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    Final Score
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Final Score

    "Stirb langsam" im Fußballstadion

    Von Lutz Granert

    Im Mai 2016 endete ein kleines Stück Fußballgeschichte. Der britische Premiere League-Club West Ham United trug nach 112 Jahren sein letztes Heimspiel im Upton Park aus, bevor mit Beginn der Saison 2016/17 der Umzug ins ungleich größere Londoner Olympiastadion anstand. Nachdem der Spielbetrieb bereits eingestellt war, zog im August 2016 die Film-Crew von „Final Score“ in das Fußballstadion ein und erledigte mit offizieller Genehmigung einen Teil der bereits beschlossenen Abrissarbeiten: Für eine Szene wurde nämlich ein Teil der legendären Südtribüne mit dem traditionsreichen Namen Bobby Moore Stand in die Luft gesprengt. Die Produzenten erhofften sich durch die Schlagzeilen einen PR-Schub, aber „Final Score“ floppte bei seinem britischen Kinostart mit einem Einspielergebnis von nicht einmal 16.000 Pfund trotzdem erbarmungslos. Dabei bietet der Action-Thriller von Regisseur Scott Mann („The Tournament“) trotz offensichtlicher Schwächen insgesamt grundsolide Genre-Unterhaltung.

    Schon seit einigen Jahren besucht der ehemalige US-Soldat Michael Knox (Dave Bautista) aus Pflichtgefühl immer mal wieder die Familie seines in Afghanistan gefallenen Kameraden Andy. Diesmal plant der Veteran mit Andys rebellischer Teenagertochter Danni (Lara Peake) den Besuch eines Fußballspiels von West Ham United. Als Danni während des Spiels verschwindet, um sich heimlich mit ihrem Freund Brandon (Rian Gordon) zu treffen, begibt sich Michael mit dem pfiffigen Ordner Faisal (Amit Shah) auf die Suche nach ihr. Dabei finden sie zufällig heraus, dass der russische Terrorist Arkady Belav (Ray Stevenson) und seine Schergen unbemerkt die Kontrolle über das Stadion übernommen, Sprengladungen angebracht und die Ausgänge verschlossen haben. Arkady plant, eine vor 17 Jahren gescheiterte Revolution mit Hilfe seines verfrüht für tot erklärten Bruders Dimtri (Pierce Brosnan), der sich im Stadion befinden soll, zu Ende zu führen. Um sein Ziel zu erreichen, ist Arkady sogar bereit, mit Spielende 35.000 Zuschauer zu opfern – und nur Michael und Faisal können ihn noch aufhalten...

    KSM

    Eine Wucht im Nahkampf: Dave Bautista als Kriegs-Veteran Michael Knox.

    Der „Ein Mann gegen alle“-Plot von „Final Score“ ist ziemlich generisch und wirkt wie aus zahlreichen Action-Klassikern der vergangenen 30 Jahre zusammengeklaubt. Wobei der Film seinen offensichtlichen Vorbildern vom unerreichten John-McTiernan-Meisterwerk „Stirb langsam“ bis zum spaßigen Jean-Claude-Van-Damme-Prügler „Sudden Death“ aber einfach nicht das Wasser reichen kann. Auch weil gerade die aufwändigeren Actionsequenzen wie eine Motorradverfolgungsjagd durch Katakomben des Stadions durch die nervöse Kameraarbeit von Emil Topuzov sowie allzu schnelle Schnitte trotz zum Teil beeindruckender Stunts unnötig unübersichtlich geraten sind. Dafür überzeugen die geradlinigen Fights in einem Fahrstuhl oder einer Großküche umso mehr, bei denen brachial getreten, hart geschlagen oder blutig gestochen wird.

    Der hünenhafte Wrestling-Champion Dave Bautista bestätigt hier, dass er vor allem ein Mann fürs Grobe ist. Zugleich beweist er nach seiner wohl bekanntesten Rolle als Dumpfbacke Drax in „Guardians Of The Galaxy“ aber auch hier in einigen der ruhigeren Dialogszenen, in denen er mit seinen Schuldgefühlen wegen des Kriegseinsatzes ringt, sein durchaus vorhandenes Schauspieltalent. Ex-007 Pierce Brosnan („Mamma Mia! 2“) kommt ein ungleich kleinerer Part zu. Erst im letzten Drittel taucht er für ein nur wenige Minuten langes Gastspiel auf und übt sich auch dort in Zurückhaltung: Abseits eines diabolischen Gleichnisses zum Opfern eines Einzelnen zum Wohle Vieler sind ihm nur wenige Dialogzeilen vergönnt.

    Spielt zwar nur eine Mini-Rolle, kommt aber trotzdem in fast jedem Promo-Bild vor: Pierce Brosnan.

    Das Drehbuch vom Autorentrio um Jonathan Frank, der für Scott Mann schon das Skript zu dessen Actionheuler „The Tournament“ geschrieben hat, ist zwar betont simpel gestrickt, funktioniert aber trotz altbewährter Zutaten erstaunlich gut. Amit Shah („Johnny English – Man lebt nur dreimal“) bleibt als hysterisch-weichlicher Sidekick lange Zeit eine austauschbare Klischeefigur, bevor ihm plötzlich der beste Gag des Films gelingt: Er imitiert einen Selbstmordattentäter, um die phlegmatischen Zuschauer davon zu überzeugen, die Tribüne zu räumen. Auch einige Frotzeleien von Knox und dem hinzugerufenen Spezialagenten Cho (Julian Cheung), die sich über zu dünnes britisches Bier und die zweifelhafte Fußballbegeisterung auf der Insel drehen, sorgen immer wieder für Erheiterung. Und dass der seit Jahren im Mittelfeld der Premiere League vor sich hin dümpelnde Club West Ham United hier, unterstrichen durch Cameo-Auftritten von prominenten Ex-Spielern wie Tony Cottee oder Rufus Brevett, plötzlich ein Europapokal-Halbfinale gegen einen russischen Club bestreitet, dürften auch die Fans des Vereins trotz ihres nun abgerissenen Stadions freudig zur Kenntnis nehmen.

    Fazit: Der Action-Thriller „Final Score“ ist weniger spektakulär, als man vielleicht nach den Meldungen zu den zerstörerischen Dreharbeiten im traditionsreichen Upton Park vermuten würde. Trotzdem machen die handfesten Fights dank einer gehörigen Portion spöttischen Humors echt Laune.

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