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    R.I.P.D. 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    R.I.P.D. 3D
    Von Christoph Petersen

    Das Zauberwort in Meetings mit Hollywoodproduzenten lautet High Concept – gemeint sind damit Filmideen, die sich in drei Sätzen oder möglichst noch kürzer auf den Punkt bringen lassen. Aus dieser Perspektive ist es absolut kein Wunder, dass die Entscheider der Traumfabrik für den Fantasy-Actioner „R.I.P.D. 3D“ des deutschen Regisseurs Robert Schwentke („R.E.D.“) stolze 130 Millionen Dollar berappt haben. Schließlich kann der Plot des zugrundeliegenden Dark-Horse-Comics praktisch als Inbegriff des High Concept-Prinzips gelten: „R.I.P.D.“ ist „Men in Black“ mit Geistern statt Aliens! Ruft man sich dann noch ins Gedächtnis, dass Will Smith auf Außerirdischenjagd damals bei einem Budget von nur 90 Millionen Dollar weltweit 590 Millionen Dollar eingespielt hat, dann ist der Scheck praktisch schon unterschrieben. Und nicht nur das: Zumindest auf dem Papier hat der fertige „R.I.P.D. 3D“ neben seinem einleuchtend-vielversprechenden Konzept sogar noch einen zweiten Vorteil - im Gegensatz zu anderen spezialeffektlastigen Big-Budget-Blockbustern dieses Sommers ist er nur 96 Minuten lang! Dumm nur, dass sich selbst diese eingedampfte Spieldauer wie Kaugummi in die Länge zieht.

    Der Bostoner Cop Nick Walker (Ryan Reynolds) wird nach einer Drogenrazzia von einem schlechten Gewissen geplagt und will das unterschlagene antike Gold an die Asservatenkammer weiterreichen. Aber da hat er die Rechnung ohne seinen ebenfalls in die Sache verstrickten Partner Bobby Hayes (Kevin Bacon) gemacht, der ihn beim nächsten Einsatz einfach hinterrücks niederschießt. Statt direkt im Himmel oder in der Hölle landet Nick im Büro der Zwischenweltbeamtin Proctor (Mary-Louise Parker), deren Aufgabe es ist, neue Kräfte für das Rest in Peace Department zu rekrutieren. Die Officer des R.I.P.D. sind dafür zuständig, Verstorbene ausfindig zu machen, die durch die Maschen des Systems gerutscht und auf der Erde zurückgeblieben sind. Denn während diese Toten munter weiterleben, verrottet langsam ihre Seele und infiziert auch alles um sich herum mit ihrer Fäulnis. Gemeinsam mit seinem eigenbrötlerischen neuen Partner Roy Pulsifer (Jeff Bridges), einem Sheriff aus dem 19. Jahrhundert, stürzt sich Nick in seinen ersten R.I.P.D.-Einsatz – und stößt dabei schon bald auf eine goldene Spur, die auch mit seinem eigenen Ableben zusammenzuhängen scheint…

    Die durchschnittliche Eingewöhnungszeit für jemanden, der gerade überraschend erschossen wurde und nun Jagd auf Untote machen soll? In „R.I.P.D.“ kostet Nick die Umstellung keine fünf Minuten. Er versucht zwar bei seiner eigenen Beerdigung noch einmal mit seiner Frau Julia (Stephanie Szostak) in Kontakt zu treten, aber damit ist die Sache auch erledigt. Die Autoren Phil Hay und Matt Manfredi verwenden ebenso wenig Sorgfalt auf die emotional stimmige Zeichnung ihrer Figuren (die ja gerade in „Men in Black 3“ zuletzt so hervorragend gelungen ist) wie auf die sinnfreie Fantasy-Krimi-Handlung, deren weiteren Verlauf jeder Achtjährige meilenweit im Voraus durchschaut. Da stellt sich die Frage, warum man sich „R.I.P.D.“ dann überhaupt anschauen sollte – vielleicht wegen der Gags? Neben einer Szene, in der Nick seinen neuen Partner vor einen Bus wirft, gibt es im ganzen Film nur eine einzige zündende Pointe – und an die klammern sich die Macher dann auch wie Ertrinkende an eine hölzerne Tür mit Kate Winslet drauf: Die Officer des R.I.P.D. sehen für die Lebenden nicht etwa wie sie selbst aus. In deren Augen ist Nick ein alter Chinese (James Hong) und Roy eine junge Blondine (Marisa Miller) mit beeindruckender Oberweite. Dieser Gag produziert immerhin mit schöner Regelmäßigkeit Lacher und macht dabei auch noch visuell etwas her.

    Die teuren Action- und Effekt-Szenen sind im Gegensatz zu den „Ich sehe was, was du nicht siehst“-Witzen nicht gerade überzeugend geraten: Es ist zwar eine Menge los auf der Leinwand und man sieht genau, wo die ganze Kohle hingeflossen ist, aber im Vergleich zu „Man of Steel“ und „Pacific Rim“, den Special-Effects-Vorreitern des Kinosommers 2013, sieht „R.I.P.D.“ bereits jetzt schon wieder hoffnungslos veraltet aus. Der Effekt zu Beginn, wenn der soeben ums Leben gekommene Nick nach der Stürmung eines Lagerhauses durch die „eingefrorene“ Szenerie wandert, ist alles andere als neu, aber zumindest in 3D ist der Stillstand der Explosionen und der herumfliegenden Körper immerhin ganz nett anzuschauen. Das lässt sich von den späteren Action-Einschüben und vor allem von dem großangelegten Wir-legen-ganz-Boston-in-Schutt-und-Asche-Finale dagegen kaum behaupten.

    Ryan Reynolds steht gefühlt seit Jahren kurz vor dem Aufstieg zum Superstar, aber Hits landet er nur als Co-Star erwiesener Hollywoodgrößen wie Sandra Bullock („Selbst ist die Braut“) oder Denzel Washington („Safe House“). Steht er hingegen selbst an vorderster Front, dann schmieren Projekte wie „Green Lantern“, „Wie ausgewechselt“ oder nun auch „R.I.P.D.“ an den Kinokassen (und bei der Kritik) regelmäßig spektakulär ab. Das liegt ziemlich sicher in nicht unwesentlichem Maße daran, dass Reynolds nicht die schauspielerischen Mittel besitzt, um über ein schwaches Drehbuch hinauszuwachsen. Ganz anders übrigens als sein Leinwandpartner in „R.I.P.D.“: Der Oscar-Gewinner Jeff Bridges (für „Crazy Heart“) reißt als mürrischer Sheriff jede Szene an sich – selbst dann wenn die Autoren ihn ein ums andere Mal sinnlos indisches Fast Food in sich hineinstopfen lassen. Aber obwohl Bridges‘ Auftritte klar das Beste an „R.I.P.D.“ sind, bleibt seine Figur am Ende doch nur ein lauer Abklatsch seines Parts als Rooster Cogburn in „True Grit“. Mary-Louise Parker bietet unterdessen zwar denselben Mix aus trockenem Humor und sexy Biestigkeit wie in ihrer Paraderolle als drogenvertickende MILF in „Weeds“, aber ganz ohne geeignete Skript-Vorlagen bleibt auch sie machtlos. Und Kevin Bacon, der in „Super“ zuletzt noch einen grandiosen Bad Guy abgegeben hat, dürfte als Bobby Hayes gute Aussichten auf den Titel „Zahnlosester Bösewicht des Kinojahres“ haben.

    Fazit: Wie heißt es doch so schön – gut geklaut ist besser als schlecht selbstgemacht! Für die Macher von „R.I.P.D. 3D“ müssen wir uns nun aber wohl ein neues Sprichwort ausdenken – denn sie haben das Erfolgsrezept von „Men in Black“ zwar quasi eins-zu-eins übernommen, ihren Film dann aber trotzdem fast vollständig in den Sand gesetzt.

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