Nachdem „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ viele Sci-Fi-Action-Fans enttäuschte, hat „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ nun das Potenzial, sie ein Stück weit mit der von Zack Snyder entworfenen Welt zu versöhnen. Dem Regisseur gelingt das vor allem mit viel Action. In unserem Interview mit Snyder sprechen wir so nicht zuletzt über die Herausforderung bei der Umsetzung des großen Kampfes zwischen der von Kora (Sofia Boutella) und Co. angeführten Bauerngemeinde von Veldt und dem schier übermächtigen Imperium um den sadistischen Admiral Atticus Noble (Ed Skrein).
Doch wir wollen von dem Filmemacher auch wissen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, doch ein vierstündiges Epos aus „Rebel Moon“ zu machen oder zumindest beide Filme parallel zu veröffentlichen. Und da zuletzt Meldungen die Runde machten, dass die US-Altersfreigabebehörde so ihre Probleme mit seinen für einen Start in wenigen Monaten geplanten Director's-Cut-Langfassungen hat, nutzten wir die Chance, nachzufragen, ob diese wirklich in Gefahr sind.
Die Abstimmung der Action-Szenen: Ganz schön kniffelig
FILMSTARTS: „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ bietet eine volle Stunde Action Non-Stop. Mir gefällt, wie vielfältig diese ist. Was war dein Ansatz, was die Herausforderungen für dieses große Finale?
Zack Snyder: Das schwierigste war, dass sich die vielen verschiedenen Kämpfe überschneiden. Wenn du normalerweise Action drehst, kannst du die Szene einfach dorthin verschieben, wo du sie gerade haben willst. Aber wir haben hier die ganze Zeit Momente in der Schlacht, die in Verbindung miteinander stehen. Da schauen sie von unten auf dem Planeten nach oben zum Raumschiff herauf oder es passiert etwas auf dem Raumschiff, was auf den Kampf auf dem Boden Bezug nimmt. Daher ging das nicht. Alles musste synchronisiert sein. Das war schon sehr kniffelig, wenn du zum Beispiel eine Figur hast, die weit in der Ferne sieht, dass dort gerade etwas passiert und dies dann zur gleichen Zeit dort passieren zu lassen.
FILMSTARTS: Dazu bezieht sich die Action immer wieder auf die erste Hälfte des Films. Denn all die dort getroffenen Vorbereitungen zahlen sich nun aus. Ohne dass es uns groß erklärt wird, verstehen wir nach und nach die Taktik der Rebellen. Wie habt ihr dieses taktische Konzept entwickelt? Habt ihr euch da historische Inspirationen von Schlachten geholt?
Zack Snyder: Nein, das gar nicht. Es entstand ziemlich intuitiv. Meine größte Herausforderung zu Beginn war: Was ist eigentlich der Plan? Denn schaut man sich all die Aspekte auf einer abstrakten Ebene an, sieht man: Okay, wir haben hier den Dreadnought. Das ist eine Maschine mit der Kraft, eine ganze Welt zu zerstören. Und hier auf Veldt sind einfach nur Bauern – und das nicht einmal viele. Sie haben eigentlich keine Chance gegen einen solchen Dreadnought zu bestehen. Ein Schuss aus dem großen Kanonenrohr und alles ist weg.
Daher gab es ein grundlegendes Gespräch, welches ich mit Kurt und Shay [seine Co-Autoren Kurt Johnstad und Shay Hatten] führen musste: Okay, was würden wir tun, wenn wir Kora wären? Wie würden wir den Dreadnought zerstören? Und wir haben alles aufgeschrieben und dabei kam ich auf die Idee, wie man es tun könnte. Dann hatten wir noch die zwei anderen Schlachten, die parallel auf dem Boden stattfinden, mitten auf Veldt. Am Ende war die größte Herausforderung: Wir mussten den Plan so gestalten, dass er Sinn ergibt. Vor allem für das Publikum muss er am Ende Sinn ergeben. Und ich denke, das haben wir ziemlich gut hinbekommen.
Die Ermordung Caesars kopiert? "Das fand ich sehr cool!"
FILMSTARTS: Ich wunderte mich über historische Vorbilder, weil du dich an anderer Stelle des Films sehr klar auf Geschichte beziehst. In einem Flashback sehen wir, wie der alte König ermordet wird. Und das ist natürlich eindeutig vom Tod des römischen Imperators Caesar durch Brutus und die Senatoren beeinflusst. Was hat dich an diesem berühmten Ereignis so fasziniert, dass du es nun in einem Science-Fiction-Film nachgebildet hast?
Zack Snyder: Ja, genau. Dass der König ausgerechnet von dem Mann ermordet wird, den er liebt, den er als seinen zweiten Sohn ansieht und dann noch all die anderen Leute, die er kennt, dabei mitmachen, sie ihn alle irgendwie gemeinsam töten, das fand ich sehr cool. Das ist der Grund, warum wir das übernommen haben.
FILMSTARTS: Wir haben jetzt vor allem über das große Action-Finale geredet. Diese letzte Stunde ist für mich der beste Teil beider Filme und ich denke, es wird vielen so gehen. Glaubst du, dass Teil eins besser oder anders aufgenommen worden wäre, wenn der zweite Film direkt parallel veröffentlicht worden wäre – oder es vielleicht sogar einfach nur einen vierstündigen Film gegeben hätte?
Zack Snyder: Ich weiß es nicht. Das Urteil darüber steht noch aus. Es wird auf jeden Fall interessant sein, zu sehen, ob die Leute, wenn sie nun „Teil 2“ sehen, „Teil 1“ neu bewerten oder sogar noch einmal anschauen. Was ich ohnehin jedem empfehle, ist: Schaut erst „Teil 1“, dann direkt „Teil 2“ – oder macht vielleicht eine kleine Pause für das Abendessen dazwischen. Das ist definitiv die beste Art, beide Filme zu erleben, weil sich im zweiten Teil wirklich alles von vorher auszahlt.
Ehrlich gesagt, wurden sie auch als eine Geschichte geschrieben. Wenn bald die Director's Cuts erscheinen, werden sie auch beide am selben Tag veröffentlicht. Da sie jeweils eine Stunde länger sind, habt ihr gleich ein sechsstündiges Erlebnis. Das sollte gewaltig Spaß machen.
Konflikt mit der Altersfreigabebehörde wegen den Langfassungen? Nur "der typische Prozess"
FILMSTARTS: Wenn wir schon über die Director's Cut reden. Du hast gerade in einem anderen Interview gesagt, dass es aktuell noch ein wenig Ärger mit der US-Altersfreigabebehörde MPAA gibt, die noch zögert, euch das anvisierte R-Rating zu geben. Besteht da ein Risiko, dass du deine langen Visionen doch nicht wie geplant veröffentlichen kannst, vielleicht einige Kompromisse eingehen muss?
Zack Snyder: Ach, das ist der typische Prozess bei diesen Filmen. Man zeigt sie ihnen und dann sagen sie dir: „Wow, du musst das tun und das wegschneiden.“ Doch bei mir ist das ein bisschen schwierig, weil es hier um die generelle philosophische Richtung geht, die ich eingeschlagen habe. Ich wollte, dass die Gewalt übertriebener, noch mehr over-the-top ist, damit meine Idee der Dekonstruktion von Tropen des Genres offensichtlicher ist. Da sind meine Filme ähnlich wie „Starship Troopers“. Und diesen Aspekt, warum wir das so gemacht haben, versuchen sie gerade bei der MPAA noch zu verstehen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Ich würde sagen, wir sind fast da.
FILMSTARTS: Während die Director's Cuts sicher kommen, fragen sich Fans natürlich, wie es um „Rebel Moon 3“ steht? Der wird am Ende des zweiten Teils schon stark angedeutet. Doch der Film ist noch nicht bestätigt. Gibt es von Netflix bestimmte Vorgaben, bestimmte Abrufzahlen, welche die Vorgänger erreichen müssen, damit es weitergeht?
Zack Snyder: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob es vielleicht eine Schwelle gibt. Aber ich denke, dass es mehr eine philosophische Sache als das Erreichen eines bestimmten Werts ist. Aber wenn es doch eine Schwelle gibt, dann weiß ich davon nichts. Ich kann nur meinen Teil machen – und das haben wir getan. Kurt, Shay und ich haben alles vorbereitet. Wir sind entschlossen, noch ein paar Filme zu machen. Wenn der Anruf kommt, legen wir los.
„Rebel Moon - Teil 2: Die Narbenmacherin“ könnt ihr auf Netflix streamen. Dort steht auch bereits „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ zur Verfügung.