Gefräßige Schlangenfische („Piranhaconda“), Nazis im Weltall („Iron Sky“) oder gar tödliche Hai-Wirbelstürme („Sharknado“): Im Trash-Kino von heute gibt es nichts, was es nicht gibt. Da fällt die zerstörungswütige Protagonistin in Mike Mendez‘ („Convent - Biss in alle Ewigkeit“) B-Movie „Big Ass Spider“ noch vergleichsweise konventionell aus: Spinnen zählen schließlich seit Jahrzehnten fest zum Inventar des Horrorfilms und bevölkerten in Mutantenvariante schon in den 50er Jahren die Leinwand. Seit Jack Arnolds „Tarantula“ ist mittlerweile über ein halbes Jahrhundert vergangen, doch ist die Ausgangslage bei Mendez die gleiche: Auch in „Big Ass Spider“, der auf dem Fantasy Filmfest 2013 seine Deutschlandpremiere feierte, entkommt eine Riesenspinne aus einem Labor und verschlingt, eine Schneise der Verwüstung schlagend, alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der nie ernst gemeinte Sci-Fi-Katastrophen-Film entpuppt sich als harmloses, zu selten witziges Trash-Gewitter, in dem trotz der sympathischen Figuren und reichlich Seitenhieben auf Hollywood bei weitem nicht alle Gags zünden.
Kammerjäger Alex Mathis (Greg Grunberg) erlebt einen Tag zum Vergessen: Nachdem er bei einem Einsatz im Dunkeln von einer giftigen Spinne gebissen wird, begibt er sich ins Krankenhaus, um sich vor Ort professionell behandeln zu lassen. Von der attraktiven Krankenschwester Lisa (Alexis Peters) erhält der Dauersingle neben einem Korb auch noch eine gesalzene Rechnung. Doch es ergibt sich die Möglichkeit, die Kosten im Nu zu begleichen: In der Klinik hat eine Spinne einen Forensiker in den Hals gebissen. Alex schnappt sich seine Ausrüstung und begibt sich auf die Suche nach dem achtbeinigen Übeltäter, wird bei der ersten Begegnung aber von ihm ausgetrickst. Und muss bald feststellen, dass es sich nur um das Jungtier eines weitaus größeren, mit Alien-DNA gekreuzten Spinnenexemplars handelt, dass aus einem Militärlabor entkommen ist und in Los Angeles Jagd auf ahnungslose Bikinimädchen, leichtsinnige Spaziergänger und die überforderten Einsatzkräfte macht. Gemeinsam mit dem aufgeweckten Sicherheitsmann Jose Ramos (Lombardo Boyar) zieht der Kammerjäger in die Schlacht...
Die Logiklöcher im Drehbuch von Gregory Gieras („Centipede!“) sind erwartungsgemäß noch größer als die Krater, die die robuste Riesenspinne bei ihrem Streifzug durch die US-Metropole hinterlässt: Heißt es bei der Suche nach dem mutierten Achtbeiner zunächst, die Spinne würde nach Nahrung und einem warmen Brutplätzchen suchen, klettert der haarige Mutant schon bald in bester „King Kong“-Manier auf das höchste Gebäude der Stadt, auf dem vermutlich eine steife Brise weht und definitiv kein Nachschub für den hungrigen Magen zu erwarten ist. Geschenkt: In „Big Ass Spider“ ist der Weg das Ziel und jede Erwartungshaltung an einen halbwegs logischen Handlungsablauf fehl am Platze. Dass die Riesenspinne in der ersten Dreiviertelstunde nie in voller Größe von der Kamera eingefangen wird, erklärt sich mit dem begrenzten Budget: Gute visuelle Effekte sind schließlich teuer, daher ist die CGI-Kreatur, die auf dem Hochhaus immer wieder auf dieselben, wiederverwendeten Fenster und Fassaden einhackt, optisch auch Lichtjahre von der hobbithungrigen Kankra (aus dem dritten Teil der „Herr der Ringe“-Trilogie) entfernt, die mittlerweile über zehn Jahre auf dem haarigen Buckel hat.
Die Schauspieler, allen voran Hauptdarsteller Greg Grunberg („Heroes“) als Kammerjäger Alex und Ray Wise („Twin Peaks“) als Major Braxton Tanner, wissen natürlich um den inhaltlichen Anspruch des überraschend dialoglastigen B-Movies und überzeichnen ihre Figuren daher bis ans Limit. Als heimlicher Publikumsliebling entpuppt sich schon bald der bis in die Haarspitzen motivierte Sicherheitsmann Jose (Lombardo Boyar, „Dawn of the Planet of the Apes“), der im Krankenhaus offenbar schon alles erlebt hat und in der Jagd auf die Riesenspinne eine willkommene Abwechslung zum Klinikalltag findet. Wenngleich nicht jeder Kommentar des sympathischen Sidekicks einen Lacher generiert, stiehlt der Spaßvogel doch gleich eine ganze Reihe an Szenen. Auf die ganz großen Gags wartet man aber vergeblich: Die beste Pointe hebt sich Mendez für den Abspann auf (unbedingt sitzen bleiben!). Ansonsten sind es eher die augenzwinkernden Hollywood-Seitenhiebe mit martialischer Musik und vor Pathos nur so triefenden Dialogen, mit denen der Filmemacher den einen oder anderen Treffer landet. Die halbgare Liaison zwischen Alex und der blonden Lieutenant Karly Brant (Clare Kramer, „The Gravedancers“) hingegen generiert keinen einzigen Lacher und hätte getrost aus der mit 80 Minuten ohnehin recht kurzen Handlung gestrichen werden können.
Fazit: Mike Mendez liefert mit „Big Ass Spider“ ein durchaus sympathisches Trash-Feuerwerk, um das Zuschauer mit ausgeprägter Arachnophobie einen großen Bogen machen sollten. Ein großer Wurf ist sein B-Movie aber bei weitem nicht: Unverbrauchte Drehbucheinfälle sind Mangelware und nur einige Gags sind auch ein Treffer.