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    To Kill A Man - Kein Weg zurück
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    To Kill A Man - Kein Weg zurück
    Von Lea Harbich

    Bei Christopher Smiths „Detour“ ist der Titel in mehrfacher Hinsicht Programm. Zum einen deutet er die verschlungenen erzählerischen Pfade an, die der Regisseur von „Creep“ und „Triangle“ hier einschlägt, zum anderen ist er ein direkter Verweis auf Edgar G. Ulmers gleichnamigen Film noir von 1945 und beschwört damit Gedanken an die Tradition des Hollywood-Genrekinos herauf. Später läuft im neuen „Detour“ dann sogar ein Ausschnitt des alten im Fernsehen, der durch eine geschickte Parallelmontage in das Geschehen einbezogen wird. Smiths Thriller steckt auch sonst voller Referenzen an die berühmten Vorbilder der Vergangenheit – vom Namen des Protagonisten (man beachte das im Hintergrund zu sehende Poster des 1966 gedrehten Paul-Newman-Films „Ein Fall für Harper“) bis zur nicht-linearen Erzählweise, für die nicht zuletzt einige Klassiker der Schwarzen Serie mit ihren komplexen Rückblendenstrukturen Pate gestanden haben. Doch gerade bei diesem Spiel mit den verschiedenen Handlungsebenen, dem er einen modernen selbstreflexiven Dreh gibt, verzettelt sich Smith ein wenig. So sind es letztlich nicht die erzählerischen Umwege, die den besonderen Reiz seines Films ausmachen, sondern vielmehr die bodenständig-natürlichen Darbietungen seiner beeindruckenden Jungdarsteller.

    Die Mutter des Studenten James Harper (Tye Sheridan) liegt nach einem Autounfall im Koma. Harper ist überzeugt, dass sein Stiefvater Vincent (Stephen Moyer) bei dem tragischen Unfall seine Finger im Spiel hatte und die komatöse Frau am liebsten von der Bildfläche verschwinden lassen würde. Als Harper in einer Bar den zwielichtigen Gangster Johnny Ray (Emory Cohen) kennenlernt, werden prompt betrunkene Rachepläne gegen Vincent geschmiedet. Am nächsten Tag kreuzt Johnny mit seiner Freundin Cherry (Bel Powley) im Schlepptau vor Harpers Tür auf und will das mörderische Vorhaben tatsächlich in Angriff nehmen. Harper zögert zunächst, aber willigt schließlich ein. Gemeinsam macht sich das Trio auf den Weg nach Las Vegas, wo der nichtsahnende Vincent ebenfalls noch am selben Tag eintreffen soll...

    „Detour“ beginnt als geradliniger dramatischer Thriller, doch schon bald wird die Handlung in zwei parallel erzählte Stränge aufgespalten. Unklar bleibt dabei vorerst, ob Regisseur Smith hier das Tor in ein alternatives Universum aufstößt oder was er sonst aus der erzählerischen Trickkiste hervorgekramt hat. Er leitet das Manöver mit einer Split-Screen-Einstellung ein, in der zu sehen ist, wie Harper in Johnnys diabolischen Vorschlag einwilligt, während er in der anderen Bildhälfte einfach zu Hause bleibt und sich dem Rache-Roadtrip entzieht. Die beiden Varianten werden von da an gleichberechtigt nebeneinander her erzählt, wobei schnell deutlich wird, dass die zwei Ebenen untrennbar miteinander verbunden sind. Unabhängig von der späteren Auflösung der Zusammenhänge ist diese künstliche Aufspaltung in zwei getrennte Handlungsverläufe der Spannung des Films nicht gerade zuträglich.

    Immer wieder unterbricht Smith den Erzählfluss, um die Ebenen zu wechseln, ohne dass dabei ein erkennbarer Mehrwert entsteht, zumal die Variante mit dem jungen Trio auf Vegas-Trip sich als die deutlich reizvollere erweist. Hier entfaltet sich zwischen den hervorragend ausgewählten Schauspielern eine sehr lebendige Dynamik. Besonders hervorzuheben ist dabei Emory Cohen („Brooklyn“), der dem unangenehmen Jungkriminellen Johnny Ray eine wohltuende Ambivalenz verleiht, indem er hinter der Fassade des harten Mackers eine unerwartete Menschlichkeit durchschimmern lässt. Auch Bel Powley („The Diary Of A Teenage Girl“) glänzt und macht aus der Gangsterbraut Cherry eine ähnlich vielschichtige Figur jenseits der Genreklischees. Tye Sheridan („X-Men: Apocalypse“) wiederum stattet Harper mit einer Unbeholfenheit aus, die angesichts der schwierigen Position des Protagonisten in diesem Trio sehr gut nachvollziehbar ist.

    Weniger überzeugend ist dagegen die Interaktion zwischen Harper und Vincent gestaltet. Warum der Junge seinem Stiefvater Mordabsichten unterstellt, wird hier weder direkt erklärt noch sonst irgendwie einleuchtend vermittelt, zumal „True Blood“-Star Stephen Moyer in der Rolle des vermeintlich sinisteren Verwandten keinerlei unsympathische Seiten oder gar verbrecherische Abgründe offenbart. Harpers krasse Anschuldigungen erscheinen da wie aus der Luft gegriffen. Aber abgesehen von dieser schwachen Prämisse lebt der Film eindeutig von seinen starken Figuren. Und die helfen sowohl über die aufgesetzten Ebenenhüpfer hinweg, als auch über das etwas holprige Ende. In der Wahl seiner erzählerischen Mittel schießt Christopher Smith gelegentlich über das Ziel hinaus – ein solides Thriller-Drama ist dieser Rachetrip dennoch.

    Fazit: Christopher Smiths an klassischen Vorbildern orientierter Thriller „Detour“ ist unnötig kompliziert erzählt, bietet dafür aber starke Jungdarsteller in faszinierenden Rollen.

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