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    Jack and the Giants
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Jack and the Giants
    Von Christoph Petersen

    Jack and the Giants" ist, was „Der Hobbit" nicht sein durfte – ein Fantasy-Abenteuer für Groß und Klein. Wo Peter Jackson immer wieder von der Kindlichkeit des Romans von J.R. Tolkien abwich, um seinem in der „Herr der Ringe"-Trilogie etablierten, erwachseneren Tonfall treu zu bleiben, verpflichtet sich Bryan Singer nun ganz dem sagenhaften Charakter der beiden alten Volksmärchen, auf denen „Jack and the Giants" basiert: In ihrem Drehbuch vereinen Darren Lemke („Für immer Shrek"), Christopher McQuarrie („Jack Reacher") und Dan Studney („Kifferwahn") die Geschichte von Hans und der Bohnenstange mit der älteren und deutlich düstereren Variante „Jack the Giant Killer" zu einer Blockbuster-Vorlage, in der eine acht Kilometer hohe Bohnenranke krachend in sich zusammenstürzt und ein in Teig gerollter Ewan McGregor in den Backofen geschoben werden soll. Doch auch wenn der Film für Fans bombastischer CGI-Schlachten ähnlich viel bereithält wie für Freunde charmant-kurzweiliger Märchenunterhaltung, kommt eine Seite am Ende doch einen Tick besser weg: Denn trotz der von „Avatar" für die Animation der Riesen übernommenen Motion-Capture-Technik kann Singer nicht mit Jacksons augenöffnenden Effekten aus „Der Hobbit" mithalten, was in Zeiten sich rasant entwickelnder Technik wohl auch daran liegt, dass „Jack and the Giants" ursprünglich vor der Konkurrenz aus Mittelerde in die Kinos kommen sollte, dann aber ins Frühjahr 2013 nach hinten verschoben wurde.

    Im mittelalterlichen Städtchen Cloister kennt jedes Kind die Sage von den Riesen, die vor Jahrhunderten von der Erde in ihr eigenes Reich Gantua verbannt wurden. Der Bauernjunge Jack (Nicholas Hoult) liest die Geschichte sogar jeden Abend vor dem Schlafengehen, denn er möchte unbedingt auch mal ein richtiges Abenteuer erleben. Als Jack im Schloss den letzten Gaul seines Onkels (Christopher Fairbank) verkaufen soll, damit sie nicht verhungern müssen, lässt er sich statt Goldmünzen drei angeblich magische Bohnen andrehen. Der Onkel ist natürlich stinksauer, doch dann geschieht das Unfassbare: Gerade als die aus dem Schloss abgehauene Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) bei Jack Unterschlupf sucht, sprießt aus den in eine Bodenritze gerutschten Bohnen in Sekundenschnelle eine kilometerhohe Ranke, die die Hütte mitsamt Isabelle in das über den Wolken gelegene Reich der Riesen hebt, während Jack am Erdboden zurückbleibt. Gemeinsam mit den herbeigeeilten Männern des Königs Brahmwell (Ian McShane) klettert Jack die Ranke hinauf, um die Prinzessin zu retten. Doch es bleibt nicht viel Zeit: Wenn die Riesen die Brücke hinab zur Erde entdecken, müssten die zurückgebliebenen Soldaten die Ranke kappen und für die Hinaufgekletterten wäre jede Hoffnung verloren...

    Reinrassige Märchenfilme gibt es im Kino eigentlich schon länger nicht mehr: Entweder jonglieren die Macher mit den klassischen Genreregeln (wie Tarsem Singh in „Spieglein Spieglein"), pimpen ihre Protagonisten zu Badass-Actionhelden (wie Tommy Wirkola in „Hänsel und Gretel: Hexenjäger") oder stürzen sich gleich mit einer leblosen Werbefilmoptik ins „Twilight"-Fahrwasser (wie Rupert Sanders in „Snow White & the Huntsman"). Aber „X-Men"-Regisseur Singer hatte offenbar keinen Bock auf Hollywoods Hang zum High Concept. Also zog er sich ins ländliche England zurück, verpasste seinen Riesen in Zusammenarbeit mit Sprecher Bill Nighy („Tatsächlich... Liebe") einen nordirischen Akzent und drehte mit einem Blockbuster-Budget ein geradezu klassisches Märchen-Abenteuer, für das er Ewan McGregor („The Impossible") als Ritter Elmont in einer Szene als menschliches Würstchen im Schlafrock ganz altertümlich in echten Teig einhüllte. Das heißt aber natürlich nicht, dass es in der abschließenden Schlacht nicht auch ordentlich rumst, wenn die heranstürmenden Riesenhorden ausgerissene, brennende Bäume auf die befestigte Burg schmeißen. Ganz im Gegenteil: Der finale Vorstoß der Riesen ebenso wie die in sich zusammenkrachende Bohnenranke sind echte Highlights, selbst wenn die CGI-Animationen ansonsten nicht das Niveau des Vergleichsfilms „Der Hobbit" erreichen.

    Im Jahr 2009 landete der ehemalige Kinderstar Nicholas Hoult (der kleine Junge aus „About A Boy") gemeinsam mit Emma Stone („The Amazing Spider-Man"), Jeremy Renner („Das Bourne Vermächtnis"), Christoph Waltz („Django Unchained") und Tom Hardy („The Dark Knight Rises") auf einer Liste des Fachblatts Variety mit zehn Schauspielern, die man im Auge behalten sollte. Und während die anderen das in ihre Karrieren gesetzte Vertrauen längst gerechtfertigt haben, ist es 2013 nun endlich auch für Hoult soweit: Nach seinem starken Auftritt als Untoter `R` in der Zombie-Romanze „Warm Bodies" überzeugt er nun nicht nur als Fantasy-Held in der Titelrolle von „Jack and the Giants", sondern wird später im Jahr auch noch einen wichtigen Part in George Millers „Mad Max"-Reboot „Fury Road" übernehmen. Singer hat an die Seite seines jungen Hauptdarstellers gleich eine ganze Armada gestandener Charakterköpfe gestellt, die sichtlich Spaß daran haben, sagengerecht über die Stränge zu schlagen: Obi-Wan-Kenobi-Darsteller Ewan McGregor verlegt seine Paraderolle als väterlicher Lehrmeister aus dem „Star Wars"-Universum diesmal ins märchenhafte Mittelalter, während Stanley Tucci („Die Tribute von Panem") als Roderick launig-verschlagen den hinterfotzigen Verräter mimt.

    Fazit: Angenehm geradliniger Märchen-Blockbuster ohne Popkultur-Zitate und sonstigem Schnickschnack, dafür aber mit spielfreudigen Darstellern und einem – trotz einiger nicht taufrischer Effekte – bombastischen Finale.

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