Die hilfreichsten KritikenNeueste KritikenUser mit den meisten KritikenUser mit den meisten Followern
Filtern nach:
Alle
Johannes G.
176 Follower
311 Kritiken
User folgen
2,5
Veröffentlicht am 31. Dezember 2018
Ich kann das deutliche Lob der meisten Rezensionen nicht teilen: Zwar ist das Spiel des Hauptdarstellers, der den jungen Hans-Peter Kerkeling verkörpert, herausragend (wenn auch die Worte und Rhetorik, die er in den Mund gelegt bekommt, nicht immer glaubwürdig ist), aber die Erzählung ist zäh: Die ersten zwei Drittel des Films sind nur dazu da, in episodischen Geschehnissen immer wieder zu zeigen, wie sich Hans-Peter trotz seines jungen Alters nicht nur eine positive Einstellung bewahrt, sondern sogar Verständnis und Gespür dafür hat, seine zunehmend depressive Mutter aufzumuntern. Die "Entwicklung", wenn es überhaupt eine gibt, besteht nur darin, dass ihr Zustand sich trotz Hans-Peters Bemühungen weiter verschlechtert. Wenig Inhalt oder Aussage im Vergleich zur Spielzeit.
Dann der Wendepunkt: spoiler: Als die Mutter stirbt, darf Hans-Peter immerhin einmal kurz die Contenoce verlieren und trauern. Um dann aber auch wieder schnell zu zeigen, wie er alles mit einer Mischung aus Nachdenken und Humor bewältigt. Weil das sehr glatt geht und die heile Welt im Nu wieder hergestellt ist, wirkt dies dem wegen Krankheit und Verlust der Mutter entstandenen Mitgefühl entgegen.
Dass es ein Film ohne viel Spannung sein würde, war gemäß Prämisse klar - vor allem hat er bei mir aber auch kaum Interesse wecken können. Bei jeder Figur ist zu jeder Zeit klar, welche (flache) Rolle sie spielt und wie sie handelt.
Nach so viel Kritik bleibt dann fairerweise noch der Blick auf die Habenseite: Zumindest sind die Charaktäre sympathisch (auch wenn der Film hier arg am Schrullig-Klischeehaften kratzt), zwei oder drei nachdenklich machende Momente sind gelungen, und auch einige gute Gags. Überhaupt entsteht eine Stimmung, die aus meiner Sicht (kein Kenner des Ruhrgebiets, sei eingeräumt) das Milieu des Recklinghausens der 70er-Jahre glaubwürdig einfängt. Nur, wem das als Rechtfertigung für einen Filmbesuch genügt, empfehle ich den Gang ins Kino.
Das war ein ganz zauberhafter Film. Wunderbare Schauspieler, insbesondere der Julius. Habe selten so gelacht und gleichzeitig geweint. Deutschland zeigt mit diesem Film, dass es auch gute Deutsche Filme gibt,ganz fernab von dem Schweiger und Schweighöfer Scheiss.
Also wie die Bewertungen zeigen polarisiert HP doch ein Wenig. Ich denke die Warheit liegt hier in der Mitte, ja und 5* für den jungen Hauptdarsteller, auch die Mischung aus Drama und Komödie ist zu weiten Teilen gut gelungen hier 4* die gut gemeinte Geschichte des HP Kerkeling ist leider streckenweise etwas zäh, hier gerade noch 3*, die weiteren Darsteller fallen leider nicht besonders auf und bieten hier doch eher schwache Leistungen auch die Dialoge können nur zeitweise überzeugen 2* und zu guterletzt die Länge, 1* weil viel zu lang geraten, so komme ich in der Summe auf einen guten Film mit viel Licht und Schatten, irgendwie passend zum Ihalt. Für Fans natürlich ein Muß, für alle anderen ok. Für einen Kinoabend oder gemütlich auf der Couch auf die TV Verwertung warten.
"Der Junge muss an die frische Luft" von Caroline Link ist einfach rundum gelungen und ist mir richtig ans Herz gegangen. Man vergisst sogar die nervigen Popcornraschler, Dauermurmler, Von-hinten-in-den-Sitz-Treter und Lunge-aus-dem-Leib-Huster im Publikum, weil dieser Film den Zuschauer voll und ganz aufnimmt und in das Ruhrgebiet der 70er Jahre entführt.
Und was für ein tolles Ensemble da ein Fest der Schauspielkunst zelebriert, ich bin absolut begeistert. Allen voran der kleine Julius Weckauf als Hape ist einfach ein Naturtalent. Dabei habe ich heute Morgen noch in einem Interview gelesen, dass der Kleine gar nicht unbedingt Schauspieler sein will, sondern gern Gemüse anbaut und später Bauer oder Gärtner werden will. Sympathisch ist der Junge also auch noch.
Lachen und Weinen liegen hier sehr nah beieinander und manchmal passiert auch beides gleichzeitig. Die Figuren sind allesamt so liebenswert mit ihren Eigenarten, dass man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen, und sich für die Dauer des Films vorzustellen, man wäre Teil dieser wunderbaren Gemeinschaft.
Erfolgsregisseurin Caroline Link ist mit der Tragikomödie „Der Junge muss an die frische Luft“ im Kino. Das Drehbuch schrieb Ruth Toma nach einer Vorlage von Hape Kerkeling.
Recklinghausen, Anfang der 1970er: Der 7-jährige Hans-Peter Kerkeling (Julius Weckauf) erlebt Umzug, Schulwechsel, Krankheit und Tod seiner Mutter (Luise Heyer), die Erziehung durch die Großeltern (Joachim Król, Hedi Kriegeskotte, Rudolf Kowalski, Ursula Werner) und hat wenig vom Vater (Sönke Möhring), der oft auf Montage ist. Hans-Peter entdeckt seine Begabung, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sein Umfeld zu begeistern.
Der mit viel Liebe zum Detail ausgestattete Film zieht das Publikum effektvoll fast 50 Jahre in die Vergangenheit. Möbel, Kleidung, Autos und der Wechsel von Schwarzweiß- zu Farbfernseher bestimmen das Ambiente. Mit der Arbeit der versierten Kamerafrau Judith Kaufmann bekommt das Publikum Bilder, die mit Licht, Schatten, Abstand und Blickwinkel den Ausdruck der Schauspieler insbesondere durch die zahlreichen Nahaufnahmen hervorragend einfangen. Auch bei anderen aktuellen Filmen unter Mitwirkung von Judith Kaufmann lässt sich dies beobachten („Draußen in meinem Kopf“, „Elser- Er hätte die Welt verändert“).
Die Kindheit empfindet jeder Mensch anders. Caroline Link zeigt überwiegend die Perspektive des Jungen und weicht nur selten - zur weiteren Zeichnung der Charaktere - davon ab. Die oscarprämierte Regisseurin („Nirgendwo in Afrika“, 2001) lässt in zahlreichen Einstellungen mit entsprechender musikalischer Begleitung von Stammkomponist Niki Reiser eine herzliche Atmosphäre entstehen und verpflechtet darin aufkommende und sich zuspitzende Schwierigkeiten, welche aufwühlende Momente nach sich ziehen. Ihr gelingt es, für die ca. vier Jahre umfassende Erzählzeit eine positiv verbrachte Kindheit hervorzuheben. Dass die Figuren dadurch ein wenig zu nett wirken und sehr ordentlich mit Ruhrpottkolorit gespielt wird, darf gerne der Komödie und der Sicht des Jungen zugeschrieben werden und bleibt den ganzen Film über erfreulich gleichmäßig.
Caroline Link verleiht ihren Akteuren in schlüssig gestalteten Rollen eine starke Strahlkraft. Das macht ihre Filme so bewegend. Hier ist es vor allem Julius Weckauf, der unglaublich begeistert, aber auch die anderen erfahrenen Stars des deutschen Fernsehens und Kinos sind faszinierend.
Mit „Der Junge muss an die frische Luft“ ist ein mitreißend berührendes Werk entstanden, das nach 100 Minuten Spielzeit viel zu schnell vorbei und zum Mitweinen schön ist.
Der Film hat ja eigentlich gut angefangen, er war lustig und er war ebenso gut in Szene gesetzt. Dann kam jedoch der Mittelteil, und der zerstörte den gesamten Film meiner Ansicht nach, denn man merkte, dass er plötzlich ideenlos und träge wurde. Und nach und nach kmen Szenen vor bei denen ich mir dachte: Hätte man da nicht mehr machen können? Zum Beispiel als der Junge mit seinem Opa beim Lagerfeuer sitzt und sie die Stille genießen, hätte der Junge nur schreien müssen und der Film wäre schon etwas amüsanter geworden. Dann wurde versucht, dem Film eine gewisse Tiefe zu verleihen, welche aber nicht vorhanden war, stattdessen kam der Tel völlig unglaubwürdig rüber...
Und das tolle Schauspiel des Jungen, dass er diesen Herrn Kerkeling angeblich so gut verkörpert, konnte ich nicht sehen.
Fazit: Die erste Hälfte war amüsant, dann ging es bergab.
Nach „Ich bin dann mal weg“ ein weiterer Film der sich mit dem Leben von Hape Kerkeling befasst, diesmal geht es um die Jugendjahre, genau genommen die Zeit Anfang der siebziger in denen das Leben des dort etwa 10 jährigen Hans-Peter durch einige grausame Schicksalsschläge durchgerüttelt wurde und wie er dabei seinen Humor als Waffe gegen die grausame Realität entdeckt und verwendet. Der Film ist indes überaus plotarm, aber das ist das wahre Leben meist. Dafür ist er eine große Liebeserklärung: an die Familie Kerkelings, eine handvoll feierwütiger, fröhlicher Arbeitergestalten die irgendwie alle auf ihre Weise sich im guten abmühen, ebenso ein aufarbeiten von tragischen Momenten und dem durchleben. Der Film hält erzählerisch zwar inne wenn er z.B. eine Beerdigung lange zeigt, greift aber den unfassbaren Kummer exakt auf und vermittelt ihn fast zu gut an den Zuschauer. Und es ist ein toller Darstellerfilm bei dem insbesondere der kleine Julius Weckauf in begeisternder Form aufspielt und die Zuschauerherzen für sich gewinnt. Vielleicht auch weil der Film nicht mit Gewalt darauf pocht daß hier eine Kerkeling Geschichte erzählt wird sondern die Hauptfigur für sich alleine steht.
Fazit: Trauriger Film mit lustigen Momenten und lebensechten Darstellern – absolut emotional und glaubwürdig!
Ich habe mit den Tränen gekämpft. Was musste der kleine Junge durchmachen, wie ein Koabhängiger einer depressiven Mutter. Mir ist bei aller Warmherzigkeit der Großeltern und die somit Schlimmeres verhinderten, allerdings aufgefallen, dass der große, aber auch noch junge Bruder bei all den Problemen so links liegen gelassen wurde. Schauspielerisch fand ich alle toll. Ein sensibler Film, der mir im Gegensatz zum anderen Film von Hape Kerkeling, in bleibender Erinnerung bleiben wird.
So ganz will ich mich den überschwänglichen Kritiken und den Sternen-Regen nicht anschließen. Ja, solides Filmhandwerk. Schade das Caroline Link so selten Filme macht und ja, Julius Weckauf spielt das sensationell. Ansonsten bin ich aber der Meinung, dass der Film vordergründig eine sentimentale Sehnsucht der (mindestens) Ü40-Generation nach vergangenen Zeiten wiederspiegelt. Eine Zeit, in der die Kinder auf der Straße (!) miteinander "Bonanza" nachgespielt haben und nicht in Gruppen vor einem leuchtenden Display miteinander chatten oder sich App's zuschicken. Eine Zeit, in der noch im "Tante-Emma-Laden" über Nachbarn getratscht wurde. Eine Zeit in der man beim Wandern in der Natur noch ein Lagerfeuer machen durfte. Eine Zeit, in der die Fernbedienung eines Fernsehers noch der absolute Fortschritt war, und eine Zeit in der Mehrgenerationen-Wohnen noch für mehr Zusammenhalt und Familienidylle stand. Das wertet den Film zweifelsfrei auf, weil vieles davon in der heutigen Zeit abhanden gekommen ist, macht den Film aber dadurch nicht zwingend besser. Ich persönlich finde ihn ein wenig zu lang. Letztendlich geht es ja gerade mal um 3 Jahre, auch wenn die für Hape Kerkeling wahrscheinlich die prägensten waren. Auch bin ich der Meinung, hätte man gleichsam die dramatischen wie auch die komödiantischen Sequenzen ruhig noch weiter ausreizen und intensivieren können. Fazit ist aber, das der Film gut und sehenswert ist, und um Längen besser als "Ich bin dann mal weg", den ich mehr als langweilig fand. Schauspielerisch ist das eine solide Ensembleleistung, wobei, neben Julius Weckauf vor allem Ursula Werner als Oma Bertha überzeugen kann. Schlussendlich bleibe ich aber dabei, der Film ist mehr etwas für die ältere Generation, die Hape Kerkeling für das schätzt, was er war, einfach ein lustiger und einfallsreicher Zeitgenosse, und die sich von der mitunter platten Stand-Up-Comedy der heutigen Zeit überrollt fühlt und genervt ist.