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    Armed Response - Unsichtbarer Feind
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Armed Response - Unsichtbarer Feind
    Von Asokan Nirmalarajah

    Nachdem er in den 2000ern schon immer tiefer in den Direct-to-DVD-Sumpf abgerutscht war, wurde es um Wesley Snipes dann ab 2010 zwischenzeitlich ganz still – da musste der einstige Superstar nämlich wegen Steuerbetrugs für eineinhalb Jahre ins Gefängnis. Seitdem versucht der frühere Kassengarant („Blade“, „Demolition Man“) langsam wieder Fuß zu fassen, womit er mit Ausnahme eines Gastspiels im Rentner-Actioner „Expendables 3“ allerdings bisher nicht allzu viel Erfolg hatte. Nun versucht es Snipes mit John Stockwells „Armed Response“, einem von den World Wrestling Entertainment Studios (!) sowie Kiss-Gitarrist Gene Simmons (!!) produzierten Militär-Actioner, der allein deshalb ein wenig aus dem üblichen Videotheken-Allerlei herausragt, weil er nach einer ziemlich lahmen ersten Stunde plötzlich vom reizlos inszenierten Mystery-Krimi in splattrigen Psycho-Horror umschlägt.

    In einer High-Tech-Militäreinrichtung, die als Hochsicherheitstrakt für Terroristen dient, hilft das Computer-System Temple beim Verhör der Massenmörder, indem es Mimik, Gestik und sogar den Schweiß der Insassen analysiert und so deren Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Diesen teuersten Lügendetektor der Welt hat das Computer-Genie Gabriel (Dave Annable) programmiert. Seit dem Unfalltod seiner kleinen Tochter lebt er zurückgezogen und ertränkt seinen Schmerz im Alkohol. Aber dann kommt es zu mysteriösen Todesfällen in Verbindung mit Temple und er wird von einer Spezialeinheit (unter anderem Wesley Snipes, Anne Heche und Seth Rollins) gebeten, bei der Suche nach vermissten Soldaten zu helfen. Aber die Rettungsaktion wird zu einem puren Überlebenskampf, als sich plötzlich die Tore hinter dem Team schließen und sich auch nicht wieder so leicht öffnen lassen…

    Wer oder was hinter der Manipulation des Supercomputers Temple steckt und sowohl den Angestellten der Militärbasis als auch den zur Rettung herbeieilenden GIs nacheinander den Garaus macht, ist das zentrale Mysterium von „Armed Response“. Daraus hätte leicht ein spaßiges B-Movie in der Tradition solcher beklemmenden Belagerungsfilme wie John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“ oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ werden können. Aber leider ist der 90-Minüter derart müde erzählt, dass er sich selbst für einen Zwei-Stunden-Film noch langatmig anfühlen würde. In der ersten Stunde hält sich Regisseur John Stockwell („Into The Blue“, „Kickboxer: Die Vergeltung“) etwa quälend lange mit dem Auffinden der Leichen in dem Militärkomplex und der Rekapitulation des Massakers auf – dieser Part besteht nämlich fast ausschließlich aus Szenen, in denen die Soldaten der Spezialeinheit mit ihren Taschenlampen eine leere Gefängniszelle nach der anderen inspizieren. Wer anschließend noch wach vor dem Fernseher sitzt, darf sich über eine Auflösung freuen, die endlich die lang ersehnte, aber zugleich enttäuschend kurze Action bringt.

    Vor 20 Jahren wäre ein Film mit Wesley Snipes („Mord im Weißen Haus“, 1997) und Anne Heche („Volcano“, 1997) in den Hauptrollen noch eine mittelgroße Hollywood-Event-Produktion gewesen. Aber die Zeiten sind lange vorbei. Nun spielt Heche in „Armed Response“ eine vollkommen austauschbare Soldatenfigur, während wir bei Snipes jenes unbändige Charisma vermissen, das ihn einst dank Rollen in Filmen wie „Weiße Jungs bringen’s nicht“ oder „Passagier 57“ zu Weltruhm katapultiert hat. Snipes ist überhaupt nur sehr selten zu sehen und absolviert dabei keine einzige Kampfszene (mal abwarten, ob er es in Zukunft einfach so macht wie Kollege Steven Seagal, der 2016 in sieben Filmen zum Teil nur kurz auftrat, damit die Produzenten sein Gesicht groß auf das Poster drucken können). Stattdessen darf man sich aber zumindest über ein kurz-knackiges Faustkampf-Intermezzo zwischen Heche und WWE-Wrestler Seth Rollins („Sharknado 4: The 4th Awakens“) freuen.

    Fazit: „Armed Response“ hätte mit einer temporeicheren Inszenierung und einem pfiffigeren Skript ein solides B-Movie werden können. Aber leider kommt der Genre-Bastard aus Horror, Sci-Fi und Militär-Action nur sehr spät in Fahrt (und dann auch nur kurz). Weder die ereignisarme Handlung noch die eindimensionalen Figuren werden dem eigentlich vielversprechenden Konzept des Films gerecht.

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