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    Game of Death - It'll Blow Your Mind
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Game of Death - It'll Blow Your Mind
    Von Thomas Vorwerk

    „Spiele“ auf Leben und Tod fanden nicht nur in den Arenen des Alten Roms statt, sondern sind seit jeher auch ein beliebtes Filmthema – aufbereitet mal als spannende Horrorfantasie wie in „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ von 1932 oder als zynische Satire wie in „Frankensteins Todesrennen“ von 1975. Noch einmal zusätzlichen Auftrieb hat das Sujet 2000 durch den Erfolg der japanischen Schüler-Splatter-Satire „Battle Royale“ bekommen – ein zunächst noch auf Fan-Kreise beschränkter Hype, der anschließend aber auch internationale Blockbuster-Hits wie „Die Tribute von Panem“ oder „Maze Runner“ nach sich gezogen hat. Ganz abgesehen davon ist der Battle-Royale-Shooter „Playerunknown's Battlegrounds“ das zurzeit meistgespielte PC-Game der Welt. Für die Generation der Smartphone-User folgt mit „Game Of Death“ nun ein Splatter-Spaß, der nach einigen Festivalgastspielen exklusiv über die ausschließlich Handys bedienende Streaming-Plattform Blackpills vertrieben wird. Dabei haben die Regisseure Sebastien Landry und Laurence Morais-Lagace eine neue „Battle Royale“-Variante inszeniert, die ganz den Parametern der Veröffentlichungsform entspricht, nämlich so provokant und unterhaltsam wie möglich zu sein.

    Sieben junge Erwachsene (weiß, gutaussehend, ohne erkennbare Probleme) feiern eine Poolparty mit Sex und Alkohol – und langweilen sich trotzdem ganz fürchterlich. Ein plötzlich ausgegrabenes altes Brettspiel namens Game Of Death mit einer in Reimen verfassten Anleitung könnte da vielleicht für ein wenig Abwechslung sorgen. Aber als die Kandidaten jeweils auf einen Totenkopf auf dem Spielbrett drücken, werden sie nicht nur in den Finger gepikst, ihr Blut läuft auch über kleine Kanäle zum LCD-Display in der Mitte des achteckigen Spielfelds – und dann wird es dramatisch: Das Display zeigt einen Countdown von 24 Menschen an, die getötet werden müssen – und immer, wenn sich die Spieler zu lange Zeit mit dem nächsten Kill lassen, explodiert einem von ihnen der Kopf. Das Spiel ist beendet, wenn entweder 24 (auch völlig fremde) Menschen getötet wurden oder keiner der Mitspieler mehr am Leben ist…

    Zunächst nimmt das Spiel natürlich niemand für voll – selbst als dem ersten Mitspieler der Kopf explodiert, glauben die anderen eher an einen Sniper als daran, dass das Spiel tatsächlich mysteriöse Kräfte haben könnte. Aber das ändert sich nach dem zweiten weggeplatzten Schädel schlagartig, womit sich natürlich sofort die nächste Frage stellt – soll man nun wirklich noch 22 zufälligen Menschen den Garaus machen oder sollten sich die verbliebenen sechs Spieler nicht besser selbst opfern? Wirklich ernsthaft auf die moralischen Fragen eingegangen wird allerdings nicht, stattdessen setzt „Game Of Death“ vor allem auf seinen herunterzählenden Bodycount-Countdown als die Handlung vorantreibendes Story-Element. Das erstaunlich blutspritzende Massenmorden nimmt also seinen Lauf! Der nur auf Smartphones abrufbare Streaming-Anbieter Blackpills will vor allem junge Zuschauer ansprechen – und der Film ist exakt auf dieses Profil zugeschnitten: ein bisschen Sex, ein paar Drogen und jede Menge krasse Gewalt – so sollen neue Abonnenten begeistert werden. Blackpills soll „wie eine Droge“ sein, allerdings eine ausschließlich „positive“.

    Diesem Selbstanspruch, einen filmischen Rausch entfachen zu wollen, kommen die Filmemacher vor allem durch den häufigen und plötzlichen Wechsel von Stilmitteln nahe: Bei der hedonistischen Gartenparty zu Beginn wird vor allem mit Zeitlupen und Überblendungen gearbeitet, um den Zuschauer selbst in eine drogenartige Erlebniswelt hineinzuziehen. Dazu werden – passend zum angepeilten Abspielgerät – immer wieder von den Protagonisten gedrehte Handyvideos eingestreut. Ein wenig zu billig wirken hingegen die 8-Bit-Animationen im Vorspann und während einer längeren Montagesequenz, auch wenn sie natürlich eigentlich gut zum Brettspiel passen, das mit seinem LCD-Bildschirm und seinen minimalistischen, an die Soundtracks von John Carpenter („The Fog - Nebel des Grauens“) erinnernden Synthie-Sounds ebenfalls als klarer Retro-Verweis auf die 1980er Jahre auszumachen ist.

    Der abgefahrenste Einfall sind aber die immer wieder auf verschiedenen Fernsehschirmen auftauchenden Dokumentarfilm-Aufnahmen von Rundschwanzseekühen, die sogar in einer Post-Credit-Sequenz noch einmal zusaätzlich aufgegriffen werden. Ob die Bilder der vom Aussterben bedrohten Spezies eine ernsthafte Botschaft transportieren sollen oder einfach nur als cooles WTF-Element reingeschmissen werden, bleibt bis zum Schluss offen. Überhaupt nicht ernstnehmen kann man hingegen den (pseudo-)philosophischen Monolog einer der Zwangs-Killerinnen gen Filmende – das ist echt einfach nur noch dummes Möchtegern-Gefasel.

    Dass der Film ursprünglich als Internetserie konzipiert wurde, erweist sich als Fluch und Segen zugleich. So wirkt der Ton der einzelnen Abschnitte sehr uneinheitlich: Die Party am Anfang, die Erkundung der Regeln, das Aufspalten in zwei Teams, der Abstecher ins Krankenhaus (der Euthanasie-Einfall ist der beste des Films) – all das wirkt auch in Spielfilmform oft wie die einzelnen nur lose zusammenhängenden Episoden einer Webshow. Zugleich kommt dank der vielen Abwechslung aber auch keine Langeweile auf, ganz im Gegenteil entwickelt „Game Of Death“ gerade in der ersten Hälfte sogar eine beeindruckende, wohl aus der Unbedarftheit aller Beteiligten erwachsende, sich vor allem in den schön vielfäligen Splatter-Momenten entladende Energie, bevor er später auch immer mal wieder ins Stocken gerät.

    Fazit: „Jumanji“ in garstig – ein eigenwilliger Fun-Splatter mit einer guten Energie und ohne Tiefsinn, dem man gerade in der zweiten Hälfte sein geringes Budget aber schon anmerkt (statt einer ausufernden Killing-Tour spielt der ganze Film an enttäuschend wenigen verschiedenen Schauplätzen).

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