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    Office Christmas Party
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Office Christmas Party
    Von Christian Horn

    Weihnachtsfeiern mit der versammelten Bürobelegschaft sind ein heißes Pflaster. Enthemmt vom Alkohol und befeuert vom Arbeitsfrust kann einiges passieren, an das man in nüchternem Zustand lieber nicht mehr erinnert werden will. In der Komödie „Office Christmas Party“ überspitzen Will Speck und Josh Gordon („Die Eisprinzen“) eine solche betriebliche Weihnachtssause zur wilden Zerstörungsorgie irgendwo zwischen „Die Highligen drei Könige“ und „Hangover“. Dabei folgt das Regie-Duo nur einem groben roten Faden (was auch daran liegen mag, dass insgesamt sechs Autoren am Drehbuch gewerkelt haben) und reihen wie in einer Nummernrevue sketchartige Szenen aneinander. Die sind immerhin ziemlich oft sehr lustig, wobei der meist arg kindsköpfige Humor und die einfältige Figurenzeichnung sicher nicht jedermanns Geschmack treffen.

    Kurz vor Heiligabend eröffnet die taffe Geschäftsführerin Carol Vanstone (Jennifer Aniston) ihrem verspielten Bruder Clay (T.J. Miller, „Cloverfield“), dass sie dessen Chicagoer Zweigstelle des Familienunternehmens „Zenotek“ einstampfen will. Um seine Belegschaft und die Lieblingsfiliale seines verstorbenen Vaters zu retten, schmieden Clay, der frisch geschiedene technische Direktor Josh (Jason Bateman, „Kill The Boss“) und die pfiffige IT-Managerin Tracey (Olivia Munn, „Magic Mike“) einen waghalsigen Plan: Sie wollen den Großinvestor Walter Davis (Courtney B. Vance, „Terminator: Genisys“) auf ihre Seite zu ziehen, indem sie im Büro eine spektakuläre Weihnachtsfeier über zwei Etagen und mit allen denkbaren Gimmicks schmeißen. Das alles andere als besinnliche Fest artet allerdings schnell zu einem puren Chaos aus. Jetzt hilft nur noch ein echtes Weihnachtswunder...

    Augenzwinkernde Anspielungen auf „Fast & Furious“ oder „Stirb Langsam“ gehören hier fast noch zur gehobenen Humorklasse, schließlich bietet das Setting einer Firmenweihnachtsfeier ein geradezu unerschöpfliches Arsenal an möglichen Peinlichkeiten. Speck und Gordon reichern die diversen Fehltritte konsequent mit infantilem Humor an, steigern alles zusammen zu zotigen Slapstick-Einlagen und sorgen für Schamattacken auf allen Ebenen: Ein aufwändig gestalteter Eierlikörspender gibt das hochprozentige Getränk nur her, wenn man an einem Eispenis nuckelt, der Kopierer wird für Nacktkopien zweckentfremdet und natürlich knutschen und vereinigen sich die Kollegen in allen Winkeln des Büros - wenn sie nicht gerade vor Aufregung pupsen müssen. Zu tanzbarer Partymusik und üppigem Weihnachtsdekor eskaliert die Party in Rekordtempo, zumal die Mitarbeiter Wind von der heiklen Firmenlage bekommen und daher auf dem Vulkan tanzen. Statt nebenbei satirische Kommentare zur Lage der Weltwirtschaft oder zu den Schattenseiten des Kapitalismus abzugeben, setzen die Filmemacher einfach auf reinen Schabernack: Da trinkt dann ein Rentier Wasser aus der Toilette oder ein Jesus-Imitator reitet auf einem Pferd durch die Büroetage.

     

    Die Bürovorsteherin bezeichnet die Feier politisch korrekt als „ökumenische Mischveranstaltung“ und trägt einen Weihnachtspulli mit Insignien aller Weltreligionen. Auch der Film „Office Christmas Party“ selbst ist gewissermaßen als „Mischveranstaltung“ angelegt, denn hier treffen die verschiedensten Typen mit ihren je eigenen ganz unterschiedlichen Problemen aufeinander: Die alleinerziehende Allison (Vanessa Bayer) sucht Anschluss und deckt den Windelfetisch des neuen Kollegen aus der Buchhaltung auf, der schüchterne Informatiker Nate (Karan Soni) bucht für den Abend das Callgirl Savannah (Abbey Lee) als seine offizielle Freundin, wodurch nicht nur Kokain ins Spiel kommt, sondern auch die irre Zuhälterin Trina (Jillian Bell, „Brautalarm“). Die ganzen Techtelmechtel und Lebenskrisen stehen allerdings weitgehend unverbunden nebeneinander, der Film zerfällt in Einzelmomente. Wenn es so etwas wie einen Handlungsmittelpunkt gibt, dann ist es die geschwisterliche Rivalität zwischen dem unbedarften Clay und der knallharten Carol, die in einer kindischen Rangelei auf dem Boden auch handfesten Ausdruck findet. Überhaupt machen die gegen ihr RomCom-Image gebürsteten Auftritte von Jennifer Aniston als kampflustiger Firmendrache besonderen Spaß, allerdings verschwindet der ewige „Friends“-Star im Mittelteil des Films für längere Zeit komplett von der Bildfläche und spielt insgesamt nur eine größere Nebenrolle.

    Fazit: Die Story ist dünn, doch dafür wird in dieser chaotischen Weihnachtssause der puren Lust am Irrsinn gefrönt – und das ist nicht nur ziemlich albern, sondern immer wieder auch sehr lustig.

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