Ein "Final Destination"-Star als Ein-Mann-Armee – und Bruce Willis spielt auch irgendwie mit
Von Lutz GranertEs ist – auch vom Verfasser dieser Zeilen – schon sehr viel geschrieben worden über Bruce Willis' qualitativ fragwürdiges Spätwerk. Zum Beispiel, dass der einstige Actionstar häufig nur einen Tag für den Dreh einer Handvoll Szenen (aber dafür gut bezahlt) am Set weilt, dann aber trotzdem mit seinem markanten Konterfei und seinem prominenten Namen ein Großteil des Posters bzw. DVD-Covers schmückt. Das ist auch beim Action-Thriller „Gasoline Alley – Justice Gets Dirty“ nicht anders, der wie zuletzt auch schon die beiden Science-Fiction-Gurken „Cosmic Sin“ und „Apex“ von Saban Films preisgünstig produziert und von Edward Drake geschrieben und inszeniert wurden.
Neu ist hingegen, dass „Gasoline Alley“ so etwas wie (ungewollte?) Selbstironie aufweist: So spielen hier einige Szenen am Set einer fiktiven, betont trashigen Action-Serie namens „American Siege“. Ist das womöglich gar ein erster kleiner Vorgeschmack auf einen noch ausstehenden Bruce-Willis-Film? Unter demselben Titel hat Drake jedenfalls mit seinem Star noch einen weiteren Thriller abgedreht, der derzeit in Deutschland allerdings noch auf einen Veröffentlichungstermin wartet. Solche Einfälle sind in dem sonst schwer schwächelnden Drehbuch allerdings selten – und doch lässt vor allem der einstige Teenie-Horror-Star Devon Sawa („Final Destination“) als knallharter Vigilant „Gasoline Alley“ tatsächlich aus Willis' Dutzendware der letzten Jahre positiv herausstechen.
Mit "Final Destination" avancierte Devon Sawa einst zum Teenie-Star - nun macht er als Ein-Mann-Tätowierer-Armee zumindest eine solide Figur.
Der Tätowierer Jimmy Jayne (Devon Sawa) flirtet in einer Bar mit einer Prostituierten namens Star (Irina Antonenko). Als wenig später die brutal zugerichtete Leiche von ihr und drei weiteren Berufskolleginnen nebst Feuerzeug von Jimmys Tattoo-Studio Gasoline Alley am Tatort gefunden werden, gerät er unter Mordverdacht. Da er unbedingt seine Unschuld beweisen will und die Ermittlungen durch die mit dem Fall betrauten Cops Freddy Vargas (Luke Wilson) und Bill Freeman (Bruce Willis) nicht wirklich vorangehen, beschließt er, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Die Spur führt ihn zunächst in die Pornobranche. Doch schon bald stellt sich heraus, dass auch Polizisten in den grenzüberschreitenden Menschenhandel verstrickt sind...
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Klar, kreative Freiheiten gehören beim Schreiben eines Drehbuchs natürlich dazu. Edward Drake und sein Co-Autor Tom Sierchio führen treiben es aber konsequent zu weit mit ihren Ungereimtheiten: Da wird Jimmy von den beiden Ermittlern damit konfrontiert, dass er als Hauptverdächtiger in einem Mordprozess gilt – und nach ein paar frechen Provokationen verlassen sie einfach wieder seinen Laden. Auch als er den Gesetzeshütern wenig später eine Leiche mit einem Kopfschuss in seinem Kofferraum präsentiert, legen sie ihm keine Handschellen an, sondern zeigen Verständnis.
Jimmy wird auch von ihm wohlgesonnenen Polizisten immer wieder mit Informationen versorgt – denn der Vater des wegen Körperverletzung vorbestraften Kettenrauchers verrichtete anno dazumal selbst Dienst in Uniform. Diese Liste von weiiiiiiiit hergeholten Dingen im sowieso arg konstruierten Skript, dass zudem in nur elf Drehtagen heruntergekurbelt wurde, ließe sich hier wohl noch ewig weiterführen….
Zwei (Ex-)Stars schleppen sich durch den Film: Bruce Willis aus gesundheitlichen Gründen und Luke Wilson aus purer Langeweile.
Devon Sawa scheint das aber zum Glück nicht weiter gestört zu haben, denn er fühlt sich nach seinem Part im Survival-Thriller „Hunter Hunter“ sichtlich wohl in seiner Rolle als (hier betont cooler) Badass mit nach hinten gegelten Haaren, der nahezu jede der insgesamt recht überschaubaren Anzahl an Actionszenen fast im Alleingang bestreitet. Wenn er mit Einheitsgesichtsausdruck und Fluppe im Mund bösen Jungs mit einer Autotür den Kopf zermatscht oder als Ein-Mann-Armee („Stirb langsam“ lässt grüßen) in einem unterirdischen Tunnel gleich mehrere von ihnen niedermäht, versprüht er einen einnehmenden rohen Charme.
Ist Sawa noch sichtlich um eine gute Performance bemüht, nimmt Luke Wilson („Stargirl“) seinen Part als überforderter Cop ungleich weniger ernst und grimassiert sich genervt durch seine wenigen Dialogzeilen, als wäre er zum Mitwirken verdonnert wurden. Noch schlimmer ist es natürlich, Bruce Willis in seiner geringen Screentime dabei zusehen zu müssen, wie er mit mal ungläubigem, mal verwirrtem Blick sowie halbgeöffnetem Mund krampfhaft versucht, sich trotz seiner Erkrankung seinen Text und die Regieanweisungen zu merken. Es bleibt (ihm und uns) zu wünschen, dass die Reihe an Filmen, die noch vor seinem überfälligen Rücktritt von der Schauspielerei abgedreht wurden, bald wirklich mal ein Ende hat.
Fazit: Der Plot ist haarsträubend, aber Devon Sawa als knallharter, zuweilen unfreiwillig komischer Outlaw-Tätowierer sowie ein paar derbe Actionszenen machen „Gasoline Alley“ zumindest auf Videotheken-Niveau durchaus genießbar. Definitiv einer der besseren Wir-lassen-Bruce-Willis-fünf-Minuten-mitspielen-und-packen-ihn-trotzdem-aufs-Cover-Streifen.
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