Es gibt eine Menge Beispiele für Filme, die zwar gedreht wurden, dann aber nie den Weg auf die Leinwand fanden – aus den unterschiedlichsten Gründen. Legendär ist etwa der Fall von „The Day The Clown Cried“: Regisseur und Hauptdarsteller Jerry Lewis war mit dem Holocaust-Film derart unzufrieden, dass er eine öffentliche Vorführung verhinderte – sogar über seinen Tod hinaus. Erst 2024 soll der 1972 gedrehte Film erstmals einem Publikum zugänglich gemacht werden!
Ein jüngeres Beispiel ist der DC-Film „Batgirl“: 2022 gab Warner Bros. bekannt, dass der bereits fertiggestellte Superheldinnen-Blockbuster – aus kommerziellen Beweggründen – weder im Kino noch auf einer Streaming-Plattform zu sehen sein wird.
Und auch einen Film mit „Oppenheimer“-Star Cillian Murphy hat es erwischt. Das Biopic „Hippie Hippie Shake“ basiert lose auf der Autobiografie von Richard Neville, dem so einflussreichen wie umstrittenen Herausgeber des australische Satiremagazins Oz, das vor allem in den 1960er Jahren als wichtiges Organ der Gegenkultur galt. Der 2016 verstorbene Neville griff immer wieder auf derbe Weise (damalige) Tabuthemen auf, setzte sich gegen Homophobie, Rassismus, Zensur oder Polizeigewalt ein, zudem war er einer der schärfsten Kritiker des Vietnamkrieges.
Kein Wunder, dass er dafür von der Öffentlichkeit angefeindet wurde: In zwei Verfahren musste sich der Schriftsteller und Satiriker wegen vermeintlicher Obszönität vor Gericht verantworten. Ein Stoff also wie gemacht für ein historisches Biopic! Folgerichtig erwarb 1998 die britische Produktionsfirma Working Title Films die Rechte an Nevilles Autobiografie und beauftragte den Autoren Don MacPherson („Dreizehn Leben“), einen ersten Drehbuchentwurf auszuarbeiten.
Gefangen in der Entwicklungshölle
Aus nicht geklärten Gründen verlief das Projekt zunächst im Sande, bis es 2002 wieder aufgegriffen wurde: Diesmal war mit Shekhar Kapur auch ein renommierter Regisseur an Bord, der sich mit „Elizabeth“ (für den Cate Blanchett 1999 einen Golden Globe gewann) bereits im Biopic-Genre verdient gemacht hatte. Tom Butterworth („Birthday Girl“) schrieb ein komplett neues Skript. Doch auch diesmal kam es zu Verzögerungen – und „Hippie Hippie Shake“ lag erneut für mehrere Jahre auf Eis.
Weder die Produktionsfirma noch Neville selbst wollten das Projekt allerdings so einfach aufgeben, und so unternahmen sie 2007 einen dritten (und letzten) Versuch, den Film zu realisieren. Diesmal schien alles zu klappen: Mit Beeban Kidron („To Wong Foo“) wurde eine neue Regisseurin gewonnen, „Gladiator“-Drehbuchautor William Nicholson verfasste mit Unterstützung von Lee Hall („Billy Elliot – I Will Dance“) die finale Skript-Fassung. Mit Cillian Murphy gab es nun endlich auch einen Hauptdarsteller, und Stars wie Sienna Miller („Layer Cake“), Derek Jacobi („Gosford Park“) oder Hugh Bonneville („Paddington“) komplettierten das Ensemble. Was sollte jetzt noch schiefgehen? Leider einiges...
Darum werden wir den Film mit Cillian Murphy vielleicht nie zu Gesicht bekommen
Details über die Dreharbeiten sind kaum bekannt, doch es sickerte durch, dass sie wohl ziemlich chaotisch und alles andere als reibungslos verlaufen sind. Während Neville den Film unterstützte, schrieb die feministische Autorin Germaine Greer derweil einen wütenden Artikel für The Guardian, in dem sie sich gegen den Film aussprach und auch die Wahl der Schauspielerin kritisierte, die sie im Film verkörpern sollte.
„Es wird ein bisschen beängstigend, sie zu spielen. (…) Ich bin mir sicher, sie wird mich hassen“, mutmaßte Emma Booth noch gegenüber der Brisbane Times – und sie sollte Recht behalten. Unter anderem schimpfte Greer, dass man „früher erst sterben musste, bevor irgendwelche Schreiberlinge anfingen, deine Überreste zu mampfen und eine neue Version von dir aus ihren eigenen Ausscheidungen zu modellieren“.
Nun bringt ein aufgebrachter Zeitungsartikel in der Regel noch keinen Film zu Fall – doch dass Regisseurin Kidron das Projekt während der Postproduktion unvermittelt verließ, machte es nicht gerade einfacher. Zudem litt Working Title Films unter finanziellen Schwierigkeiten, und so entschied sich die Produktionsfirma gemeinsam mit ihrem Vertriebspartner, die Arbeit an dem Film komplett einzustellen, um sich horrende Steuerzahlungen zu ersparen.
Im Rahmen der Promotour zu Ben Afflecks „Live By Night“ (2016) brach Sienna Miller ihr Schweigen zu „Hippie Hippie Shake“ (via Yahoo): Sie gehe nicht davon aus, dass wir den Film so bald zu Gesicht bekommen – und auch sieben Jahre später sollte sie leider Recht behalten. Miller selbst habe immerhin einen Rohschnitt gesehen und sei der Meinung, „dass es ein ziemlich schöner Film war“.
Bis heute hoffen Fans, dass der Film eines Tages über eine Streaming-Plattform veröffentlicht wird – vielleicht macht es der Hype um „Oppenheimer“ und Cillian Murphy ja doch noch möglich!
Dieser "How I Met Your Mother"-Ableger mit der "Barbie"-Regisseurin wurde zwar gedreht – aber nie veröffentlicht!