Einen Kinofilm um eine Comedy-Kunstfigur zu stricken, ist eine ganz besondere Herausforderung. Entweder akzeptiert man die Künstlichkeit der Figur und versetzt sie in ein ebenso realitätsfernes Szenario (bestes Beispiel: Helge Schneiders Gaga-Kultfilm „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“), oder man nutzt die Figur, um zu sehen, wie sich die Wirklichkeit an ihr reibt (wie in „Borat“ und „Brüno“ von Sacha Baron Cohen). Und wenn man es sich ganz besonders schwer machen will, dann entwickelt man um die Figur herum tatsächlich eine klassische Filmhandlung - schließlich ist es ein fast aussichtsloses Unterfangen, echte Emotionen für einen Protagonisten schüren zu wollen, den wir alle schon als artifiziellen Gefühlsgrobian von der Comedy-Bühne kennen. Das ist nun auch das Problem von Lars Büchels romantischer Komödie „Schubert In Love“, in der die pullundertragende Bühnen-Figur Olaf Schubert in ein Liebesabenteuer geworfen wird, dem es zwischen den oft nur lose aneinandergereihten Sketchen fast zwangsläufig am nötigen Herz fehlt.
Das ehrwürdige Geschlecht der Schuberts droht auszusterben. Als jüngster Spross des Familienstammbaums soll deshalb nun Dauer-Single Olaf Schubert als letzte Hoffnung für den langersehnten Nachwuchs sorgen – zumindest wenn es nach Familienoberhaupt Schubert Senior (Mario Adorf) geht, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen Enkel. Das Problem: Olaf ist eigentlich rundum zufrieden mit seinem Single-Dasein und hat als ewige Jungfrau gar keinen Bock auf die Anstrengungen, die so eine Beziehung nun mal mit sich bringt. Zumal Olaf mit seiner Arbeit als Psychologe im Sozialzentrum von Dresden, seiner Passion für die Musik und seinem geliebten Iltis Iljitsch ja auch schon ziemlich gut ausgelastet ist. Dem beharrlichen Drängen seines Vaters kann sich Olaf aber auf Dauer nicht entziehen und so begibt sich der pragmatische Querkopf widerwillig auf die Suche nach einer Partnerin. Zu seiner eigenen Überraschung wird er dabei schnell fündig: Die promovierte Biologin Pamela (Marie Leuenberger) verläuft sich irrtümlich in Olafs Büro und verliebt sich Hals über Kopf in den weltfremden Einzelgänger…
Olaf Schubert ist längst kein Unbekannter mehr in der Comedy-Szene. Nach Fernsehauftritten im „Quatsch Comedy Club“ und in der „heute-show“ dreht sich in seiner TV-Show „Olaf Schubert verbessert die Welt!“ schließlich alles nur noch um den Comedian und Musiker aus Dresden. Während sein politisch angehauchtes Kabarett im 45-Minuten-Format in der Regel als kurzweiliges Vergnügen mit Köpfchen überzeugt, gerät sein von ihm und Stephan Ludwig geschriebenes Spielfilmdebüt schon bald zur enervierenden Geduldsprobe: Der vermeintliche Weltverbesserer im Pullunder ist im Kern nämlich reichlich asozial, ein auf Klamauk und Krawall gebürsteter, auf die (Spielfilm-)Dauer schlicht unausstehlicher Egozentriker mit grob überzeichneten Manierismen. Viel zu spät erst wird hier der Versuch unternommen, ihn aus den ewig gleichen Mustern ausbrechen zu lassen. So bleibt er stets nur die Karikatur eines für ein paar Bühnen-Minuten vielleicht irgendwie ganz liebenswerten Außenseiters, die fix ihren Reiz verliert, wenn sie in die (Kino-)Wirklichkeit verpflanzt wird.
Schuberts Sprüche sind für ein paar Schmunzler gut und manchmal auch für ein bisschen mehr, aber wer angesichts der ernsthaften Gefühle anderer immer noch nichts anderes als Unreife zeigt (am eklatantesten in einer Beratungsstunde mit einem suizidgefährdeten Gegenüber), der gewinnt ganz sicher kein lebensechtes Profil – und droht nebenbei noch die Sympathien des Publikums zu verlieren. In einer Buddy-Komödie à la „Nicht mein Tag“ wäre eine so künstliche und eindimensionale Figur wie Olaf Schubert besser aufgehoben als ausgerechnet in einer Romanze, die nun mal auf ein wenig Herz angewiesen ist. Darum bemüht sich Marie Leuenberger („Der Kreis“) zwar sichtlich, aber sie kommt nicht gegen die alles überschattende Präsenz von Schubert an.
Selbst Kino-Legende Mario Adorf („Die Blechtrommel“) bekommt keinen großen Spielraum für seinen Part als dominanter Altvorderer und poltert dann eben in typischer Mario-Adorf-Manier drauflos. Auf der Habenseite bleiben kaum mehr als ein paar echt gute Kalauer, die allerdings auch ohne die übergreifende Handlung funktionieren würden und damit letztlich unterstreichen, dass Schubert auf der Sketch-Bühne einfach besser aufgehoben ist: Wenn der unromantische Exzentriker darüber sinniert, dass eine Beziehung ja praktisch nichts anderes als Forschung sei und dass der menschliche Sexualtrieb ja auch seine Berechtigung habe, ist der Comedian ganz in seinem Element. Aber wenn dann wiederum im nächsten Moment ein Iltis durch die Gegend gekickt wird, landen wir in albernsten Slapstick-Gefilden und die gelungenen Wortwitze verpuffen schnell wieder.
Fazit: „Schubert In Love“ ist eine Liebeskomödie mit wenig gelungenem Witz und noch weniger Romantik – die Kunstfigur Olaf Schubert ist hier sichtlich fehl am Platze.