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    Berliner Philharmoniker in Singapore - A Musical Journey in 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Berliner Philharmoniker in Singapore - A Musical Journey in 3D
    Von Asokan Nirmalarajah

    Steckt der 3D-Film in der Krise? Nachdem sein globaler Siegeszug ja erst 2010 mit Mega-Blockbustern wie „Avatar", „Alice im Wunderland" und „Toy Story 3" so richtig begann, wurden die Stimmen der Skeptiker in den vergangenen Monaten immer lauter. Die Zahlen für das laufende Kinojahr 2011 sprechen für sich: Während Robert Zemeckis‘ Sci-Fi-Abenteuer „Milo und Mars" bei 150 Millionen Dollar Produktionskosten weltweit nur 40 Millionen Dollar erwirtschaften konnte, war die dreidimensionale Variante bei Blockbustern wie „Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten", „Kung Fu Panda 2" und „Cars 2", die sowohl in 2D, als auch in 3D zu sehen waren, insgesamt überraschend wenig gefragt. Der Reiz des Neuen scheint verflogen, umso mehr gilt es, durch die 3D-Technik einen erzählerischen oder gestalterischen Mehrwert zu erzielen. Auf letzteres hat es Michael Beyer mit seinem 3D-Konzertfilm „Berliner Philharmoniker in Singapur" abgesehen – sein ambitioniertes Experiment erweist sich allerdings als ermüdend einfallslos.

    Beyers Dokumentation zeigt ein Abendkonzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres langjährigen Chefdirigenten Sir Simon Rattle in der Esplanade Concert Hall in Singapur. Nach einigen futuristisch wirkenden Außenaufnahmen vom Hafen und der Skyline Singapurs wird ein Musikprogramm in zwei Teilen präsentiert. In der ersten Filmhälfte spielt das Orchester Gustav Mahlers „Erste Sinfonie", gefolgt von Sergej Rachmaninows „Symphonischen Tänzen" in der zweiten Hälfte. Während bei Mahlers Komposition die Kameras dicht bei den Musikern verbleiben und den Konzertsaal nicht verlassen, sind zu Rachmaninows Klängen Impressionen vom Alltag der Menschen in der asiatischen Metropole zu sehen.

    Nichts weniger als eine „neue Art des Musikhörens" verspricht sich Chefdirigent Rattle von der dreidimensionalen Kino-Vorführung einer hochauflösenden Konzertaufnahme in 3D, diesem Anspruch entsprechend wird „Berliner Philharmoniker in Singapur – A Musical Journey in 3D" als ein intermediales Großereignis präsentiert. Insgesamt acht 3D- und HD-Kameras hat Michael Beyer für diesen ersten 3D-Konzertmitschnitt des Berliner Spitzenorchesters zum Einsatz gebracht. Die Idee, die Interpreten durch den Eindruck der Dreidimensionalität noch näher an das Publikum heranzubringen, hatten andere Filmemacher bereits vor dem erfahrenen Musikfilm- und Live-Event-Regisseur: Nach dem bahnbrechenden Genre-Meilenstein „U2 3D" von 2008 hatten bisher vor allem Teenie-Popstars mit 3D-Konzertfilmen wie „Justin Bieber 3D: Never Say Never" oder „Jonas Brothers - Das ultimative 3D Konzerterlebnis" Erfolg an den Kinokassen. Beyers Film ist nun an ein ganz anderes Publikum gerichtet, nämlich an die eher an Hoch- als an Popkultur interessierten Zuschauer, die sich schon für Wim Wenders' hervorragenden 3D-Arthouse-Film „Pina - tanzt, tanzt sonst sind wir verloren" über die Kunst von Pina Bausch begeistert haben. Ganz im Gegensatz zu Wenders findet Beyer durch die 3D-Technik allerdings keine frischen oder interessanten Perspektiven auf seinen Gegenstand.

    Zusammen mit seinem Kameramann und Co-Regisseur Tomas Erhart inszeniert Beyer das Orchester als ein perfekt aufeinander abgestimmtes Kollektiv von hochprofessionellen Künstlern. Wie im Konzertsaal ist es auch im Kino eindrucksvoll zu beobachten, wie diese Spitzenmusiker ihren Instrumenten mal berauschende, mal meditative Klänge entlocken. Die Antwort auf die Frage, warum das auf der Leinwand aufregender sein soll als vor Ort oder im Internet, wo man von den Berliner Philharmonikern ebenfalls Konzerte in voller Länge angeboten bekommt, bleibt der Film aber schuldig. Die Schweißperlen auf der Stirn des Oboisten bekommen in 3D-Großaufnahme keine neue Aussagekraft gegenüber einem Konzertbesuch oder einer TV-Übertragung und am musikalischen Aus- und Eindruck ändern sie schon gar nichts. Sind die uninspirierten Bilder aus dem Konzertsaal im ersten Teil also schon eine Enttäuschung, so werden sie von den beliebig montierten, mit unnötigen Effekten verzerrten Aufnahmen vom Leben in Singapur, mit denen das Rachmaninow-Stück unterlegt ist, noch unterboten. Hier wird auf recht plumpe Weise Multikulturalität und Völkerverbindendes beschworen, während das im Titel des Films versprochene Thema der musikalischen Reise unterbelichtet bleibt.

    Fazit: Wer die Kunst der Berliner Philharmoniker erleben möchte, der kommt mit Michael Beyers 3D-Konzertfilm über einen Auftritt des Orchesters in Singapur nur bedingt auf seine Kosten. Die musikalische Darbietung ist zwar toll und wird auch klangtechnisch hervorragend eingefangen, aber die Bebilderung ist uninspiriert und wirkt streckenweise beliebig.

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