„3 Body Problem“ war mit einem Preisschild von 160 Millionen Dollar eine der teuersten Netflix-Serien. Gemessen an diesem Budget bliebt der überragende Erfolg allerdings aus – und so liefen schon bald andere Serien dem Möchtegern-Blockbuster in den Netflix-Top-10 den Rang ab. So machte etwa Ende März 2023 die Meldung die Runde, dass „3 Body Problem“ in den USA von einer anderen Serie verdrängt worden war: „Testament: Die Geschichte von Moses“.
Unabhängig von den Qualitäten von „3 Body Problem“ finde ich das jedoch absolut gerechtfertigt. Denn nicht nur kommt die Figur Moses trotz Filmen wie „Die zehn Gebote“, „Der Prinz von Ägypten“ oder „Exodus“ in Hollywood häufig etwas zu kurz. Moses ist als verbindendes Glied zwischen Judentum, Christentum und Islam in gegenwärtigen Zeiten fast schon so etwas wie Balsam für die Seele.
Das alles muss sich Netflix auch gedacht haben und hat aus der Geschichte des Israeliten die bildgewaltige Serie „Testament: Die Geschichte von Moses“ gezimmert, die ihr seit dem 27. März 2024 bei dem Streamingdienst anschauen könnt.
Diese Bibeladaption hat es in sich!
In drei Teilen wird die epische Geschichte von Moses erzählt, der hier vom israelischen Schauspieler Avi Azulay verkörpert wird. Dabei ist die Serie eine Mischung aus Drama und Doku. Das heißt, Spielszenen und die Expertise von Historikern und Theologinnen sind clever miteinander verflochten.
Wir fangen, ganz typisch für eine Heldenreise, bei seinen Anfängen als Prinz am ägyptischen Hof an und sind Zeuge seiner großen Entwicklung, vom Außenseiter zum Propheten, vom Nil bis zum Roten Meer.
Anders als wir es von Werken dieser Art gewohnt sind, konzentriert sich „Testament: Die Geschichte von Moses“ dabei nicht nur auf die Darstellung des Propheten als beinahe mythologische Gestalt, sondern bemüht sich auch um Einblicke in dessen Gedankengänge. Diese dann doch ungewöhnliche Vermenschlichung zeigt sich besonders eindrucksvoll im Kampf des Propheten mit seinem Schicksal oder Zweifeln an sich und seiner Mission.
Ein besonderes Highlight für „Game Of Thrones“-Fans: Mit einer wie für Formate dieser Art wie maßgeschneiderten Stimme führt uns Tywin-Lannister-Darsteller Charles Dance durch die bewegte Geschichte des Propheten. Für das Porträt griffen die Produzenten Emre Sahin und Kelly McPherson eigenen Aussagen zufolge auf die Tora, Bibel und den Koran zurück.
Guter Einstieg in die Geschichte von Moses
Klar: Religiöse Stoffe können kaum einstimmige Begeisterung auslösen. Weder Historikerinnen noch Theologen dürften sich zu hundert Prozent verstanden fühlen. Doch genau hier besticht die Serie:
Denn sie illustriert die wichtigsten Punkte der biblischen Geschichte, verwertet sie in spannender Art und Weise und lädt so Interessierte zur weiteren historischen, kulturellen und religiösen Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Die Serie ist für Wissenshungrige kein sättigendes Steak, sondern eine gelungene (und vor allem unterhaltsame) Vorspeise – und diese Funktion der Appetitanregung erfüllt sie grandios.
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