Als wir Zack Snyder kürzlich zum Interview trafen, wollten wir von ihm wissen, ob Netflix bestimmte Zahlen erwartet, um grünes Licht für weitere „Rebel Moon“-Filme zu geben. Der Regisseur beteuerte, dass er darüber zumindest nicht informiert wurde: „Wenn es eine Schwelle gibt, dann weiß ich davon nichts.“ Er konzentriere sich auf seine Arbeit und die habe er bereits erledigt: „Wir haben alles vorbereitet. Wir sind entschlossen, noch ein paar Filme zu machen. Wenn der Anruf kommt, legen wir los.“
Doch wird dieser Anruf kommen? Wir sind sicher, dass Netflix dabei (auch) sehr genau auf die Zahlen achten wird. Schließlich ist der Streamingdienst dafür bekannt, mit der Hilfe seiner Daten und seines Algorithmus zu entscheiden, welche Projekte grünes Licht bekommen und welche eingestampft werden. Daher lohnt es sich, die ersten Zahlen für „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ ganz genau anzuschauen und zu analysieren. Diese wurden nun nämlich veröffentlicht.
Die Zahlen für "Rebel Moon 2: Die Narbenmacherin" unter der Lupe
Laut Auskunft von Netflix sammelte „Rebel Moon 2“ in der Startwoche 21,4 Millionen Views. Das ist der erste Platz der weltweiten Netflix-Charts. Vorgänger „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ startete im Dezember 2023 mit 23,9 Millionen Views. Beide Teile liefen an einem Freitag an, erreichten diese Zahlen also über einen identischen 3-Tages-Zeitraum.
Die schlechte Nachricht: Trotz eines ersten Platzes sind auch die reinen Zahlen für „Rebel Moon 2“ im Vergleich zu den richtig großen Netflix-Hits nicht berauschend. Gerade weil Zack Snyders Sci-Fi-Epos von Netflix massiv beworben wurde, der erste Teil so groß wie kein Film zuvor auf dem Streamingportal selbst angezeigt wurde, sind die Quoten eine Enttäuschung.
Die gute Nachricht: Der Rückgang vom ersten zum zweiten Teil ist sehr moderat. Wenn man dann noch bedenkt, dass der erste Film direkt vor Weihnachten startete, wo mehr gestreamt wird, erreicht das Sequel nun im Verhältnis zum Vorgänger sehr ordentliche Werte. Das Signal daraus ist, dass ein beträchtlicher Teil des Publikums schon wissen wollte, wie es weitergeht. Zudem landete Vorgänger „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ mit 5,5 Millionen Views auch noch einmal in den aktuellen Netflix-Wochencharts. Es gibt also sogar einige Fans, die sich wohl Zack Snyders Empfehlung zu Herzen genommen haben. Im Interview mit uns erklärte der Regisseur:
„Was ich ohnehin jedem empfehle, ist: Schaut erst Teil 1, dann direkt Teil 2 – oder macht vielleicht eine kleine Pause für das Abendessen dazwischen. Das ist definitiv die beste Art, beide Filme zu erleben.“
Was lässt sich aus den Zahlen für "Rebel Moon" ableiten?
Schaut man allein auf die Zahlen, ist die Zukunft von „Rebel Moon 3“ mehr als ungewiss. Insgesamt kann man schon jetzt feststellen, dass das Franchise hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben ist, die Netflix garantiert an die Sci-Fi-Saga auf den Spuren von „Star Wars“ hatte. Vom erhofften Mega-Erfolg ist „Rebel Moon“ weit entfernt. Dass der zweite Film nur sehr vereinzelt (zum Beispiel beim Autor dieser Zeilen) besser ankommt als der Vorgänger, ist ein zusätzlicher Dämpfer.
Doch trotzdem sollten Fans von „Rebel Moon“ die Hoffnung nicht aufgeben. Es ist durchaus Interesse da. Das Budget von angeblich 166 Millionen Dollar für beide Filme ist überschaubar. Wir halten es daher für durchaus denkbar, dass Netflix trotz der Enttäuschung Snyder erlaubt, mit geringerem Budget weiterzumachen – vor allem vor einem Hintergrund.
Der Streamingdienst und der Filmemacher sind eine langjährige Partnerschaft eingegangen. Erst 2023 wurde diese noch einmal um mehrere Jahre verlängert. Man will noch viele möglichst erfolgreiche gemeinsame Projekte machen. Da Snyder sehr viel an „Rebel Moon“ liegt, könnte Netflix ihm einen dritten Teil in erster Linie erlauben, um ihn glücklich zu stimmen.
Es wäre dann vielleicht etwas wie eine Umkehr des berühmten Martin-Scorsese-Ausspruchs „One for Them, One for Me“. So beschrieb die Regie-Legende einst die eigene Philosophie bei der Auswahl seiner unterschiedlichen Projekte. Er macht eine kommerzielle Auftragsarbeit für das Studio, um im Gegenzug grünes Licht für ein sonst nicht finanzierbares Herzensprojekt zu bekommen. Netflix könnte Snyder nun sagen: Du darfst „Rebel Moon 3“ machen, dafür machst du im Gegenzug diesen anderen Film für uns.
Für das größte Fragezeichen sorgt Netflix selbst
Ein ganz großes Fragezeichen steht aber hinter allen Spekulationen um die Zukunft von „Rebel Moon“, weil Netflix die Führungsriege neu aufgestellt hat. Der langjährige Filmchef Scott Stuber ist abgetreten – und für Snyder und „Rebel Moon“ könnte das große Auswirkungen haben. Stuber war es nämlich, der den „Watchmen“-Regisseur zu Netflix holte. Er hat ihn immer unterstützt, größtenteils freie Hand gegeben, um seine Projekte zu verwirklichen.
Neu an der Spitze steht jetzt Dan Lin. Der Produzent hinter dem Kinoerfolg „The LEGO Movie“ hat intern direkt zahlreiche Umstrukturierungen vorgenommen. Zudem hat er angeblich eine neue Devise vorgegeben: „More about the Audience, less about Auteurs!“ Es gehe nicht mehr vorrangig darum, die Filmschaffenden glücklich zu machen, um Namen wie Snyder oder auch David Fincher an sich zu binden, sondern das zu produzieren, was das Publikum sehen will. Zudem sollen angeblich die Kosten für Filme niedriger gehalten werden. Beides könnte „Rebel Moon 3“ verhindern.
Unter Stubers Leitung hätten wir „Rebel Moon 3“ größere Chancen eingeräumt, weil es dem Ex-Boss vielleicht stärker darum gegangen wäre, Snyder seinen Wunsch zu erfüllen. Wie strikt Lin seinen angeblich ausgerufenen neuen Kurs umsetzt, ist dagegen noch nicht abzusehen.
Garantiert mehr "Rebel Moon" kommt schon bald!
Die Zukunft von „Rebel Moon 3“ bleibt daher nach den ersten Zahlen und den weiteren bisherigen Fakten ungewiss. Alle Informationen zeigen uns nur, dass es in jede Richtung gehen könnte.
Was wir dagegen schon wissen: Es wird schon in Kürze noch zwei „Rebel Moon“-Filme geben – nämlich die Director's-Cut-Langfassungen von „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ und „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“. Beide sind jeweils eine Stunde länger als die ursprünglichen Filme und sollen ein völlig neues Erlebnis sein. Beide werden gemeinsam an einem Tag veröffentlicht – voraussichtlich im Spätsommer (zuletzt kursierte als möglicher Termin der August).
"Das fand ich sehr cool": Zack Snyder hat in "Rebel Moon 2" eine legendäre Todesszene kopiert – wir erklären ihre BedeutungAktuell kämpft Zack Snyder für eine Altersfreigabe durch die US-Freigabebehörde. Die hat aufgrund der Brutalität der insgesamt sechs Stunden langen großen Version so ihre Probleme, selbst die angestrebte Erwachsenenfreigabe R-Rating zu bewilligen. Wie Snyder uns im Interview verriet, solle man sich aber keine Sorgen machen:
„Das ist der typische Prozess bei diesen Filmen. Man zeigt sie ihnen und dann sagen sie dir: 'Wow, du musst das tun und das wegschneiden.' Doch bei mir ist das ein bisschen schwierig, weil es hier um die generelle philosophische Richtung geht, die ich eingeschlagen habe. Ich wollte, dass die Gewalt übertriebener, noch mehr over-the-top ist, damit meine Idee der Dekonstruktion von Tropen des Genres offensichtlicher ist. Da sind meine Filme ähnlich wie „Starship Troopers“. Und diesen Aspekt, warum wir das so gemacht haben, versuchen sie gerade bei der MPAA noch zu verstehen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Ich würde sagen, wir sind fast da.“
Hier könnt ihr übrigens das komplette Interview mit Zack Snyder lesen:
Ist der Director's Cut von "Rebel Moon" auf Netflix in Gefahr? Wir haben Zack Snyder gefragt!