Es begann mit dem Boulevardblatt Daily Mail, das „exklusive“ und „erste“ Bilder zu Disneys „Schneewittchen“-Live-Action-Remake vermeldete. Schon der Tweet gibt die Stoßrichtung vor – ist doch dort die Rede von „Schneewittchen“ und ihren sieben … politischen korrekten Begleitern“. Im Artikel wird sich dann vor allem über die sehr bunte und wild zusammengewürfelte Bekleidung der sieben Nicht-Zwerge ausgelassen.
Natürlich heizten schnell einige konservative Meinungsmacher mit erzürnten Tweets die Stimmung an. Dabei ging es nicht nur darum, dass sechs der sieben ehemaligen Zwerge nun keine Zwerge mehr sind, sondern es wurde auch mal wieder Stimmung gegen Hauptdarstellerin Rachel Zegler gemacht. Die unter anderem aus „West Side Story“ bekannte US-Schauspielerin habe mit ihren kolumbianischen Wurzeln schließlich „nicht die schneeweiße Haut“, der die Figur ihren Namen verdankt.
Doch erst einmal durfte man stutzig werden. Das ist doch gar nicht Rachel Zegler auf dem Bild? So begann eine Verwirrung um die Fotos, während gleichzeitig ein eigentlich nur aufgewärmter Shitstorm tobte, der bis und über den Kinostart hinaus, sicher noch einige Male durchs Land ziehen wird. Zeit, diese Sache aufzudröseln.
Was sind das überhaupt für Bilder?
Recht einfach ist es mittlerweile, die anfängliche Verwirrung um die Bilder zu erklären. Kurz nachdem die Daily Mail die Fotos veröffentlichte, machte eine angebliche Stellungnahme von Disney die Runde. Bei den Bildern handele es sich um Fakes. Doch das wurde kurz darauf korrigiert. Disney bestätigte nun, dass es sich um Aufnahmen von der „Schneewittchen“-Produktion handele, aber keine offiziellen Bilder seien. Was bedeutet das nun? Warum ist da nicht Rachel Zegler zu sehen?
Bei Dreharbeiten werden oft sogenannte Stand-Ins benutzt. Deren Aufgabe ist es, statt der Stars zu agieren, um alles für den Dreh vorzubereiten – zum Beispiel die richtige Ausleuchtung für eine Szene zu ermitteln. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass wir hier einfach Zeglers Stand-In sehen. Wie weit die Kostüme, insbesondere von Schneewittchens sieben Begleiter*innen, bereits die finalen sind, ist nicht bekannt. Sie dürften aber so ähnlich aussehen.
Ja, es gibt im "Schneewittchen"-Remake keine Zwerge mehr
Die durchaus sehr diskussionswürdigen, aber womöglich nicht finalen Kostüme waren aber gar nicht so der Anlass für den Streitpunkt. Es ging zum einen wie gesagt um Zeglers Hautfarbe, die bereits seit ihrem Casting vor über zwei Jahren von bestimmten Seiten immer wieder thematisiert wird. Daneben ging es um die Frage, warum es keine Zwerge mehr gibt – auch das eigentlich keine ganz neue Erkenntnis.
Unter anderem „Game Of Thrones“-Star Peter Dinklage übte bereits früh heftige Kritik an einem „Schneewittchen“-Remake: „Du bist auf der einen Seite progressiv, aber dann machst du trotzdem diese fucking rückständige Geschichte über sieben Zwerge […]. Habe ich mit meiner Plattform nichts erreicht, um unsere Sache voranzubringen?“, äußerte der selbst kleinwüchsige Schauspieler bereits Anfang 2022 in einem Podcast und machte damit deutlich, dass er eine verletzende Darstellung und Verunglimpfung kleinwüchsiger Menschen durch eine nur Stereotype bedienende Darstellung befürchtet.
Disney reagierte damals bereits mit der Aussage, dass man „für diese sieben Figuren einen komplett anderen Ansatz“ wähle. In dem Zusammenhang machte die vom Maushaus aber nicht bestätigte Meldung die Runde, dass Schneewittchen nun auf „sieben magische Wesen“ treffen werde.
"Schneewittchen": Frühjahr 2024 im Kino
Der simpel auch nur „Schneewittchen“ betitelte Film soll am 21. März 2024 in die deutschen Kinos kommen. Bis dahin werden sich bei den ersten offiziellen Bildern, bei Trailern und bei anderen Gelegenheiten sicher noch einige Leute darüber aufregen, dass es keine sieben Zwerge mehr gibt. Ob die angeblich auch in sehr vielen weiteren Punkten von der berühmten Vorlage abweichende moderne Neuerzählung vielleicht mit ihrem eigenen Spin zu gefallen weiß oder am Ende eine obskure Kostümshow von sieben magischen Wesen ist, erfahren wir aber erst im Frühjahr 2024.
Neben Rachel Zegler ist dann übrigens als böse Königin auch „Wonder Woman“ Gal Gadot zu sehen. Der bislang vor allem auf der Theaterbühne erfolgreiche und gefeierte Schauspieler Andrew Burnap spielt mit Jonathan das Love Interest der Hauptfigur. Regie führt Marc Webb („The Amazing Spider-Man“, „500 Days of Summer“). Das Drehbuch stammt von „Barbie“-Macherin Greta Gerwig sowie Erin Cressida Wilson („Secretary“).
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