Steven Spielberg hat in seiner mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere die unterschiedlichsten Filme gedreht, doch wer an die Regie-Legende denkt, landet sicher schnell bei Außerirdischen: Gleich zweimal hat Spielberg freundliche Aliens auf die Erde geschickt (in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „E.T.“), bevor er unter dem Eindruck von 9/11 mit „Krieg der Welten“ (2005) eine düstere Gegenvision drehte. Auch in „A.I.“ (2001) und „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ (2008) sind alienartige Wesen zu sehen.
Zum ersten Mal folgte Spielberg seiner Faszination für die Möglichkeit von außerirdischem Leben aber in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, mit dem der 77-Jährige an seinen Durchbruchsfilm „Der weiße Hai“ anknüpfte. Darin spielt Richard Dreyfuss den Kleinstädter Roy Neary, der eines Nachts eine mysteriöse Erscheinung am Himmel beobachtet – und fortan von seltsamen Visionen heimgesucht wird. Immer wieder begegnet ihm eine Form, die sich später als der Umriss eines Berges in Wyoming, genannt Devils Tower, herausstellt – steht dort die Landung eines Raumschiffes bevor? Und ist er auserwählt, mit den extraterrestrischen Ankömmlingen ins Weltall zu reisen?
Ab jetzt folgen Spoiler: Neary, dessen Neugier nach und nach zu einer regelrechten Besessenheit anwächst, wird Recht behalten – in der langen, wie eine Symphonie inszenierten Finalsequenz landet ein gigantisches UFO in der geheimen Basis am Devils Tower, und Roy ist einer von mehreren Menschen, die am Ende des Films das Raumschiff betreten. Damit endet der Film – und zu den vielen Gründen, aus denen „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ bis heute so unglaublich faszinierend ist, gehört auch die Tatsache, dass eines der größten Geheimnisse des Films nicht gelüftet wird: Wie sieht es im Inneren des Mutterschiffes aus? Was erwartet Neary, nachdem er an Bord gegangen ist?
Obwohl „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ erneut zum Box-Office-Erfolg avancierte (bei einem Budget von 19 Millionen Dollar konnte er ganze 306 Millionen einspielen), euphorische Kritiken erhielt und für neun Oscars nominiert wurde, war Spielberg nicht ganz zufrieden mit dem Film. In einem Interview, das sich auf der DVD-Collector's-Edition des Science-Fiction-Meisterwerks befindet, hat der „Jurassic Park“-Schöpfer erzählt, wie er vom Studio dazu gezwungen wurde, die Fertigstellung des Films zu überstürzen, um den geplanten Veröffentlichungstermin einhalten zu können (via FandomWire).
„Ich habe versucht, Columbia Pictures dazu zu bringen, mich den Film so fertigstellen zu lassen, wie ich es wollte, aber sie haben darauf bestanden, dass der Film zu Weihnachten herauskommt“, so der Filmemacher. „Ich hatte gehofft, den Film im darauffolgenden Sommer herausbringen zu können, aber sie sagten: ,Unsere ganze Firma steht auf dem Spiel, wir alle zählen auf diesen Film.' Ich hatte also keine andere Wahl.“
Steven Spielberg durfte Director's Cut anfertigen – unter einer Bedingung
Unzufrieden mit dem Endprodukt, wandte sich Spielberg später erneut an seine Produktionsfirma – mit der Bitte, einen Director's Cut veröffentlichen zu dürfen. Doch die Studio-Verantwortlichen knüpften ihre Einwilligung an eine Bedingung. „Nach dem Erfolg des Films kehrte ich anderthalb Jahre später zu Columbia zurück und sagte: ,Jetzt lasst mich den Film so fertigstellen, wie ich es immer vorhatte. Ich möchte bestimmte Szenen neu schneiden und mehr Sequenzen drehen.'“, erinnert sich Spielberg. „Sie antworteten mir: ,Wir geben dir das Geld, wenn du das Innere des Mutterschiffs zeigst. Gib uns etwas, woran wir eine Kampagne aufhängen können.'“
Das Studio wollte etwas, das sie dem Publikum als echten Mehrwert verkaufen könnten – und Spielberg ließ sich zähneknirschend darauf ein. „Ich ging einen Kompromiss ein und ließ Richard Dreyfuss ins Innere des Mutterschiffs gehen“, so der mehrfache Oscar-Preisträger. „Das hätte ich nie tun sollen, denn das hätte immer ein Geheimnis bleiben müssen.“
1998 veröffentlichte Spielberg eine weitere, diesmal finale Schnittfassung. Die meisten seiner Nachbearbeitungen behielt er bei, doch den Teil, der das Innere des Raumschiffs enthüllt, entfernte er wieder aus dem Film. Trotzdem ist der Director's Cut, der eigentlich keiner war, nun in der Welt – und wir können euch nur empfehlen, auf eine der Fassungen zurückzugreifen, die mit dem Betreten des Schiffes enden!
Ein absoluter Horror-Kultregisseur kann übrigens rein gar nichts mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ anfangen – wer es ist und was ihn an dem Sci-Fi-Meilenstein stört, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
Horror-Kultregisseur hält gar nichts von diesem Sci-Fi-Klassiker von Steven Spielberg: "Glaube, er hat die Kontrolle verloren"*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.