Martin Scorsese meint es ernst mit seinem neuen Jesus-Film. In einem Interview mit der Los Angeles Times verriet er nun, dass das Drehbuch fertig sei. Gemeinsam mit Filmkritiker Kent Jones hat er dafür Shūsaku Endōs 1973 erschienen Roman „Das Leben Jesu“ („A Life Of Jesus“) adaptiert. Der 1996 verstorbene japanische Autor Endō lieferte bereits die Vorlage für Scorseses „Silence“. Noch im Laufe des Jahres 2024 sollen die Dreharbeiten beginnen.
Doch es gibt noch ein paar überraschende Details zu dem Projekt, welches das Leben Jesu nacherzählen soll – und darunter ist nicht, dass das Ergebnis wohl deutlich weniger kontrovers als Scorseses damals von der Kirche verdammter „Die letzte Versuchung Christi“ ausfallen wird.
80 Minuten und größtenteils in der Gegenwart?
Der für epische Laufzeiten bekannte Martin Scorsese, der gerade mit „Killers Of The Flower Moon“ ein fast dreieinhalb Stunden langes Brett vorgelegt hat, will sich so bei „A Life Of Jesus“ kurz fassen. Er rechne aktuell damit, dass der Film am Ende nur rund 80 Minuten dauern werde. Gerade wenn man bedenkt, dass es ja um das „Leben Jesu“ gehen soll, ist das eine überraschend kurze Laufzeit, dürften doch viele mit einem erneuten 3-Stunden-Plus-Epos gerechnet haben.
In dieser Zeit will sich Scorsese auf „die Kernlehren Jesu konzentrieren – auf eine Weise, welche deren Prinzipien erkundet, aber nicht missioniert“, so der Regisseur im Gespräch mit der Los Angeles Times.
Überraschend ist zudem, dass der Film dabei größtenteils in der Gegenwart spielen soll – auch wenn Scorsese sich nicht auf eine bestimmte Handlungszeit festlegen will. Denn sein Film solle sich zeitlos anfühlen. In Endōs Romanvorlage wird das Leben Jesu durch die Augen des japanischen Autors selbst erzählt. Es ist davon auszugehen, dass Scorsese einen ähnlichen Ansatz wählt.
"Religion" als schwieriges Thema
Dabei sieht Scorsese durchaus, dass Religion und vor allem die katholische Kirche heute auch von vielen Seiten kritisch gesehen wird. Er scheint deswegen zurück zum Ursprung gehen zu wollen. So erklärt er im erst jetzt veröffentlichten, aber wohl schon vor einigen Wochen geführten LA-Times-Interview:
„Im Moment löst das Wort 'Religion' sofort heftige Reaktionen aus, weil es in so vielen Bereichen versagt hat. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der anfängliche Impuls falsch war. Lasst uns zurückgehen. Lasst uns einfach darüber nachdenken. Sie werden es womöglich ablehnen. Aber es könnte einen Unterschied in Ihrem Leben machen - selbst in der Ablehnung. Lehnt es nicht vorschnell ab. Darüber spreche ich nur. Und das sage ich als jemand, der in ein paar Tagen 81 Jahre alt spoiler: wird.“
Scorseses Ansatz für seinen Jesus-Film ist so dann auch: „Ich versuche, einen neuen Weg zu finden, um das Thema zugänglicher zu machen und die negative Bürde zu nehmen, die mit organisierten Religionen verbunden war.“
Noch gibt es keine weiteren Details, insbesondere zur Besetzung.
"Der Wind wehte nicht in meine Richtung": So musste sich Martin Scorsese gegen Sylvester Stallone und Steven Spielberg behaupten