Wer sich Kevin Smiths gefeierten Kult-Klassiker „Dogma“ anschauen will, wird sich vergeblich durch die Streamingdienste klicken. Und wir reden hier nicht nur von den Abo-Angeboten bei Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Co. Es gibt „Dogma“ aktuell bei keinem einzigen VoD-Anbieter im Abo, zum Kauf oder zur Leihe. Und auch für die Heimkino-Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray muss man viel mehr Geld hinblättern, als es üblich ist. Bei Amazon sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels über einen anderen Händler noch letzte Exemplare der uralten DVD für 18,97 € gelistet:
Ja, es kommt noch viel zu oft vor, dass gerade ältere, nicht aus Hollywood stammende Filme fast gar nicht erhältlich sind. Dass aber ein aus dem Jahr 1999 stammender Kult-Film mit Hollywood-Superstars wie Matt Damon, Ben Affleck, Alan Rickman, Salma Hayek und Chris Rock so abgetaucht ist und laut unserer Recherche sogar seit neun (!) Jahren nicht mehr im deutschen TV lief, ist dann doch besonders.
Und nein, es hat nichts damit zu tun, dass die Komödie um zwei Engel, die auf die Erde verbannt werden und dort alle Existenz vernichten könnten, von einigen erzkonservativen religiösen Gruppen als „Blasphemie“ beschimpft wurde oder sich plötzlich jemand über den Humor neu echauffiert. Nein, es hat mit einem Mann hinter dem Film zu tun – und zwar nicht mit Regisseur Kevin Smith. Der würde „Dogma“ nur zu gerne weiter zeigen. Doch der Film gehört nicht ihm, sondern einem anderen Mann, den nicht nur Smith als „Teufel“ bezeichnet.
Harvey Weinstein hat "Dogma" ...
„Dogma“ wurde für Produzent Harvey Weinstein gemacht, der auch heute noch die Heimkino-Rechte am Film besitze. Nachdem die Vorwürfe zahlreicher sexuelle Übergriffe inklusive Vergewaltigungen ans Licht kamen, wurde Weinstein 2018 verhaftet und schließlich 2020 zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Dort sitzt er aktuell und hält aber weiter einige Filmrechte. Und er scheint wenig bereit, sich von diesen zu trennen – oder nur für einen außergewöhnlichen Preis.
Wie Kevin Smith TheWrap verriet, habe er versucht, sich die Rechte an „seinem“ Film zu holen – auch wenn ihm schlecht bei dem Gedanken gewesen sei, Weinstein Geld zu geben. Der habe sein Angebot und ein nachgebessertes höheres aber ohnehin nur verspottet. Weinstein fordere fünf Millionen Dollar, eine Summe, die Smith nach eigener Aussage nicht habe, aber die der Film im heutigen Markt mit dem Streamingzeitalter auch gar nicht mehr wert sei (weswegen auch niemand anderes zuschlagen dürfte). Mittlerweile ist sich Smith nicht mal mehr sicher, ob Weinstein den Film überhaupt noch abgebe.
… und "ein Film über Engel gehört so dem Teufel"
Zuletzt sei ihm von einer anderen Firma mitgeteilt worden, dass Weinstein dieser gesagt habe, dass er den Film keinesfalls an Smith zurückverkaufe. Smith umschreibt die Situation so auch sehr deutlich: „Er hält meinen Film als Geisel. Mein Film über Engel gehört dem Teufel persönlich.“
Smith gibt sich auch fatalistisch. Er habe darüber nachgedacht, was er tun könne. Es gebe nicht viel. Er könne öffentlich Radau machen (was er mit dem Interview ja zumindest ein wenig getan hat), aber er glaube nicht, dass das hilft: „Ich denke nicht, dass dieser Typ die Nachrichten noch liest.“
Wer "Dogma" hat, sollte glücklich sein
All das dürfte also dafür sorgen, dass „Dogma“ seit vielen Jahren nicht mehr auf DVD und Blu-ray aufgelegt wird, kein Streamingdienst den Film anbietet und kein TV-Sender ihn zeigt, nachdem er von 2003 bis 2014 noch mindestens jährlich ausgestrahlt wurde. Doch all die dafür nötigen Rechte sind wohl irgendwann abgelaufen, wie es bei diesen meist nur auf bestimmte Zeit vergebenen Heimkino- und TV-Ausstrahlungsrechten der Fall ist – und Weinstein forderte wohl schon vor seiner Haftstrafe irgendwann zu hohe Preise.
Da nicht absehbar ist, ob und wann sich die Situation ändert, können wir euch sagen: Wenn ihr „Dogma“ auf DVD oder Blu-ray besitzt, schätzt euch glücklich. Falls ihr Fans des Films seid, solltet ihr eure Blu-ray, DVD (oder vielleicht sogar VHS?) unbedingt behalten und nicht beim nächsten Aufräumen der Sammlung aussortieren. Wenn ihr das natürlich doch tun wollt, ist jetzt womöglich aber eine gute Gelegenheit, einen ordentlichen Preis zu erzielen.
Am Ende kann es natürlich sein, dass Weinstein das Geld für sein teures Anwaltsteam doch irgendwann ausgeht und er dazu gezwungen ist, einen akzeptablen Preis aufzurufen. Es kann aber natürlich auch sein, dass Weinstein noch Jahre oder sogar Jahrzehnte einfach auf den Rechten sitzt...
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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