In „Maestro“ verkörpert Bradley Cooper Leonard Bernstein – und das war ein aufwändiger Prozess. Drei bis sechs Stunden musste er laut eigenen Aussagen jeden Tag im Make-Up-Trailer für die Verwandlung in den legendären Komponisten verbringen. Wie er in einem Gespräch mit Spike Lee für das Hollywood-Magazin Variety verriet, machte er das immer bereits vor dem Eintreffen der übrigen Crew – und blieb dann die ganze Zeit Leonard Bernstein.
Cooper führte daneben auch Regie – und da er äußerlich dabei aussah wie Bernstein, blieb er auch als Regisseur einfach in der Rolle. Er bewegte sich und sprach wie Bernstein und nicht wie er selbst. „Wenn du jemanden aus der Crew oder dem Cast fragst, hat Lenny den Film inszeniert“, so Cooper gegenüber Lee.
Dies führte laut Cooper auch zu sehr unterschiedlich verlaufenden Arbeitstagen. Weil er den berühmten Komponisten und Dirigenten über verschiedenste Altersstufen hinweg spielt, gab es im Verlauf der Dreharbeiten auch sehr unterschiedliche „Lennys“ am Set. Wenn er nämlich gerade der alte Leonard Bernstein war, sei es am Set ein wenig ruhiger, etwas langsamer vonstattengegangen. Als er allerdings der junge Lenny war, habe es eine deutlich „schnellere Energie“ gegeben: „Dann haben wir mehr geschafft“, so der „Hangover“-Star.
Method-Vorbild Daniel Day-Lewis und Mentor Christian Bale
Als Schauspieler den ganzen Tag im Set in der Figur zu bleiben, ist keine Erfindung von Bradley Cooper - im Gegenteil: Er konnte es sich laut eigener Aussage früher gar nicht vorstellen, das zu machen. Er habe Stories von Daniel Day-Lewis gehört, der für diese Form des sogenannten Method Acting berühmt ist: „Doch ich konnte nicht verstehen, wie jemand das macht.“
Dann arbeitete er beim Dreh zum 2013 erschienenen „American Hustle“ mit Christian Bale und ihm wurden die Augen geöffnet: „Ich musste realisieren, dass ich zu viel darüber nachdenke. Christian blieb zwar in der Stimme [seiner Figur], aber wir redeten über Dinge wie seine Kinder.“
Das Geheimnis hinter diesem Method-Ansatz, den Cooper seitdem selbst für jede Rolle und nun auch für „Maestro“ wählte, ist es also, sich zwar weiter zu bewegen und zu reden wie die verkörperte Figur, also in dieser Hinsicht in character zu bleiben, aber inhaltlich trotzdem ganz normale Konversationen zu führen. Cooper dachte vorher, dass man auch in Gedanken immer in der Figur bleiben müsse, also keine Dinge aus dem eigenen Privatleben erzählen könne oder als Darsteller einer historischen Figur nicht plötzlich ohne Herzinfarkt ein modernes iPhone in die Hand nehmen kann, wie er im Variety-Gespräch als Beispiel einflechtet.
Bradley Cooper und Christian Bale – bald wieder Seite an Seite
Über zehn Jahre nach „American Hustle“ soll es übrigens bald auch wieder zu einer Zusammenarbeit von Cooper und Bale kommen. Kürzlich haben sich Amazon und MGM in einem Bieterwettstreit die Rechte an dem Spionage-Thriller „Best Of Enemies“ gesichert. In der während des Kalten Krieges angesiedelten, wahren Geschichte spielen Cooper und Bale zwei konkurrierende Agenten von CIA bzw. KGB, die sich anfreunden – obwohl sie eigentlich den Auftrag haben, den jeweils anderen auf die eigene Seite zu ziehen.
Es ist dann die zweite richtige Kooperation der beiden Schauspielhochkaräter. Denn neben „American Hustle“ werden sie zwar noch für die MCU-Comic-Verfilmung „Thor: Love And Thunder“ gemeinsam im Abspann gelistet. Doch während Bale hier als Bösewicht vor der Kamera präsent war, spricht Cooper nur die Figur Rocket Raccoon, für die er nie ans Set musste. Wann „Best Of Enemies“, der trotz Amazon-Beteiligung zuerst groß ins Kino kommen soll, erscheint, ist noch unbekannt. „Maestro“ könnt ihr aktuell auf Netflix streamen.