Wenn unschuldiger Schnee zur Lebensgefahr wird, und sich derbe Revolverhelden plötzlich in einem frostigen Survival-Thriller an die Gurgel gehen, dürfen Genrefans hellhörig werden. Schließlich sind solche selbstbewusst-zünftige Kollisionen verschiedener Filmgattungen nicht alltäglich. Und in einem denkwürdigen Fall wurde solch ein Mix jahrzehntelang vom Jugendschutz unter den Teppich gekehrt:
„Todesmarsch der Bestien“ landete 1983 auf dem Index, wurde acht Jahre später sogar beschlagnahmt und erst 31 Jahre danach rehabilitiert! Das Heimkino-Comeback erfolgte 2022 ungekürzt mit FSK-Freigabe ab 18 Jahren – allerdings bloß in limitierter Auflage, die rasch vergriffen war. Wer damals leer ausging, erhält jetzt eine zweite Chance: „Todesmarsch der Bestien“ ist seit dieser Woche wieder im Heimkino erhältlich – natürlich uncut!
Die Vereinigung aus Brutalo-Western und Schneechaos-Nervenkitzel dürfte insbesondere für Fans von Quentin Tarantino von Interesse sein – schließlich beeinflusste sie nicht nur einzelne Momente aus „Django Unchained“. Vor allem ist dieser Film als wichtige Inspirationsquelle für das epische Schnee-Western-Kammerspiel „The Hateful Eight“ zu erkennen.
Das ist "Todesmarsch der Bestien"
Sergeant Brown (Claudio Undari) führt ein förmliches Selbstmordkommando aus: Er transportiert eine Gruppe unberechenbarer Schwerverbrecher quer durch unwegsames, zugeschneites Gelände. Ziel der Reise ist ein Zwangsarbeitslager, doch die Wahrscheinlichkeit, dass Brown es je erreichen wird, ist denkbar gering. Schließlich erhielt er zur Unterstützung lediglich zwei Soldaten und seine Tochter Kathy (Emma Cohen). Es kommt, wie es zu befürchten war: Die Reise muss nach einer gewaltsamen Attacke unterbrochen werden – und ein erbitterter Überlebenskampf beginnt...
Regisseur José Romero Marchent, auch bekannt als Joaquín Luis Romero Marchent, dürfte selbst vielen eingefleischten Filmfans kein Begriff sein. Doch als Filmschaffender, der sich während des Booms derber Abenteuer- und Western-Unterhaltung in genau diesen Genres herumtrieb, erreichte er einst ein riesiges Publikum. Darunter auch einen der prominentesten Fans, die bluttriefende Low-Budget-Reißer aus Europa haben: Quentin Tarantino. Und der ließ Marchents Arbeit durch Hommagen wieder aufleben.
Kino der besonders krassen Sorte: Einer der härtesten Horrorfilme der 90er erscheint erstmals in Deutschland ungekürzt auf Blu-raySelbst der Titel von „The Hateful Eight“ ist ein Verweis auf „Todesmarsch der Bestien“: Auf dem englischen Markt wurde Marchents Film „Cut-Throats Nine“ getauft – Tarantino hat sich sozusagen kleiner gemacht als seinen Ideengeber.
Der hatte übrigens der Legende nach einen weniger reißerischen Film im Sinn: Laut Claudio Undari wurde „Todesmarsch der Bestien“ ursprünglich ohne eklatante Gewalt gedreht. Doch gemäß Undaris Anekdote drängte der US-Verleih auf einen größeren Schockfaktor. Daraufhin wurden einzelne Szenen nochmal gedreht – nun mit ausufernden Gewaltspitzen inklusive literweise Kunstblut und grotesk-ekligen Effekten.
Darüber, ob diese Szenen die nihilistische Stimmung des Films ergänzen oder von ihr ablenken, lässt sich rege diskutieren. Der Bekanntheit von „Todesmarsch der Bestien“ dürften sie aber zweifelsohne geholfen haben.
Zeigt sich Christoph Waltz in 3 Tagen noch fieser als in "Inglourious Basterds"?! Trailer zur Thriller-Serie "The Consultant"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.