Brian De Palma gilt als einer der wichtigsten Regisseure der sogenannten "New Hollywood"-Ära, deren Filmemacher sich in der Zeit von 1967 bis Ende der 1970er Jahre durch ihren frischen Stil vom etablierten amerikanischen Kino absetzten. Andere bedeutende Regisseure des New Hollywood sind Arthur Penn, William Friedkin, Hal Ashby, Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Robert Altman, Steven Spielberg oder auch George Lucas. Mit erfolgreichen Thrillern, die oft Motive aus dem Werk Alfred Hitchcocks reflektieren, hat sich De Palma einen Namen gemacht. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Dressed to Kill", "Scarface", "Die Unbestechlichen" und "Mission: Impossible".
Lehrjahre
Brian De Palma wurde am 11. September als Brian Russell De Palma in Newark, New Jersey geboren. Später zog er mit seinen Eltern nach Philadelphia, wo er die meiste Zeit seiner Kindheit und Jugend verbachte. Nach seiner Schulausbildung begann er zunächst ein Studium der Physik an der Columbia Universität in New York, wechselte aber schnell zum Sarah Lawrence College in Yonkers, New York, wo er Drama studierte und seine schon zuvor etablierte Leidenschaft für Kurzfilme fortsetzte. Nach dem erfolgreichen Abschluss im Jahr 1964, begann De Palma, seinen Lebensunterhalt mit Dokumentarfilmen zu verdienen. Dazu gehört unter anderem der 1966 erschienene "The Responsive Eye" über eine Ausstellung mit Kunstwerken, die optische Täuschungen thematisierten. Der Erfolg des Films versetzte De Palma bald in die glückliche Lage, erste Spielfilme drehen zu können.
Unabhängige Produktionen
Zu Brian de Palmas frühen Werken aus den 1960er Jahren zählen unter anderem der Thriller "Murder à la Mod" und die Komödie "Greetings". Während "Murder al la Mod" eine Mordserie in den Mittelpunkt des Geschehens stellt und so bereits Motive aus De Palmas bekanntesten Werken andeutet, verweist "Greetings", mit einem jungen Robert De Niro in einer der Hauptrollen, auf einen weniger bekannten Aspekt im Wirken des Regisseurs: die Satire. Mit Lust zu wilder Montage stürzt sich de Palma in ein episodisches Geschehen um ein paar junge Männer, die ihrer Einberufung nach Vietnam entgehen wollen. Dafür wurde De Palma 1969 mit dem Silbernen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin ausgezeichnet. Mit "Hi Mom" folgte eine Fortsetzung, in der Robert De Niro erneut zu sehen war. Danach siedelte der Regisseur von New York nach Hollywood um, wo er nach dem kommerziellen Misserfolg der durch ein Studio finanzierten Komödie "Hilfe, ich habe Erfolg!", zum selbst produzierten Thriller zurückkehrte. In "Die Schwestern des Bösen" vermischen sich De Palmas Vorlieben für Spannung und Satire produktiv miteinander. Mit Margot Kidder in der Hauptrolle einer Frau mit Persönlichkeitsstörung, die des Mordes verdächtigt wird, nimmt er bereits typische Hitchcock-Momente, wie die Beobachtung des Mordes in einem gegenüberliegenden Haus, auf. Sein innovativer Inszenierungsstil, der auf effektive Weise die Möglichkeiten des Split-Screen-Verfahrens einsetzte, bei dem zwei oder mehr Bilder gleichzeitig zu sehen sind, verlieh dem Werk eine frische Wirkung, die sich von der reinen Kopie Hitchcocks deutlich absetzt. Der kommerzielle Erfolg sicherte ihm die Fortsetzung der Regie-Karriere.
Horror-Thriller
Nach "Schwarzer Engel", einer souveränen Hommage an Hitchcocks "Vertigo", der das Doppelgängermotiv einer eigentlich bereits verstorbenen Frau für einen suggestiv-überwältigenden Thriller nutzte, war es die Stephen King Verfilmung "Carrie – Des Satans jüngste Tochter", die De Palma endgültig in Hollywood etablierte. Der mit John Travolta und Sissy Spacek besetzte Film transformiert auf erschreckende Weise die pubertär aufblühende Sexualität eines jungen Mädchens in einen Horroralbtraum aus puritanisch motivierten Ängsten und sozialer Ausgrenzung. Anfang der 1980er Jahre kehrte De Palma dann wieder zur Hitchcock-Hommage zurück, in dem er mit dem grellen "Dressed To Kill" Motive aus "Psycho" aufnahm und zu einer eigenständigen, sowohl wüsten als auch den Zuschauer einsaugenden Erzählung verarbeitete. Langsame Kamerafahrten, die Speigel- und Zeitlupeneffekte nutzte De Palma für eine Stilisierung bedrohlicher Situationen, deren Spannung er so mühelos steigern konnte.
Gangster und Krieg
Brian De Palma lieferte in dieser Zeit Filme ab, die sowohl kommerziell als auch künstlerisch erfolgreich waren. Mit dem Gangsterdrama "Scarface", in dem Al Pacino als Kuba-Flüchtling seinen Weg an die Spitze des Organisierten Verbrechens beschreitet, um schließlich an seiner großspurigen Dekadenz zugrunde zu gehen, sollte sich das nicht ändern. De Palma entwirft eine Glitzerwelt aus Coolness, um sie anschließend mit drastischen Mitteln zu demontieren. Der epische Rahmen und die auf Überwältigung abzielende Bildsprache reflektieren mit den Mitteln des Kinos Machtgier, gesellschaftliche Scheinwelten und deren Niedergang. Auch wenn der Gangster-Streifen "Die Unbestechlichen" das gleiche Genre bediente, tendierte De Palma damit stärker zum Hollywood-Mainstream. Mit Kevin Costner als Al-Capone-Jäger Eliot Ness, Robert De Niro in der Rolle des berühmten Gangsters und Sean Connery in den Hauptrollen, steht die schwungvolle Inszenierung ganz im Dienste der klassischen Erzählung über die Jagd nach einem Verbrecher. Berühmt ist das Finale des Films, das die Odessa-Szene aus Sergei M. Eisenteins "Panzerkreuzer Potemkin" zitiert. "Die Unbestechlichen" wurde einer der kommerziell erfolgreichsten Filme De Palmas. Daraufhin folgte sein erster Kriegsfilm, "Die Verdammten des Krieges", in dem Michael J. Fox an der Seite von Sean Penn, John Leguizamo und John C. Reilly als Vietnam-Soldat überzeugte, der sich weigert, an einer durch seine Kameraden begangenen Vergewaltigung einer Vietnamesin teilzunehmen. Die allumfassende Gewalt des Krieges verbindet sich darin mit menschenverachtenden Einzeltaten zu einem traumatischen Geschehen, dessen beklemmende Wirkung anhält. Nach der durchwachsen aufgenommenen und kommerziell gescheiterten Thriller-Satire "Fegefeuer der Eitelkeiten" und dem wüsten Psychothriller "Mein Bruder Kain" legte De Palma mit "Carlito's Way" erneut einen epischen Gangsterfilm vor. Al Pacino verkörpert darin die Titelfigur, die nur noch wenig mit dem feisten und großspurigen Tony Montana aus "Scarface" zu tun hat. Stattdessen stehen die Mühen im Vordergrund, die mit einer Gangsterexistenz verbunden sind. Die Glitzerwelten tauchen zwar noch auf, aber sie werden aber stets von einer melancholischen Stimmung umweht.
Erst Erfolg, dann unter dem Radar
Mitte der 1990er Jahre gelang De Palma sein größter kommerzieller Erfolg. Der auf der gleichnamigen Serie basierende Actionthriller "Mission: Impossible" mit Tom Cruise als Agent Ethan Hunt, der Verräter in den Reihen des CIA aufspüren soll, verbindet die Rasanz des modernen Kinos mit klassischer Suspense-Inszenierung zu einem packenden Spektakel. Neben Cruise übernahmen Emmanuelle Béart, John Voight, Jean Reno, Ving Rhames und Vanessa Redgrave weitere Rollen. "Mission: Impossible" blieb De Palmas bis dahin letzter nennenswerter Erfolg an der Kinokasse. Der im Boxermilieu angesiedelte Thriller "Spiel auf Zeit", sowie der Science-Fiction-Film "Mission to Mars" spielten zwar noch ihr Geld ein, konnten das Produktionsbudget aber nur im geringen Maße übersteigen. "Femme Fatale", ein cleverer Thriller, der mit Rebecca Romijn in der Hauptrolle noch einmal De Palmas ganzes stilistisches Inszenierungskönnen aus Tonmontage, Zeitlupe und Verknüpfung parallel ablaufender Ereignisse zu einer ineinandergreifenden Choreographie demonstrierte, blieb ein kommerzieller Flop. Danach hatte es de Palma schwerer, Filme zu finanzieren. Mit der James Ellroy-Verfilmung "The Black Dahlia" begab sich De Palma auf das Feld des Film Noir, scheiterte jedoch, kommerziell gesehen, erneut. Aus dem finanziellen Misserfolg resultierte der nur mit 5 Millionen Dollar produzierte Kriegsfilm "Redacted" über die Erlebnisse einer Soldateneinheit im Irak-Krieg. De Palma nutzt darin die Videotechnik, um dem Film mit an Youtube-Filme erinnernden Bildern einen authentischen Anstrich zu verleihen. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig wurde er mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet.
Brian de Palma war von 1979 bis 1983 mit der Schauspielerin Nancy Allen verheiratet, die in mehreren seiner Filme mitspielte, darunter auch "Dressed to Kill". 1991 heiratete er dann die Produzentin Gale Anne Hurd, mit der er auch eine Tochter bekam. Die Ehe hielt nur zwei Jahre. Anschließend war er von 1995 bis 1997 mit Darnell Gregorio-De Palma verheiratet, die es zu zwei kleinen Filmauftritten brachte und ihn zum zweiten Mal zum Vater machte.