„In den Tiefen des Infernos“ von Werner Herzog
Der deutsche Kultregisseur Werner Herzog ist nicht zuletzt berühmt für seine ungewöhnlichen, höchst persönlich gefärbten Dokumentationen wie „Grizzly Man“ und „Begegnungen am Ende der Welt“. Auch in „In den Tiefen des Infernos“ bricht der Bayer wieder in entlegene Winkel und ferne Kontinente auf. Diesmal versucht er dem Geheimnis von Vulkanen auf die Spur zu kommen und taucht tief in die Erd- und Menschheitsgeschichte ein. Dabei macht er einmal mehr die faszinierendsten Entdeckungen am Wegesrand, etwa wenn er sich im streng abgeschotteten Nordkorea umschaut. Amüsant, originell und faszinierend.
„Scientology: Ein Glaubensgefängnis“ von Alex Gibney
In den USA genießt die Scientology-Organisation den geschützten Status einer Kirche. In seiner investigativen Dokumentation schaut Oscar-Preisträger Alex Gibney („Taxi zur Hölle“) hinter die Fassaden der geheimniskrämerischen Vereinigung. Er verbindet entlarvende Recherchen mit den Erlebnisberichten von Aussteigern und legt die ausbeuterischen Methoden und verbrecherischen Strukturen der sogenannten Kirche offen. Ein mutiger Film, der mit drei Emmys ausgezeichnet wurde.
„Amanda Knox“ von Rod Blackhurst, Brian McGinn
Der Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher in Perugia am 1. November 2007 gehört zu den berühmtesten Kriminalfällen der jüngeren Rechtsgeschichte und machte nicht nur wegen seiner Brutalität (der Staatsanwalt sprach von „dämonischen Ritualen“) weltweit Schlagzeilen. Amanda Knox, die amerikanische Mitbewohnerin des Opfers, wurde in einem Indizienprozess zu 26 Jahren Haft verurteilt und von den Medien zum „Engel mit den Eisaugen“ stilisiert. Das Verfahren ging anschließend durch mehrere weitere Instanzen bis zum endgültigen Freispruch im März 2015. Die Regisseure Rod Blackhurst und Brian McGinn beleuchten die wechselhafte Entwicklung des Falls sowie die Berichterstattung in den Medien, aber auch die persönliche Sicht aller wichtigen Beteiligten und liefern dabei überaus spannende Einblicke.
„Life Itself“ von Steve James
Steve James' „Hoop Dreams“ war einer der Lieblingsfilme des 2013 verstorbenen Filmkritkers Roger Ebert. Der Regisseur war also eine durchaus naheliegende Wahl, als es darum ging, Eberts autobiografisches Buch „Life Itself“ zu verfilmen. Der preisgekrönte Journalist, der sich nach einer schweren Erkrankung nur noch schriftlich verständigen konnte, gibt dem Filmemacher einen intimen Einblick in seinen schwierigen, vom Kampf gegen den Krebs geprägten Alltag und teilt seine Erinnerungen und Erfahrungen mit ihm: ein bewegendes menschliches Dokument und ein aufschlussreicher Blick auf eine einmalige Medienkarriere.
„Die Weißhelme“ von Orlando von Einsiedel
Mit „Die Weißhelme“ gewann Netflix 2017 in der Kategorie Bester Dokumentarkurzfilm seinen ersten Oscar überhaupt. Zuvor hatten es die Eigenproduktionen des Streamingdienstes einige Nominierungen erhalten, doch den Sieg brachte erst dieser bewegende und aufschlussreiche Blick hinter die Fronten des Bürgerkriegs in Syrien. Regisseur Orlando von Einsiedel begleitet den humanitären Einsatz dreier Mitglieder des Syrischen Zivilschutzes (genannt Weißhelme), einer einheimischen Freiwilligenorganisation, die Zivilisten aus den Trümmern der von Bomben zerstörten Städte befreit.
„The Barkley Marathons: The Race That Eats Its Young“ von Annika Iltis, Timothy James Kane
Fünf Runden à 20 Meilen (je etwa 32 Kilometer) querfeldein durch schwieriges Gelände in Tennessee, zwei davon nachts – die jährlichen Barkley Marathons gehören zu den schwierigsten Ultralangstreckenrennen der USA, wenn nicht gar auf der ganzen Welt. Die Filmemacher haben die 2012er Ausgabe der Veranstaltung mit der Kamera begleitet und dokumentieren die schier übermenschlichen Qualen der Teilnehmer (Startgebühr 1,60 Dollar), von denen seit 1986 nur 17 den kompletten Kurs in den vorgegebenen 60 Stunden absolviert haben. Die Extremsportler können nicht einmal selbst so genau sagen, warum sie diese Strapazen auf sich nehmen und auch der gesprächige Erfinder der Veranstaltung, Lazarus Lake, hat dafür keine wirklich schlüssige Erklärung. Doch ist er mit einem ausgeprägten Sinn für ironischen Humor ausgestattet und nennt die „abgespeckte“ Version des Rennens (drei Runden statt fünf) „the fun run“…
„Audrie und Daisy“ von Bonni Cohen, Jon Shenk
Sie waren jung. Einfach nur Teenagerinnen, die etwas Spaß haben wollten. Und sie wurden betrunken und bewusstlos zu Opfern von sexuellem Missbrauch. Als sich die Täter auch noch im Internet mit dem Geschehenen brüsteten, endete der Albtraum für eine von ihnen im Selbstmord: Die Regisseure Bonni Cohen und Jon Shenk erzählen in ihrem aufrüttelnden Film exemplarisch vom Schicksal zweier Mädchen und klagen damit die immer noch herrschende Macho-Mentalität in den USA genauso an wie den unzureichenden Opferschutz im digitalen Zeitalter.
„Hoop Dreams“ von Steve James
Die International Documentary Association hat „Hoop Dreams“ 2007 zum besten Dokumentarfilm aller Zeiten gewählt und diese Entscheidung lässt sich auch heute noch leicht nachvollziehen. Regisseur Steve James liefert mit seiner epischen Langzeitbeobachtung zweier talentierter schwarzer Nachwuchsbasketballer aus benachteiligten Gegenden Chicagos, die von den Scouts einer vorwiegend weißen Highschool entdeckt werden, nicht nur ein feinfühliges Porträt der Protagonisten und ihrer Familien, sondern auch eine vielschichtige Studie der gesellschaftlichen, ethnischen und sozialen Zusammenhänge. Der berühmte Filmkritiker Roger Ebert hat den Film als eine der prägenden Kinoerfahrungen seines Lebens bezeichnet.
„The 13th“ von Ava DuVernay
Mit dem 13. Zusatz zur Verfassung wurde auf Initiative von Präsident Lincoln 1865 in den USA die Sklaverei abgeschafft. Nur als Strafe für ein Verbrechen war es fortan möglich, Menschen ihrer persönlichen Freiheit zu berauben oder sie Zwangsarbeit verrichten zu lassen. Doch der Rassismus wurde damit noch lange nicht aus der Welt geschafft, vielmehr hat man im Laufe der Geschichte immer wieder neue Wege gefunden, die schwarze Bevölkerung zu diskriminieren und zu kriminalisieren. „Selma“-Regisseurin Ava DuVernay zeichnet in ihrer oscarnominierten Doku „13th“ die historische Entwicklung bis hin zum heutigen „Gefängnisboom“ nach und fragt nach den Gründen für den nach wie vor überproportional hohen Anteil von Afroamerikanern an den Inhaftierten.
„The Overnighters“ von Jesse Moss
Mit dem 13. Zusatz zur Verfassung wurde auf Initiative von Präsident Lincoln 1865 in den USA die Sklaverei abgeschafft. Nur als Strafe für ein Verbrechen war es fortan möglich, Menschen ihrer persönlichen Freiheit zu berauben oder sie Zwangsarbeit verrichten zu lassen. Doch der Rassismus wurde damit noch lange nicht aus der Welt geschafft, vielmehr hat man im Laufe der Geschichte immer wieder neue Wege gefunden, die schwarze Bevölkerung zu diskriminieren und zu kriminalisieren. „Selma“-Regisseurin Ava DuVernay zeichnet in ihrer oscarnominierten Doku „13th“ die historische Entwicklung bis hin zum heutigen „Gefängnisboom“ nach und fragt nach den Gründen für den nach wie vor überproportional hohen Anteil von Afroamerikanern an den Inhaftierten.
„Fahrenheit 9/11“ von Michael Moore Michael Moore bekämpft George W. Bush – mit allen filmischen Mitteln, sauberen und unsauberen: In seinem brillanten Doku-Essay „Fahrenheit 9/11“ stellt der Regisseur den [damals] amtierenden US-Präsidenten genüsslich an den Pranger, führt ihn vor und gibt ihn der Lächerlichkeit preis. In Cannes gab es dafür die Goldene Palme. (--> Zur FILMSTARTS-Kritik!)
„Stories We Tell“ von Sarah Polley In „Stories We Tell“ erzählt Schauspielerin Sarah Polley auf höchst persönliche Weise die Geschichte ihrer eigenen Filme. Dabei macht sie ihre künstlerischen Mittel mit zum Thema und reflektiert sie spielerisch. (--> Zur FILMSTARTS-Kritik!)
„Team Foxcatcher“ von Jon Greenhalgh
Neben dem ebenfalls mehrfach verfilmten Fall O.J. Simpson ist der vom Milliardär John du Pont verübte Mord am Olympiaringer David Schultz das wohl schlagzeilenträchtigste Promiverbrechen der vergangenen Jahrzehnte. 2015 wurde Bennett Millers freie Spielfilmadaption der Geschehnisse mit Steve Carell als du Pont und Channing Tatum als sein Opfer für fünf Oscars nominiert, keine zwei Jahre nach jenem „Foxcatcher“ legte Jon Greenhalgh diese streng an den Fakten orientierte dokumentarische Aufarbeitung nach und erreicht eine vielleicht noch größere Intensität. Sein Film bestätigt die Erkenntnis: Nichts ist unglaublicher als die Wirklichkeit.
„Virunga“ von Orlando von Einsiedel
Dokumentarfilme können in besonders eindringlicher Weise auf Missstände und Skandale aufmerksam machen. Und genau dies tut Regisseur Orlando von Einsiedel mit seinem oscarnominierten Film über den Nationalpark Virunga in der Demokratischen Republik Kongo, der Heimat der letzten Berggorillas der Welt. Der britische Filmemacher zeigt den aufopferungsvollen Kampf einiger von einer Journalistin unterstützter Parkangestellter gegen Wilderei und gegen Ölbohrungen im Naturschutzgebiet vor dem Hintergrund bürgerkriegsartiger Auseinandersetzungen. Der von Leonardo DiCaprio coproduzierte Film ist ein kraftvolles Plädoyer für den Umwelt- und Tierschutz.
„The Battered Bastards Of Baseball“ von Chapman Way, Maclain Way
1973 gab es in Portland (Oregon) keinen Profi-Baseball mehr. Doch dann schuf ein Schauspieler Abhilfe: Bing Russell, bekannt als Hilfssheriff Clem Foster in der Westernserie „Bonanza“ gründete das einzige unabhängige Team jener Zeit und mischte mit seinen Portland Mavericks prompt die unterklassige Minor League Northwest auf. Die Mannschaft sorgte mit einer Mischung aus schillernden Altstars, unorthodoxen Managementmethoden und ganz viel Leidenschaft für Furore in der Baseball-Landschaft. Sehr viel Herzblut steckt auch in diesem Film, was wiederum kein Wunder ist, denn die Regisseure sind Bing Russells Enkel und als Erzähler fungiert dessen Sohn Kurt Russell, der damals vorübergehend auch den Baseballschläger geschwungen hat, ehe er seine Schauspielkarriere fortsetzte.