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    Die Rückkehr der Untoten - Night Of The Living Dead
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Rückkehr der Untoten - Night Of The Living Dead
    Von Jan Görner

    Alles begann mit einem folgenschweren Fehler. Als 1969 George A. RomerosDie Nacht der lebenden Toten" erschien, vergaßen die Verantwortlichen schlichtweg, einen Copyright-Hinweis einzufügen. Dies hatte zur Folge, dass der Film beliebig kopiert und verkauft werden konnte. Romero und die Produzenten sahen keinen Cent von diesen Erlösen. Im Bild des filmverrückten Idealisten, dem die Tücken des Marktes zum Verhängnis wurden, fand Romero immerhin ein sinnstiftendes Image, das er bis zum heutigen Tage pflegt. Zugleich war der Schöpfungsmythos eines Genres geboren. In dem Versuch, mit dem Titel „Night of the Living Dead" zumindest im Nachhinein etwas Geld zu verdienen, entschlossen sich die Produzenten John Russo and Russell Streiner 1990, ein Remake in Auftrag zu geben. Mit „Die Rückkehr der Untoten", so der ungelenke deutsche Titel, ist dem Regie-Neuling Tom Savini ein kleines Kunststück gelungen. Eine Neuverfilmung nämlich, die nahe am Original bleibt, ohne ein fader Aufguss zu sein.

    Barbara (Patricia Tallman) und Johnnie (Bill Moseley) besuchen das Grab ihrer Mutter, als sie plötzlich von einer wankenden Gestalt angegriffen werden. Barbara kann flüchten, doch ihr Bruder fällt der Kreatur zum Opfer. Sie findet Unterschlupf in einem einsamen Landhaus. Dort trifft sie auf Ben (Tony Todd). Gemeinsam verbarrikadieren sie das Haus, ohne zu bemerken, dass sie nicht allein sind...

    Tom Savini war bereits 1969 als Make-Up-Künstler für „Die Nacht der lebenden Toten" vorgesehen. Allein der Vietnamkrieg kam ihm dazwischen. Nach seiner Zeit als Kriegsfotograf begeisterte der Amerikaner neben „Creep Show" auch in „Zombie - Dawn Of The Dead" durch seinen Effektzauber, ehe sich der Kreis schloss und ihn sein Kumpel Romero als Regisseur für „Die Rückkehr der Untoten" ins Boot holte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Streifen im Bereich der Effekte seinem Vorbild in jeder Hinsicht überlegen ist. Dass „Die Rückkehr der Untoten" trotz seines schmalen Budgets in Sachen Effekte auch mit heutigen Produktionen mithalten kann, ist wohl auch allein auf das Mitwirken Savinis zurückzuführen. Gedreht wurde wie beim Original in der unmittelbaren Umgebung von Pittsburgh, wo sowohl Romero als auch Savini aufgewachsen sind.

    Auf Seiten der Darstellerriege weiß der Streifen ebenfalls zu punkten. Neben Publikumsliebling Tony Todd („Hatchet 2") gibt Tom Towles („Henry - Portrait of a Serial Killer") das etatmäßige Arschloch. Der Fokus liegt jedoch auf der ehemaligen Stuntfrau Patricia Tallman („Armee der Finsternis", „Babylon 5"). Zunächst katatonisch-passiv, erwacht in ihrer Figur nach und nach der Überlebensinstinkt. Im Gegensatz zur 1969er Barbara (Judith O'Dea) darf sie sich also weiterentwickeln. Ein Umstand, der den geänderten Sehgewohnheiten geschuldet ist. „Die Rückkehr der Untoten" bedient ein Publikum, das eine Heldin in der Tradition Elle Ripleys aus den „Alien"-Filmen eher goutieren kann. Dass keiner der Darsteller seine Rolle sonderlich subtil anlegt, ist in erster Linie dem Genre geschuldet.

    Auf Verlangen der amerikanischen Vertriebsfirma wurde Savini angewiesen, den Blutgehalt deutlich runterzuschrauben, um ein R-Rating (Freigabe ab 17 Jahren) zu gewährleisten. Demzufolge gilt „Die Rückkehr der Untoten" bei Horrorfreaks als vergleichsweise steril. Trotz der schon für damalige Standards moderaten graphischen Gewalt, ist der Film nach einem Urteil aus dem Jahr 1996 in Deutschland beschlagnahmt. In einer unvergleichlichen Posse kassierte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien 2009 auch die sechs Jahre zuvor erschienene Anniversary Edition des Romero-Originals! Die Zensoren hatten den Fakt übersehen, dass es sich um zwei unterschiedliche Filme handelt! Eine für Januar 2010 in Aussicht gestellte Listenstreichung blieb aus, stattdessen fantasierte man eine sogenannte „Inhaltsgleichheit" herbei, um die eigene beispiellose Fehlleistung nachträglich zu legitimieren. Deshalb ist „Die Rückkehr der Untoten" in Deutschland auch nie auf DVD erschienen.

    Seinen Status als Klassiker hat Romeros „Die Nacht der lebenden Toten" vor allem wegen seiner Relevanz als Kommentar zum Zeitgeist inne. Die Zombies stehen sinnbildlich für überangepasste, duckmäuserische Bürger, die zur Passivität verdammt sind. Ihre universelle Bedeutung hat diese Aussage bis heute nicht eingebüßt. Für „Die Rückkehr der Untoten" überarbeitete Romero sein Originaldrehbuch aus den 1960ern. Diese Beteiligung des Genre-Vaters war ein Pfund, mit dem man zu wuchern wusste, leitet sich daraus doch ein gewisses Maß an Absolution für das Remake ab. So sah sich auch Savini nicht gezwungen, Modernisierungen hinsichtlich der Message vorzunehmen, auch wenn eine Bezugnahme auf das zu dieser Zeit öffentlich heiß diskutierte Aids-Thema durchaus zu konstruieren gewesen wäre. Des Weiteren bedient sich Savini in seiner Bildsprache ikonischer Aufnahmen aus „Die Nacht der lebenden Toten". Allerdings baut der Regisseur auch eine Szene ein, die Romero 1969 wegen der anhaltenden Rassenunruhen in den USA bewusst ausließ. Einige Zombies werden von einer Bande Hinterwäldlern gelyncht, die zum Spaß auf die Untoten schießen. In einer an Zynismus nicht mehr zu überbietenden Schlusssequenz bezeugt Barbara, gerade noch mit dem Leben davon gekommen, wie die Menschheit in bierseeliger Laune den eigenen Untergang begeht.

    Fazit: „Die Rückkehr der Untoten" ist eine wunderbare Ergänzung zu Romeros Original. Optisch deutlich opulenter, fällt die Aussage des Originals glücklicherweise keinem Effektgewitter zum Opfer, wie es sooft bei solchen Projekten der Fall ist. Ist dieses Remake unbedingt notwendig gewesen? Wahrscheinlich nicht. Macht es trotzdem Spaß? Auf jeden Fall. Es mutet dabei fast an wie ein Treppenwitz, dass eine Neuauflage die Zeitlosigkeit des Originals unterstreicht.

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