Ich kann das deutliche Lob der meisten Rezensionen nicht teilen: Zwar ist das Spiel des Hauptdarstellers, der den jungen Hans-Peter Kerkeling verkörpert, herausragend (wenn auch die Worte und Rhetorik, die er in den Mund gelegt bekommt, nicht immer glaubwürdig ist), aber die Erzählung ist zäh: Die ersten zwei Drittel des Films sind nur dazu da, in episodischen Geschehnissen immer wieder zu zeigen, wie sich Hans-Peter trotz seines jungen Alters nicht nur eine positive Einstellung bewahrt, sondern sogar Verständnis und Gespür dafür hat, seine zunehmend depressive Mutter aufzumuntern. Die "Entwicklung", wenn es überhaupt eine gibt, besteht nur darin, dass ihr Zustand sich trotz Hans-Peters Bemühungen weiter verschlechtert. Wenig Inhalt oder Aussage im Vergleich zur Spielzeit.
Dann der Wendepunkt:
Als die Mutter stirbt, darf Hans-Peter immerhin einmal kurz die Contenoce verlieren und trauern. Um dann aber auch wieder schnell zu zeigen, wie er alles mit einer Mischung aus Nachdenken und Humor bewältigt. Weil das sehr glatt geht und die heile Welt im Nu wieder hergestellt ist, wirkt dies dem wegen Krankheit und Verlust der Mutter entstandenen Mitgefühl entgegen.
Dass es ein Film ohne viel Spannung sein würde, war gemäß Prämisse klar - vor allem hat er bei mir aber auch kaum Interesse wecken können. Bei jeder Figur ist zu jeder Zeit klar, welche (flache) Rolle sie spielt und wie sie handelt.
Nach so viel Kritik bleibt dann fairerweise noch der Blick auf die Habenseite: Zumindest sind die Charaktäre sympathisch (auch wenn der Film hier arg am Schrullig-Klischeehaften kratzt), zwei oder drei nachdenklich machende Momente sind gelungen, und auch einige gute Gags. Überhaupt entsteht eine Stimmung, die aus meiner Sicht (kein Kenner des Ruhrgebiets, sei eingeräumt) das Milieu des Recklinghausens der 70er-Jahre glaubwürdig einfängt. Nur, wem das als Rechtfertigung für einen Filmbesuch genügt, empfehle ich den Gang ins Kino.