Auf der deutschen Blu-ray zu „The Greasy Strangler: Der Bratfett-Killer“ prangt ein Zitat aus meiner Kritik, zu dem ich auch heute noch zu 100 Prozent stehe (und das als uneingeschränktes Lob verstanden werden sollte): „Selten gab es so viele Dinge in einem Film, die man in seinem Leben NIEMALS und AUF GAR KEINEN FALL sehen wollte.“ Immerhin geht es in der bizarren Groteske um einen serienmordenden Senior, der sich vor jeder Tat am ganzen Körper dick mit Bratfett einschmiert und auch sonst gerne seinen kurios spitz zulaufenden Riesenpenis raushängen lässt. Nun hat Jim Hosking mit „An Evening With Beverly Luff Linn“ seinen von einigen heiß ersehnten, von anderen mit Furcht erwarteten „Greasy Strangler“-Nachfolger abgeliefert. Aber trotz (oder gerade wegen?) mehr Budget und bekannteren Stars entpuppt sich die schrullig-skurrile Anti-Komödie als Enttäuschung.
Der Plot ergibt im Kino sogar überraschend viel Sinn, aber hier auf dem Papier… na ja, versuchen wir es halt mal: Nachdem der Diner-Manager Shane Danger (Emile Hirsch) mit seinen schlechtsitzende Frauenperücken tragenden Mitarbeitern Carl (Sky Elobar) und Tyrone (Zach Cherry) den veganen Supermarkt seines Schwagers Adjay (Sam Dissanayake) überfallen hat, bietet der zufällig vorbeikommende Colin Keith Threadener (Jemaine Clement) an, das Geld zurück zu beschaffen. Stattdessen landet Colin aber mit dem Geld und Shanes Frau Lulu (Aubrey Plaza) in einem Hotel, wo am nächsten Tag der immer nur schnaubende und grunzende Beverly Luff Linn (Craig Robinson) mit seinem Bühnenpartner Rodney Von Donkensteiger (Matt Barry) auftreten soll. Zwischen Lulu und Beverly entwickelt sich augenblicklich eine regelrecht animalische Anziehungskraft…
Neben einem Maximum an Schrulligkeit und Skurrilität setzt Jim Hoskins auch diesmal wieder auf Anti-Pointen: Wenn hier mitten in einem Dialog plötzlich jemand einen grotesken Hustenanfall bekommt, dann hustet derjenige nicht so lange, bis jeder im Kino kichert, sondern so lange, bis definitiv niemand im Saal mehr lacht. Das kann man mögen oder auch nicht. Aber wenn man es schon macht, dann eben bitte auch mit aller Radikalität – und die fehlt leider an vielen Stellen. Wer in „The Greasy Strangler“ nicht hineinfindet (und das dürften die meisten sein), der wird den Film aus vollem Herzen verachten. Wer hingegen in „An Evening With Beverly Luff Linn“ nicht hineinfindet, der wird sich wahrscheinlich einfach nur langweilen.
Dabei hat Hoskins neben seinem „Greasy Strangler“-Hauptdarsteller Sky Elobar eigentlich genau die richtigen Schauspieler mit an Bord: Aubrey Plaza („The Little Hours“) trägt ja nicht von ungefähr den Titel als Königin der zotigen Pointe, Jemaine Clement ist seit „Flight Of The Conchords“ humortechnisch eh über jeden Zweifel erhaben und Matt Berry serviert vor allem in seinen TV-Serien wie „The IT Crowd“ oder „Toast Of London“ regelmäßig den trockensten Humor diesseits der Themse. Aber sie alle haben wir eben woanders schon deutlich besser gesehen. Wer hier allerdings über sich hinauswächst, ist ausgerechnet Emile Hirsch („Into The Wild“), der offenbar nicht mitbekommen hat, dass in diesem Film UNDERSTATEMENT großgeschrieben wird und sich als Loser-Ehemann um Kopf und Kragen chargiert. So spielt er zwar in seinem ganz eigenen Film, aber das zumindest grandios.
Das ständige Brunft-Gegrunze von Craig Robinson („Das ist das Ende“) ist übrigens nicht nur skurril, sondern hat auch einen ehrlich emotionalen Kern. Diesmal garniert Hoskins sein Gaga-Treiben nämlich noch mit einer süßlich-melancholischen Note – so erinnert „An Evening With Beverly Luff Linn“ in einigen Momenten eher an die Filme von Jared Hess („Napoleon Dynamite“, „Masterminds“) als an „The Greasy Strangler“. Aber auch diese Ebene wird nur halbherzig verfolgt. Wenn sich schließlich zeigt, dass einige der auf grotesk gebügelten Figuren tatsächlich auch ein schlagendes Herz in sich tragen, dann ist das an der Stelle vielleicht überraschend, aber nie wirklich berührend.
Fazit: Längst nicht so radikal wie „The Greasy Strangler“ – wenn einem bei einer konsequent gegen die Sehgewohnheiten gebürsteten Anti-Komödie wie „An Evening With Beverly Luff Linn“ das Adjektiv „seicht“ in den Sinn kommt, dann muss da irgendwo was schiefgelaufen sein.