Zumindest klar besser als der erste Versuch
Von Markus Tschiedert20 Jahre, nachdem sich die Pforte zur Geistervilla schon einmal auf der großen Leinwand öffnete, kommt nun eine zweite Verfilmung in die Kinos, mit der das (junge) Publikum erneut auf spaßige Weise ein wenig gegruselt werden soll. Aber anders als bei jüngsten Disney-Remakes wie „Arielle, die Meerjungfrau“ ist es diesmal kein (Animations-)Meistwerk, das neu aufgelegt wird, sondern die wie auch „Fluch der Karibik“ auf einem Freizeitpark-Fahrgeschäft basierende Grusel-Komödie „Die Geistervilla“, die 2003 von der Kritik schwer verrissen wurde. Wobei es natürlich auch eine gute Idee sein kann, gerade einen schlechten Film zu remaken und es dann besser zu machen, statt sich an einem eh unerreichbaren Meisterwerk fast zwangsläufig die Zähne auszubeißen…
Die Neuauflage heißt nun schlicht „Geistervilla“, also ohne den vorgesetzten Artikel (genauso wie der US-Titel „Haunted Mansion“ diesmal ohne ein „The“ auskommt). Weggefallen sind ebenfalls der (damalige) Superstar Eddie Murphy und – ganz besonders wichtig! – die damals schon hundsmiserablen Computertricks. Nachdem die Pirat*innen aus „Fluch der Karibik“ ja bekanntlich einen Kinohit nach dem anderen gelandet haben, kriegen die Geister aus der Disneyland-Gruselattraktion nun zumindest noch eine Chance – wobei das Ergebnis diesmal zwar deutlich besser, aber dennoch ernüchternd ausfällt: Bessere visuelle Effekte allein reichen eben nicht, wenn die Story weiterhin nur Mittelmaß bleibt.
Am Ende kommt da ein ziemlich buntes Team aus Geisterjäger*innen zusammen…
Der Wissenschaftler Ben Matthias (Lakeith Stanfield) hat eine besonders starke Linse entwickelt, mit der man womöglich sogar Geister fotografieren kann. Allerdings gab es dafür keinen Applaus, sondern den Rauswurf aus der Wissenschaftsgemeinschaft. Seit dem Tod seiner Frau gibt der Ex-Forscher nun Touren für Tourist*innen in New Orleans – allerdings derart grummelig und niedergeschlagen, dass er wohl kaum auf Weiterempfehlungen hoffen darf. Doch dann wird er von dem plötzlich in seiner Wohnung auftauchenden Exorzisten Pater Kent (Owen Wilson) angeheuert, mit seiner Wunder-Kamera eine alte Villa zu untersuchen, in der Gabbie (Rosario Dawson) und ihr Sohn Travis (Chase W. Dillon) gerade erst eingezogen sind.
Gespenster sollen in dem alten Gemäuer ihr Unwesen treiben – und gewiss steckt ein grausiges Geheimnis dahinter. Allein ist das für Ben allerdings nicht zu schaffen, weshalb er sich mit dem Historiker Bruce Davies (Danny DeVito) und dem Medium Harriet (Tiffany Haddish) noch zwei weitere Teammitglieder dazu holt, um dem Spuk auf die Spur zu kommen: Als der Kopf von Madame Leota (Jamie Lee Curtis) aus einer Glaskugel zu ihnen spricht, scheinen sie der Auflösung näher zu kommen. Offenbar steckt der Hatbox Ghost (Jared Leto) hinter den Vorkommnissen – und der muss nur noch eine einzige weitere Person ins Reich der Toten locken, um sein bösartiges Ziel zu erreichen…
Der wahrhaft abscheulich aussehende Hatbox Ghost ist hier ganz klar der Horror-Höhepunkt. Bedauerlich ist nur, dass der Geist mit der Hutschachtel erst relativ spät auftaucht und somit auch der vorhersehbare Plot ganz schön lange braucht, um so richtig in die Gänge zu kommen. Ursprünglich plante kein Geringerer als Guillermo del Toro („Shape Of Water“) einen Film über diesen Hatbox Ghost, der erstmals 1969 in der Grusel-Attraktion „The Haunted Mansion“ im kalifornischen Disneyland eine zentrale Rolle spielte. Kurz darauf verschwand die animatronische Puppe allerdings schon wieder, vermutlich war sie für ein familienfreundliches Fahrgeschäft dann doch zu furchterregend.
Bereits 2010 verkündete del Toro sein Interesse an dem Stoff. Doch über die Jahre kam einfach kein zufriedenstellendes Drehbuch zustande, weshalb Disney das Projekt im Sommer 2021 schließlich an die „Ghostbusters“-Drehbuchautorin Katie Dippold und den „Bad Hair“-Regisseur Justin Simien weitergab. Aber trotz solch spielfreudiger und Horror-erprobter Stars wie Lakeith Stanfield („Get Out“), Danny DeVito („Mars Attacks“), Jamie Lee Curtis („Halloween“), Rosario Dawson („Zombieland 2“) und Jared Leto („Morbius“) steckt so am Ende doch nur wieder ein sehr ähnliches Konzept wie vor 20 Jahren in „Die Geistervilla“ dahinter.
Die frischgebackene Oscargewinnerin Jamie Lee Curtis steckt zwar in einer Glaskugel fest – erweist sich aber dennoch als große Hilfe im Kampf gegen den Hatbox Ghost (Jared Leto)…
Für milde Gruselstimmung sorgen also erneut schummriges Kerzenlicht und unheimliche Geräusche, während vor allem Owen Wilson („Das Geisterschloss“) mit seinen Onelinern für die nötige Auflockerung zuständig ist. Del Toro sprach öfter über die Schwierigkeit, die richtige Balance zwischen Horror und Heiterkeit zu finden. Was er damit meinte, offenbart sich nun auch in „Geistervilla“: Der betont familientaugliche Schrecken kommt ebenso wie der Humor nicht so richtig aus den Puschen – und selbst wenn man von einer Disney-Produktion nun gewiss keinen derben Galgenhumor oder gar alptraumhafte Schreckensvisionen erwartet, kommt der Mix von „Geistervilla“ zu selten über das Niveau einer Jahrmarktgeisterbahn hinaus.
Neben den üblichen Requisiten wie Spinnweben, Totenschädeln oder Grabsteinen wird dem Publikum immerhin eine solide Special-Effects-Show geliefert, die weit besser ist als in der schlampigen Verfilmung von 2003. Ein gutes Beispiel dafür ist Madame Leota. Damals wirkte der Kopf von Jennifer Tilly noch billig in die Glaskugel reinkopiert, Jamie Lee Curtis‘ Kopf hingegen strahlt nun mit schwebenden Haaren sogar eine gewisse Eleganz aus. Auch die Astral-Körper verstorbener Seelen huschen hier nicht einfach mal durchs Bild, sondern sind figürlich animiert. Am Ende fehlt auch ein aus Blitz, Donner und anderem Getöse tricktechnisch aufgemotzter Showdown nicht. Aber ob das die Schlangen vor dem Fahrgeschäft im Disneyland jetzt noch weiter zu verlängern vermag, bleibt abzuwarten.
Fazit: Nach dem Ausstieg von Guillermo del Toro ist „Geistervilla“ ein Grusel-Remake ohne wirklich neue Ideen geworden – nicht nur tricktechnisch viel besser als die miese erste Verfilmung von 2003, aber trotzdem auch nicht mehr als harmloses Mittelmaß.