn das lockere Großmaul zärtlich wird

    Bobby (Billy Eichner) ist ein charismatisch-vorlauter Podcaster und wäre gern der Autor der ersten schwulen Mainstream-Romantikkomödie. Doch mit seinen Skriptideen sorgt er in Hollywood nur für Unverständnis. Als Kurator eines Museums für LGBTQ+-Geschichte hat Bobby nur minimal größeren Erfolg: Die Diskussionen mit anderen Mitgliedern des Planungsgremiums sind angeregt, doch chaotisch – und die Suche nach stabiler Finanzunterstützung gerät mühselig.

    In Liebesdingen ist Bobby hingegen nicht an Stabilität interessiert: Er ist stolzer Single, der sich von einer lockeren Nummer zur nächsten schwingt. Doch als er den muskulösen Anwalt Aaron (Luke Macfarlane) kennenlernt, der einst Chocolatier werden wollte, verliert Bobby seine Freude an der schwulen Dating-App Grindr...

    Hauptfiguren auf Augenhöhe

    Ein in vielen Romantikkomödien gezeigter Konflikt dreht sich darum, dass eine der beiden zentralen Figuren freizügiger ist als ihr Schwarm. Obwohl „Bros“ dramaturgisch eine Handvoll an RomCom-Konventionen erfüllt (stets mit einem queeren, pfiffigen oder pfiffig-queeren Dreh), umgehen Stoller und Eichner konsequent dieses eine Klischee:

    Sowohl Bobby als auch Aaron präsentieren sich anfangs als vollauf zufrieden damit, ein Leben ohne langfristige Bindungen zu führen – und wechseln sich daraufhin ab, aktiver um ein festes Miteinander zu kämpfen. Das bringt nicht nur im Zusammenspiel mit der breit gefächerten LGBTQ+-Repräsentation Bewegung in den RomCom-Alltag. Es ist auch Sprungbrett für ein explosives Feuerwerk an Dialogwitz und Situationskomik.

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    Kaum haben wir uns daran gewöhnt, dass der laute, seine aktivistische Ader kaum verbergende Bobby der forschere Part ist, sitzt er irritiert am Rand einer von Aaron ausgekosteten Sexparty. In der einen Minute überrollt Bobby seinen Liebling mit einem rasselnden Monolog über seine Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen. In der nächsten zieht ihm Aaron mit wenigen, zielsicheren Worten den Teppich unter den Füßen weg.

    Ein Paar zum Mitlachen und Mitleiden

    „Bros“ glänzt nicht bloß mit einem urkomischen, geschliffenen Drehbuch: Eichner und Macfarlane brillieren mit einer astreinen Chemie, denn sie ergeben ein Idealbild aus „Gleich und gleich gesellt sich gern“ und „Gegensätze ziehen sich an“. Ihr Sinn für Humor ist ähnlich und beide spielen stolze Dickschädel, die zumeist exakt wissen, was sie wollen – und sich in wenigen, entscheidenden Dingen gehörig etwas vormachen.

    Gleichwohl lebt Bobby seine Sehnsüchte und seinen Sinn für Humor forsch aus, während Aaron öfters wie die Katze um den heißen Brei tigert. Andere Male handelt er rasch und kommentarlos, während Bobby noch zum zweiten Absatz einer Abhandlung ansetzen würde. Das Hauptdarsteller-Doppel spielt das zu gleichen Teilen harmonisch und so, dass die humoristischen Funken sprühen.

    Das macht Aaron und Bobby zu einem lebendigen, glaubhaften Filmpärchen, mit dem man liebend gern mitfiebert – und mitgeht, wenn sie frustriert oder verletzt sind. Etwa, wenn Bobby beim Strandspaziergang die Deckung fallen lässt und Aaron, der ihn um sein vermeintlich einfaches Leben beneidet, mit stockendem Atem erklärt, welche Rückschläge er schon verkraften musste.

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    Eichners nahbares Spiel kann in solchen Szenen schnell mal für feuchte Augen sorgen. Ebenso bleibt kaum ein Auge trocken, wenn sich die einzelnen Mitglieder der Museumsverwaltung respektvoll, jedoch vollkommen unnachgiebig Argumente an den Kopf schmeißen, wer gerade einzig und allein Gehör verdient hat.

    Neben der liebevoll-selbstironischen Überspitzung wohlmeinend-ausartender Repräsentationsdiskurse sorgen die vielen Auftritte herrlich aufspielender Comedytalente für Lachtränen. Die Riege reicht von „Community“-Rektor Jim Rash über Realityshowgröße TS Madison bis hin zu „Will & Grace“-Star Debra Messing, die als Eigenkarikatur ausflippt, weil sie es nicht mehr aushält, als beste Freundin aller Schwulen zu gelten.

    Seitenhiebe auf Film- und Serienschaffende wie Ryan Murphy, die oftmals queere Lebenserfahrungen als Geisterbahn voller Schrecken aufarbeiten, ein hochwertiger Look und ein ebenso flippiges wie herzliches Finale runden „Bros“ klasse ab: Dieser Kinoflop bietet zwei extrem lustige Filmstunden und eines der liebenswertesten Pärchen, das Hollywood in den vergangenen Jahren auf die Leinwand gebracht hat. Auf dass er wenigstens zum Streaming-Hit wird!

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