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    Das Ende von "Oppenheimer" erklärt: Darum ist es das erschütterndste Finale aller Zeiten
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Das Ende von „Oppenheimer“ lässt viele Kinofans mitgenommen zurück, was Christopher Nolan wohl auch erreichen wollte. Für FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher ist es sogar das erschütterndste Ende der Filmgeschichte.

    Universal Pictures

    Am Ende von „Oppenheimer“ kehren wir zu einer Szene zurück, die im Film bereits immer wieder eine Rolle gespielt hat: die Unterhaltung zwischen J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) und Albert Einstein (Tom Conti) an einem See in Princeton im Jahr 1947 – also zwei Jahre nach den Atombombenabwürfen. Oppenheimer ist hier noch ein gefeierter Physik-Superstar. Innerlich bereut er seine Rolle bereits. Er hat nur Schwierigkeiten, dies auch nach außen zu tragen.

    Am Ende erfahren wir zum ersten Mal, was in dieser Szene wirklich gesprochen wird. Vorher blieb dies unklar. Wir hören nun, dass überhaupt kein Wort über den Politiker Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) verloren wird. Dieser glaubte bekanntlich, dass er das zentrale Thema des Gesprächs war. Dieser Irrglaube begründete einen wichtigen Teil seines Hasses auf Oppenheimer.

    Stattdessen ist es eine kraftvolle Szene, welche gleichzeitig in die Vergangenheit und Zukunft blickt, quasi noch einmal alles erfasst – aber vor allem unglaublich pessimistisch endet.

    Oppenheimer stellt fest: "Wir haben (!) die Welt zerstört!"

    Einstein macht deutlich, dass Oppenheimer nun in seine Rolle wechseln wird und mit den „Konsequenzen seiner Errungenschaften“ leben muss. Wenn er prognostiziert, was passieren wird, sehen wir die dazu passenden Bilder einer Auszeichnung samt Diner-Empfang.

    Daneben blicken Oppenheimer und Einstein auf eine andere gemeinsame Unterhaltung im Film zurück. Damals suchte Oppenheimer den Rat des berühmten Kollegen, als er befürchtete, dass die Zündung einer Atombombe zu einer Kettenreaktion führen könnte, welche die komplette Erdatmosphäre in Brand setzt und schließlich den gesamten Planeten zerstört. Nachdem Oppenheimer an die alte Frage von damals zurückdenkt, liefert er selbst die Antwort: „Ich glaube, wir haben es getan!“

    Oppenheimer
    Oppenheimer
    Starttermin 4. Januar 2023 | 3 Std. 01 Min.
    Von Christopher Nolan
    Mit Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon
    User-Wertung
    4,2
    Filmstarts
    4,5
    Im Stream

    Er spricht also aus, dass sie mit der Zündung der Atombombe wirklich die Welt zerstört haben – wenn auch anders als gedacht. Denn es kam zwar nicht direkt zu einer Kettenreaktion, doch die Waffe ist nun vorhanden, wird irgendwann wieder eingesetzt werden und dann den Planeten in die Luft sprengen.

    Christopher Nolan unterstreicht dies mit den Bildern, die unter anderem moderne Raketen beinhalten. Er zeigt große Explosionen und eine Welt, die brennt. Bevor wir eine letzte Großaufnahme von Cillian Murphy als Oppenheimer bekommen, hat er so noch einmal die klare Anti-Atomwaffen-Botschaft seines Films deutlich gemacht.

    Mit einem Besetzungscoup von Nolan wird deutlich: Die Welt ist dem Untergang geweiht

    Wer es düster lesen will, muss das Ende so verstehen, dass Nolan selbst jede Hoffnung aufgegeben hat. Die Massenvernichtungswaffen sind für immer da und auch wenn der Kalte Krieg sich nie richtig erhitzt hat, wird es eine Frage der Zeit bleiben, bis doch jemand eine Nuklearwaffe zündet, darauf mit weiteren reagiert wird und das Ende der Welt kommt.

    Als Fingerzeig auf diese Lesart kann man auch eine sehr subtile Besetzung verstehen. In einer Albtraumsequenz sieht Oppenheimer wie einer jungen Frau als Opfer eines nuklearen Holocausts die Haut vom Gesicht wegflattert. Gespielt wird sie von Christopher Nolans eigener Tochter Flora. Es wirkt so, als wolle der Regisseur damit sagen, dass seine eigene Generation zwar bislang überlebt hat, aber die seiner Tochter nun dem Untergang geweiht ist.

    Zeigt das Finale von "Oppenheimer" die tatsächliche Zukunft?

    Interessant ist auch, dass Christopher Nolan in der Schlusssequenz so viel mit Bildern in die Zukunft blickt. Wie bereits erwähnt erweisen sich Einsteins Worte an Oppenheimer als wahr. Die Bilder von einer Preisverleihung illustrieren, dass wirklich passieren wird, was der berühmte Wissenschaftler mit der wirren Haarpracht hier sagt.

    Also will uns Nolan damit sagen, dass auch die anderen Zukunftsbilder – die vielen Starts von Nuklearraketen, die Explosionen auf dem ganzen Erdball eintreten werden?

    Die Stars von "Oppenheimer" verzichteten auf eine Menge Geld – doch Matt Damon ging für Christopher Nolan sogar noch weiter

    Für mich ist das die finale Lesart von „Oppenheimer“ - auch weil weitere Indizien dafür sprechen. Dass die Titelfigur in der Vergangenheitsform von der Zerstörung der Welt spricht, unterstreicht noch einmal, wie unumkehrbar es ist. Es wird zwar erst passieren, doch es ist schon unwiderruflich in die Wege geleitet. Das erklärt auch, warum Einstein sich danach so zurückgezogen hat, dass Strauss dachte, Oppenheimer habe ihn gegen ihn aufgewiegelt. Es hat nichts damit zu tun, dass Einstein sauer auf Strauss per se war, sondern dass er wusste, dass Männer wie Strauss irgendwann den letzten Schritt zur Zerstörung der Welt gehen werden.

    Deswegen hat mich das Biopic-Drama so sehr erschüttert im Kino zurückgelassen wie kein anderer Film bislang. Denn was kann pessimistischer sein als die Erkenntnis, dass die Erde garantiert zerstört werden wird, wir alle sterben werden? Es ist wirklich das erschütterndste Filmfinale aller Zeiten - eigentlich nicht zu übertreffen.

    Allerdings sei natürlich angemerkt, dass Christopher Nolan großen Wert darauf legt, dass seine Filme kein eindeutiges und nur in einer Hinsicht lesbares Ende haben. Er will, dass sich verschiedene Zuschauer*innen auch verschiedene eigene Interpretationen herausgreifen können. Wer also einen optimistischeren Blick auf das Ende von „Oppenheimer“ hat, möge sich davon bitte nicht nach meinen Worten verabschieden.

    Für "Oppenheimer" trieb Christopher Nolan die Geheimhaltung auf die Spitze – und es geht nicht um das Sprechverbot über die Nacktszenen

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